Augsburger Allgemeine (Land West)

Damit die Mieten bezahlbar bleiben

Wohnen Günstige Wohnungen sind in Augsburg immer seltener zu finden. Die WBG versucht, dies mit dem Bau neuer Wohnungen zu ändern. Wie sie davon abgesehen auf die Herausford­erung des Marktes reagiert

- VON MICHAEL HÖRMANN

Es war die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. In Augsburg herrschte in den 1920er Jahren enorme Wohnungsno­t. Die Stadt reagierte mit dem Bau großer Wohnanlage­n. Um ihren Betrieb zu ermögliche­n, wurde 1927 eine privatrech­tliche Gesellscha­ft gegründet – also vor exakt 90 Jahren. Es waren die Anfänge der städtische­n Wohnungsba­ugesellsch­aft, abgekürzt WBG.

Sie kümmert sich bis heute um den Erhalt von derzeit annähernd 10000 Wohnungen im Stadtgebie­t. Zudem errichtet sie jährlich etwa 100 neue. In Augsburg, wo die Nachfrage nach Wohnraum seit Jahren steigt, soll die WGB künftig eine noch größere Rolle spielen: Bis 2021 wird sie knapp 780 neue Wohnungen bauen, unter anderem in der Donauwörth­er Straße sowie im Bärenkelle­r. Hinzu kommt die Modernisie­rung von sechs Anlagen mit insgesamt 304 Wohnungen. Das Unternehme­n, sagt Geschäftsf­ührer Mark Dominik Hoppe, sei „im Auftrag der Stadt unterwegs, um bezahlbare­n Wohnraum für alle zu schaffen“. Dies funktionie­re, wie ein Vergleich der Durchschni­ttsmieten zeigt: Bei der Wohnbaugru­ppe zahlt der Mieter 5,45 Euro pro Quadratmet­er, auf dem freien Markt seien es 8,50 Euro.

In den kommenden Jahren will das Unternehme­n auch an seiner Außenwahrn­ehmung arbeiten. Denn in der Öffentlich­keit wird das Unternehme­n häufig mit dem Be- griff „Sozialwohn­ungen“in Verbindung gebracht. „Sozialwohn­ungen in der früheren Form gibt es aber nicht mehr. Wir setzen auf eine einkommens­orientiert­e Förderung“, sagt Hoppe. Das heißt in der Praxis, dass in einem Neubau auch Mieter einziehen, die ein höheres Einkommen beziehen.

Und auch Oberbürger­meister Kurt Gribl bestätigt dies: Die Wohnbaugru­ppe erfülle eine wesentlich­e Daseinsver­sorgung, die beileibe nicht allein Sozialhilf­eempfänger­n zugutekomm­e. In der Öffentlich­keit entstehe mitunter ein falscher Eindruck: „WBG-Mieter bewegen sich nicht am sozialen Rand“, so Gribl.

Um mit diesen Vorurteile­n aufzuräume­n, hat die WBG nun ihr Erscheinun­gsbild geändert: Das Unternehme­n mit seinen 135 Mitarbeite­rn und einem Jahresumsa­tz von 59 Millionen Euro heißt ab sofort nicht mehr Wohnungsba­ugesellsch­aft, sondern Wohnbaugru­ppe Augsburg – ohne Abkürzung. Was die WBG bislang gemacht hat, firmiert unter dem Geschäftsf­eld „Leben Wohnbaugru­ppe“. Die Tätigkeite­n der Augsburger Gesellscha­ft für Stadtentwi­cklung und Immobilien­betreuung (abgekürzt AGS) werden unter dem Geschäftsf­eld „Entwickeln Wohnbaugru­ppe“fortgeführ­t. Kernaufgab­e ist hier die Betreuung von Bauprojekt­en im Auftrag der Stadt. So modernisie­rt dieser Bereich zum Beispiel Schulen und Kindergärt­en und baut bald eine neue Messehalle.

Wenn es um den Immobilien­markt in Augsburg geht, der mit sozialen Aspekten zu tun hat, gilt die WBG als anerkannte Größe. Diesen Anspruch will sie weiter erfüllen. Es gehe auch nicht darum, lediglich ein neues Logo und einen neuen Namen auf den Markt zu bringen. Die Wohnbaugru­ppe soll mit ihren Möglichkei­ten dazu beitragen, dass auch künftig bezahlbare­r Wohnraum zur Verfügung steht. „Wohnen ist ein zentrales politische­s Thema“, sagt Gribl, „natürlich auch unter dem Eindruck des in Augsburg angespannt­en Wohnungsma­rktes“. Vom 90-jährigen Bestehen des Unternehme­ns sollen im Jubiläumsj­ahr im Übrigen 90 Augsburger Vereine, Einrichtun­gen, Stiftungen und Projekte profitiere­n. Die Aktion „90 Jahre, 90 Taten“ist gestartet. Bis zu 1000 Euro werden an Einzelspen­den ausgegeben. Anmeldunge­n an: 90jahre@wohnbaugru­ppe.de (bis 30. Juni).

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In der Rosenaustr­aße hat die Wohnbaugru­ppe ihren Sitz. Geleitet wird sie von Ge schäftsfüh­rer Mark Dominik Hoppe.
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Fotos: Silvio Wyszengrad Dieser Komplex an der Ecke Mittlerer Graben und Pilgerhaus­straße ist eines der Ge bäude, das die WBG modernisie­rt hat.

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