Augsburger Allgemeine (Land West)
Wo laufen sie denn?
In drei Wochen findet der Firmenlauf statt. Unsere Autorin trainiert schon fleißig. Dabei hatte sie angenehme Begegnungen
und zurück. Zwei Runden. Die Sportlehrerin stoppte an der Goggelesbrücke die Zeit. Einige von uns wählten in sicherer Entfernung die Abkürzung durch die wenig Wasser führende Wertach. So konnten wir uns einige Meter sparen und vielleicht eine bessere Note im Langstreckenlauf ergattern, erhofften wir uns. Falsch gedacht: Die nassen Schuhe fielen unserer Lehrerin auf … Wir mussten nochmals die zwei Runden laufen und bekamen eine schlechte Zensur.
Um Noten geht es beim Firmenlauf nicht, da geht es vielmehr um das Gemeinschaftserlebnis. Als ich im vergangenen Jahr erstmals mitlief, war es ein Gefühl wie Bundesjugendspiele für Erwachsene. Das Wetter war furchtbar, der Regen hatte schon vor dem Start alle Kleidungsschichten durchnässt. Dennoch waren alle Anwesenden guter Laune und motiviert. Den Teilnehmern in meinem Umkreis, die ungefähr mein Tempo liefen, habe ich es zu verdanken, dass ich
ankam. Weil sie sich die Wegstrecke entlangquälten, tat ich es eben auch. Das Ankommen war die schönste Belohnung für all die Strapazen und Motivation genug, in diesem Jahr wieder teilzunehmen. Nun bin ich wieder an der Wertach unterwegs: In genau drei Wochen findet der Firmenlauf statt. Und siehe da: Das Training ist gar nicht so schlimm und ich werde mit angenehmen Begegnungen belohnt. Zuletzt joggte ich eines morgens in Richtung Eiserner Steg und hörte Musik. Im Holzpavillon, der im Zuge von Wertach vital aufgestellt wurde, saß ein Mann und spielte Trompete. Einfach so. Da war die Welt irgendwie in Ordnung. Auch als mich eine Joggerin auf mein T-Shirt ansprach – das Firmenlauf-Shirt vom vergangenen Jahr. „Ich arbeite auch in ihrer Firma“, sagte sie und wir pausierten für einen kurzen Ratsch. Daneben sind die Allwetter- und Ganzjahresläufer ein freundliches Volk und grüßen stets beim Vorbeilaufen. Vielleicht laufe ich nach dem Firmenlauf weiter. Wenn es keine zwingende Ausrede gibt.
Miriam Zissler,
40, ist in Augsburg aufgewachsen und kennt hier jeden Winkel und jede Abkürzung.
*** Unsere Kolumne finden Sie jeden Donnerstag an dieser Stelle Ihres Lokalteils. Nächste Woche: „Elternzeit“mit Ansichten und Geschichten aus dem Familienleben.