Augsburger Allgemeine (Land West)
Damit die Mieten bezahlbar bleiben
Wohnen Günstige Wohnungen sind in Augsburg immer seltener zu finden. Die WBG versucht, dies mit dem Bau neuer Wohnungen zu ändern. Wie sie davon abgesehen auf die Herausforderung des Marktes reagiert
Es war die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. In Augsburg herrschte in den 1920er Jahren enorme Wohnungsnot. Die Stadt reagierte mit dem Bau großer Wohnanlagen. Um ihren Betrieb zu ermöglichen, wurde 1927 eine privatrechtliche Gesellschaft gegründet – also vor exakt 90 Jahren. Es waren die Anfänge der städtischen Wohnungsbaugesellschaft, abgekürzt WBG.
Sie kümmert sich bis heute um den Erhalt von derzeit annähernd 10000 Wohnungen im Stadtgebiet. Zudem errichtet sie jährlich etwa 100 neue. In Augsburg, wo die Nachfrage nach Wohnraum seit Jahren steigt, soll die WGB künftig eine noch größere Rolle spielen: Bis 2021 wird sie knapp 780 neue Wohnungen bauen, unter anderem in der Donauwörther Straße sowie im Bärenkeller. Hinzu kommt die Modernisierung von sechs Anlagen mit insgesamt 304 Wohnungen. Das Unternehmen, sagt Geschäftsführer Mark Dominik Hoppe, sei „im Auftrag der Stadt unterwegs, um bezahlbaren Wohnraum für alle zu schaffen“. Dies funktioniere, wie ein Vergleich der Durchschnittsmieten zeigt: Bei der Wohnbaugruppe zahlt der Mieter 5,45 Euro pro Quadratmeter, auf dem freien Markt seien es 8,50 Euro.
In den kommenden Jahren will das Unternehmen auch an seiner Außenwahrnehmung arbeiten. Denn in der Öffentlichkeit wird das Unternehmen häufig mit dem Be- griff „Sozialwohnungen“in Verbindung gebracht. „Sozialwohnungen in der früheren Form gibt es aber nicht mehr. Wir setzen auf eine einkommensorientierte Förderung“, sagt Hoppe. Das heißt in der Praxis, dass in einem Neubau auch Mieter einziehen, die ein höheres Einkommen beziehen.
Und auch Oberbürgermeister Kurt Gribl bestätigt dies: Die Wohnbaugruppe erfülle eine wesentliche Daseinsversorgung, die beileibe nicht allein Sozialhilfeempfängern zugutekomme. In der Öffentlichkeit entstehe mitunter ein falscher Eindruck: „WBG-Mieter bewegen sich nicht am sozialen Rand“, so Gribl.
Um mit diesen Vorurteilen aufzuräumen, hat die WBG nun ihr Erscheinungsbild geändert: Das Unternehmen mit seinen 135 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 59 Millionen Euro heißt ab sofort nicht mehr Wohnungsbaugesellschaft, sondern Wohnbaugruppe Augsburg – ohne Abkürzung. Was die WBG bislang gemacht hat, firmiert unter dem Geschäftsfeld „Leben Wohnbaugruppe“. Die Tätigkeiten der Augsburger Gesellschaft für Stadtentwicklung und Immobilienbetreuung (abgekürzt AGS) werden unter dem Geschäftsfeld „Entwickeln Wohnbaugruppe“fortgeführt. Kernaufgabe ist hier die Betreuung von Bauprojekten im Auftrag der Stadt. So modernisiert dieser Bereich zum Beispiel Schulen und Kindergärten und baut bald eine neue Messehalle.
Wenn es um den Immobilienmarkt in Augsburg geht, der mit sozialen Aspekten zu tun hat, gilt die WBG als anerkannte Größe. Diesen Anspruch will sie weiter erfüllen. Es gehe auch nicht darum, lediglich ein neues Logo und einen neuen Namen auf den Markt zu bringen. Die Wohnbaugruppe soll mit ihren Möglichkeiten dazu beitragen, dass auch künftig bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung steht. „Wohnen ist ein zentrales politisches Thema“, sagt Gribl, „natürlich auch unter dem Eindruck des in Augsburg angespannten Wohnungsmarktes“. Vom 90-jährigen Bestehen des Unternehmens sollen im Jubiläumsjahr im Übrigen 90 Augsburger Vereine, Einrichtungen, Stiftungen und Projekte profitieren. Die Aktion „90 Jahre, 90 Taten“ist gestartet. Bis zu 1000 Euro werden an Einzelspenden ausgegeben. Anmeldungen an: 90jahre@wohnbaugruppe.de (bis 30. Juni).
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