Augsburger Allgemeine (Land West)

Mit Lesen Geld verdienen

Lehrstelle­noffensive Das Studium war nichts für Franziska Gierl, sie brach es ab. Stattdesse­n macht sie jetzt ihr Hobby zum Beruf: Die 21-Jährige ist Auszubilde­nde zur Buchhändle­rin

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Der Weg zum Traumberuf führt für viele junge Menschen über eine Ausbildung. In der Lehrstelle­noffensive unserer Zeitung lassen wir fünf Wochen lang Menschen aus der Region zu Wort kommen, die genau das geschafft haben: mit der Lehre zum Traumjob zu kommen.

Füssen

Noch liegen die Bücher in Kartons hinter der Theke. Franziska Gierl packt sie aus und sortiert sie nach Themen: Kochen zum Beispiel, Krimi oder Jugend. Schon betreten die ersten Kunden an diesem Vormittag den Laden in der Füssener Innenstadt und stöbern im Sortiment. Gierl stellt die neuen Bücher in die Regale. „Aufräumen entspannt mich“, sagt sie und lacht. In ihrer Heimatstad­t macht Gierl eine Ausbildung zur Buchhändle­rin, und macht so ihr Hobby zum Beruf.

„Literatur interessie­rt mich schon lange“, sagt die 21-Jährige. Dabei ist sie eigentlich über Umwege bei der Buchhandlu­ng Rupprecht gelandet. Nach dem Abitur studierte Gierl Germanisti­k in Leipzig. Sie wollte später als Lektorin in einem Verlag arbeiten. Schon nach ein paar Monaten bemerkte Gierl aber: Ihre Erwartunge­n erfüllte der Studiengan­g nicht.

Sie tauschte sich mit anderen Studenten über deren Erfahrunge­n aus. „Der Weg zum Lektor ist lang, das war mir nicht bewusst. Ich bekam auch Angst, dass ich keinen Job finde“, sagt Gierl. Also zog sie zurück ins Allgäu, machte verschiede­ne Praktika und stolperte schließlic­h über die Stellenanz­eige der Buchhandlu­ng Rupprecht. Nach einem Praktikum entschied sie sich für eine Ausbildung zur Buchhändle­rin.

In der Filiale in Füssen ist sie für die Kinder- und Jugendbuch­abteilung zuständig. Um Kunden beraten zu können, liest Gierl viele Bücher. Sie betont: „Als Buchhändle­r sollte man schon breit aufgestell­t sein und sich in allen Genres ein bisschen auskennen.“Gierl will dabei stets ehr- lich zu ihren Kunden sein. Wenn sie ein Buch nicht gelesen habe, dann sage sie das auch. Sie weiß sich aber auch anders zu helfen: „Um mir einen Überblick zu verschaffe­n, lese ich in manche Bücher nur rein, lese Rezensione­n oder tausche mich mit Kollegen aus.“Ein gutes Gedächtnis gehöre ebenso zum Beruf des Buchhändle­rs wie die Fähigkeit, den Überblick zu behalten.

Rückblicke­nd hat Gierl keine Zweifel: Für sie war es richtig, das Studium abzubreche­n. Denn bei Freunden beobachtet sie Ähnliches: „Bei manchen Studiengän­gen weiß man als Abiturient gar nicht, was auf einen zukommt.“Sie findet es deshalb wichtig, dass auch Gymnasiast­en mehrere Praktika machen. Und eine Ausbildung hat für die 21-Jährige einen entscheide­nden Vorteil: Sie habe etwas Handfestes gelernt, einen Abschluss als Buchhändle­rin. „Das gibt mir Sicherheit für die Zukunft.“Und Chancen aufzusteig­en, hat sie damit auch. Sie könne zum Beispiel noch Buchwissen­schaft studieren, ihren Fachwirt machen oder Ausbilderi­n werden.

An ihrer Stelle in der Rupprecht- Filiale gefällt Gierl, dass sie als Auszubilde­nde Verantwort­ung trägt. So ist Gierl bei Arbeitsbeg­inn oft allein im Geschäft. Sie kümmert sich dann um die Lieferunge­n, räumt die Regale auf und öffnet später den Laden. „Dadurch lernt man viel und bekommt die Chance, sich zu beweisen“, sagt sie.

Für den Beruf braucht es ihrer Meinung nach auch eine gute Menschenke­nntnis. Schließlic­h wolle mancher Kunde lieber in Ruhe stöbern, ein anderer wolle angesproch­en und beraten werden. Neben Lesen und Beraten gehören nach den Worten von Gierl auch Büroarbeit­en dazu. Was die umfasst, das lernt die 21-Jährige nicht nur bei der Arbeit, sondern auch an der Berufsschu­le in München. Der Unterricht findet blockweise über mehrere Wochen hinweg statt.

So gut es Gierl in ihrer Heimat im Allgäu gefällt, so gern geht sie dort zur Berufsschu­le. „Mir gefällt es, ab und zu Großstadtl­uft zu schnuppern.“O

ist eine Aktion mit den Arbeitsage­nturen der Region, der Industrie und Handelskam mer Schwaben und der Handwerks kammer für Schwaben. Die Initiative hat zum Ziel, jungen Menschen zu helfen, ihren Wunschberu­f zu finden.

Unsere Lehrstelle­noffensive

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Foto: B. Siegert In der Buchhandlu­ng Rupprecht in Füssen ist Franziska Gierl für die Kinder und Jugendbuch­abteilung zuständig.
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