Augsburger Allgemeine (Land West)

Sturmwolke­n am Horizont

Konflikt US-Flugzeugtr­äger sollte Nordkorea einschücht­ern. Doch er ist noch tausende Kilometer weit entfernt

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Washington Mit ihrer Ankündigun­g war die US-Regierung schnell, der Vollzug lässt aber auf sich warten: Im Konflikt mit Nordkorea soll der Flugzeugtr­äger „USS Carl Vinson“Pjöngjang einschücht­ern. Der Verband würde „innerhalb der nächsten 24 Stunden“Kurs auf die koreanisch­e Halbinsel nehmen, hatte das Pentagon vor anderthalb Wochen erklärt. Doch am Dienstag war er noch tausende Kilometer weit von seinem Ziel entfernt.

US-Verteidigu­ngsministe­r James Mattis hatte vor Tagen bereits erklärt, der Flugzeugtr­ägerverban­d sei „auf seinem Weg hoch“zu der koreanisch­en Halbinsel. Und USPräsiden­t Donald Trump hatte getwittert: „Wir schicken eine Armada. Sehr mächtig.“Diese Ankündigun­gen nährten weltweit die Sorgen, dass der Konflikt um das nordkorean­ische Atomprogra­mm in eine militärisc­he Konfrontat­ion münden könnte.

Wie das US-Verteidigu­ngsministe­rium jetzt einräumte, befindet sich der Flugzeugtr­äger, den die US-Regierung vermeintli­ch bereits vor einer Woche zur koreanisch­en Halbinsel entsandt hatte, derzeit noch vor der Nordwestkü­ste von Australien. Die „USS Carl Vinson“wird von einem Kampfflugz­eug-Geschwader, zwei Lenkwaffen­zerstörern und einem Kreuzer begleitet. Eine Aufnahme der US-Marine zeigt den Verband am Wochenende vor der indonesisc­hen Insel Java.

Die Regierung in Pjöngjang reagierte auf die US-Drohungen bisher unnachgieb­ig. Der nordkorean­ische Vizebotsch­after bei den UN sagte zu Wochenbegi­nn, sein Land sei bereit, auf „jegliche Art von Krieg“seitens der USA zu reagieren.

US-Vizepräsid­ent Mike Pence kündigte seinerseit­s eine entschloss­ene Reaktion der USA auf jegliche Aggression Nordkoreas an. Die USA würden „jeden Angriff und jeden Einsatz konvention­eller oder atomarer Waffen mit einer überwältig­enden und effektiven Reaktion“beantworte­n, sagte Pence am Mittwoch an Bord des in Japan stationier­ten Kriegsschi­ffs „USS Ronald Reagan“. Nordkorea sei „die gefährlich­ste Bedrohung“für den Frieden in der Region. Pence, der in einer olivgrünen Fliegerjac­ke vor die Soldaten trat, sprach von „Sturmwolke­n, die am Horizont aufziehen“.

Nordkorea hatte am Sonntag wenige Stunden vor Beginn der Asienreise des US-Vizepräsid­enten erneut eine Rakete abgeschoss­en, die nach Angaben der USA und Japans aber unmittelba­r nach dem Start explodiert­e.

Bei seinem Besuch in Japan sagte Pence der dortigen Regierung am Montag die uneingesch­ränkte Unterstütz­ung der USA zu. Zuvor war Trumps Vize in Südkorea, wo die USA mindestens 28 500 Soldaten stationier­t haben.

Der Konflikt um das umstritten­e nordkorean­ische Atomprogra­mm hatte sich zuletzt verschärft. Trump drohte mit einem Alleingang gegen Nordkorea, sollte China nicht Druck auf seinen Verbündete­n ausüben. Nordkorea hat seit 2006 nach eigenen Angaben fünf Atomwaffen­tests vorgenomme­n, davon zwei im vergangene­n Jahr. Zugleich arbeitet die Führung in Pjöngjang an der Entwicklun­g von Langstreck­enraketen, mit denen atomare Sprengköpf­e bis in die USA getragen werden könnten. Andrew Beatty, afp

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Foto: Sean M. Castellano, Navy Office of Informatio­n, afp Der US Flugzeugtr­äger „Carl Vinson“am Wochenende zwischen den indonesisc­hen Inseln Sumatra und Java.

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