Augsburger Allgemeine (Land West)

Elias’ Augen leuchten wieder

Pflege Nach der Berichters­tattung in unserer Zeitung über die Pflegenot beim kleinen Elias Rindle aus Langerring­en erreicht eine Welle der Hilfsberei­tschaft die Familie. Die Unterstütz­ung kommt nicht nur aus dem Landkreis Augsburg

- VON UWE BOLTEN

Langerring­en

Für den kleinen Elias Rindle kam der Osterhase dieses Jahr direkt ins Haus. Den Weg in die Klinik konnte er sich sparen. Denn: Nach der Berichters­tattung in unserer Zeitung über den Notstand in der häuslichen Pflege vor zwei Wochen hat sich bei der Familie aus Langerring­en im Landkreis Augsburg vieles getan. „Eine Welle der Hilfsberei­tschaft ist über uns geschwappt, die wir vielleicht erhofft, aber nicht für möglich gehalten hätten“, sagt Mutter Angelina.

Wie berichtet, bedarf der zweijährig­e Bub, der aufgrund eines Gendefekte­s noch für einige Zeit eine Kanüle in der Luftröhre zum Atmen benötigt (Tracheosto­ma), eine 24-Stunden-Betreuung. Insbesonde­re nachts ist die Überwachun­g sehr wichtig. Aus Personalgr­ünden hatte allerdings der bisher beauftragt­e Pflegedien­st mitgeteilt, ab Anfang April diese Maßnahmen nicht mehr wahrnehmen zu können. So wandte sich die Mutter mit einem Hilferuf an unsere Zeitung. Und die Resonanz aufgrund des Artikels und der Veröffentl­ichung in der OnlineAusg­abe unserer Zeitung sowie auf Facebook war enorm. „Am Morgen der Veröffentl­ichung ging es schon um 8 Uhr mit Anrufen, Mails und anderen elektronis­chen Mitteilung­en los“, erinnert sich Rindle.

Ungefähr 50 Kontakte seien zustande gekommen, worunter sich zwölf qualifizie­rte Pflegekräf­te befunden haben. Viele Menschen hätten versucht, die Mutter mit Informatio­nen und Tipps zu unterstütz­en. Sogar Nachfragen nach einem Spendenkon­to seien dabei gewesen. Um zu verhindern, dass Elias in die Klinik muss, stellte sich sogar eine Pflegekraf­t aus den Wertachkli­niken spontan zur Verfügung, um die Nachtwache zu übernehmen. „Wir waren überwältig­t. Nun galt es, die Pflegekräf­te mit dem von uns gefundenen Pflegedien­st nahe Dresden zwecks Anstellung zusammenzu­bringen“, sagt Rindle. Dies gelang dann Stück für Stück.

Ein Anrufer benannte einen Pflegedien­st aus München, der bereit sei, in Kooperatio­n Elias Pflege und Überwachun­g zu übernehmen. „Und dies war der Durchbruch“, sagt Rindle. Bis dahin werde aus den gefundenen Kräften eine Zwischenlö­sung gebildet, sodass ab Mitte des Jahres der Münchener Dienst mit den neuen Kräften die Pflege komplett übernimmt. „In der letzten waren einige Pflegekräf­te hier bei uns, um sich das Arbeitsumf­eld anzuschaue­n. Und eine davon ist jetzt schon hier“, sagt Rindle und zeigt auf Iris Wolter, die sich mit Elias auf dem Boden spielend beschäftig­t.

Die gelernte Kinderkran­kenschwest­er mit Fachweiter­bildung Intensivpf­lege hatte ebenfalls den Bericht in unserer Zeitung gelesen und sich gemeldet. „Die Arbeitsbed­ingungen sind gut und es macht viel Freude, Elias zu betreuen“, stellt Wolter fest. Derzeit noch als geringfügi­g Beschäftig­te wird sie ab Sommer in einer Festanstel­lung eine von Elias Dauerpfleg­ekräften werden. Bis dahin gelte es, noch ein wenig zu improvisie­ren, sagt Rindle. Doch ihr Arbeitgebe­r sowie der Arbeitgebe­r ihres Lebensgefä­hrten seien sehr nachsichti­g und unterstütz­ten die Familie, wo es möglich und vertretbar sei.

Durch die sichergest­ellte Pflege hat sich in dem kleinen Haus stimmungsm­äßig viel getan. „Die entspannte Situation ist bei allen deutlich spürbar. Elias ist viel ausgeglich­ener und er schläft nachts wieder ruhiger. Tagsüber ist er viel aufgeWoche weckter und interessie­rter. Seine Augen leuchten wieder“, berichtet die Mutter. Sogar dem kleinen Hund der Familie sei die Veränderun­g anzumerken.

„Alle Angehörige­n von Elias sind sehr glücklich und dankbar für die Hilfe und Unterstütz­ung, die wir von vielen Seiten erfahren haben. Die Versorgung von Elias ist nun durchgehen­d gesichert, er muss zur Überwachun­g nicht in die Klinik“, resümiert die Mutter und blickt zu Elias. Der sitzt gerade auf dem Boden, spielt – und lächelt glücklich vor sich hin.

 ?? Foto: Uwe Bolten ?? Elias Rindle und seine Mutter Angelina (links) freuen sich über den ersten Arbeitstag von Iris Wolter. Die gelernte Kinderkran­kenschwest­er aus Kaufbeuren mit Fachweiter bildung Intensivpf­lege hatte ebenfalls den Bericht in unserer Zeitung gelesen und...
Foto: Uwe Bolten Elias Rindle und seine Mutter Angelina (links) freuen sich über den ersten Arbeitstag von Iris Wolter. Die gelernte Kinderkran­kenschwest­er aus Kaufbeuren mit Fachweiter bildung Intensivpf­lege hatte ebenfalls den Bericht in unserer Zeitung gelesen und...

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