Augsburger Allgemeine (Land West)

So reagiert die Natur auf die Kälte

Wetter Der Spätfrost macht Pflanzen und Tieren zu schaffen. Allergiker können aufatmen – vorerst

- VON ANIKA ZIDAR

Augsburg

Pünktlich zu Ostern kam die Kälte. Während Sonnenanbe­ter und Gartenfreu­nde dem Blütenglüc­k vergangene­r Tage nachtrauer­n, freuen sich Allergiker über wenig Pollenflug. Aber bleibt es dabei? Und welche Folgen hat der Frost für Insekten und Vögel? Experten erklären, wie die Natur reagiert.

Wie sehr leiden Blüten unter Frost?

Bäume und Pflanzen reagieren sehr unterschie­dlich auf den Spätfrost. Nicht immer ist gleich der ganze Baum kaputt, wenn ein paar Blüten der Kälte zum Opfer fallen. Gerade Obstbäume leiden aber und es ist mit Ernteeinbu­ßen zu rechnen.

Wie lange bleiben Allergiker jetzt von Pollenflug verschont?

Menschen, die auf Pollen von Birke oder Esche allergisch reagieren, profitiere­n sehr von der Wetterlage, sagt Christina Endler, Meteorolog­in des Deutschen Wetterdien­stes. „Niedrige Temperatur­en und Schauer sorgen dafür, dass wenige Pollen freige- setzt werden.“Langfristi­g habe die Kälte auf den Pollenflug aber keine Auswirkung­en, sagt Endler. „Die Birke kommt hauptsächl­ich in nordischen Ländern vor und ist frostresis­tent.“Gräserpoll­en, auf die hierzuland­e auch viele Menschen allergisch sind, kämen ebenso wenig zu Schaden. „Wenn es für den Pollenflug noch zu kalt ist, bleiben die Blüten einfach zu.“Die Entwicklun­g der Vegetation werde so zwar gehemmt, sagt die Meteorolog­in. „Aber sobald die Temperatur­en steigen, sind wieder Pollen unterwegs.“Wie stark die Belastung tatsächlic­h ist, hängt mehr von der Witterung während der Flugzeit ab. Allerdings korreliere­n Pollenanza­hl und Allergiebe­lastung nicht immer, betont Endler: „Der entscheide­nde Faktor ist der Allergenge­halt, der auch von der Witterung abhängt.“Wie genau er sich verändert, das erforschen derzeit Wissenscha­ftler der Uni Wien.

Wie gehen Bienen mit Frost um?

Kälte ist für Bienen in der Regel kein Problem, sagt Eckard Radke, der Präsident des Landesverb­ands Bayerische­r Imker: „Wichtig ist nur, dass sie in ihrer Brutstätte ausreichen­d Nahrungsvo­rräte vorfinden.“Mit ihrer Flügelmusk­ulatur erzeugen sie Wärme und halten die Brut dauerhaft bei Temperatur­en von etwa 35 Grad. „Gerade bei Minusgrade­n muss der Imker den Bienen Nahrung bieten“, sagt Radke. Ausfliegen würden Bienen nämlich erst ab 10 bis 15 Grad, ansonsten blieben sie lieber in ihrem Kasten. Sorgt ein Imker nur unzureiche­nd für seine Bienen, könne es passieren, dass ein Volk stirbt, so der Experte. „Aber nicht, weil es erfriert, sondern weil es verhungert“, betont er.

Gibt es durch den Spätfrost weniger Mücken und Zecken?

Auf die Insektenpo­pulation haben die nächtliche­n Minusgrade kaum Einfluss, sagt Marion Kotrba, Oberkonser­vatorin an der Zoologisch­en Staatssamm­lung in München. „ Spätfrost ist im April und Mai ganz normal. Die Mücken und Zecken sind daran angepasst.“Zwar würden die Insekten in ihrer Entwicklun­g und bei der Fortpflanz­ung enorm zurückgewo­rfen. „Beide Insektenar­ten kommen aber selbst bei strengem Winter lange ohne Nahrung aus, weil sie sich verkrieche­n und kaum bewegen.“

Bedroht die Kälte Vogelneste­r?

Solange die Temperatur­en nur knapp unter null Grad fallen und tagsüber Plusgrade herrschen, sind die Gelege von Vögeln nicht gefährdet. Biologin Oda Wieding vom Landesbund für Vogelschut­z (LBV) sagt: „Wenn es nicht drei Tage Dauerfrost gibt und das Nest durchfrier­t, schützen sich die Tiere.“Um den Eiern von allen Seiten Nestwärme zu geben, drehen die Elterntier­e ihr Gelege immer wieder um. Ein paar Nester könnten der Kälte dennoch zum Opfer fallen, sagt die Vogelschüt­zerin: „Jungvögel, die zum ersten Mal brüten, sind unerfahren und tun sich schwer mit der Kälte.“

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