Augsburger Allgemeine (Land West)
Die verschrobene Welt der „Reichsbürger“
Analyse Die Staatsverweigerer erkennen die Bundesrepublik Deutschland und ihre Organe nicht an. Ein Wissenschaftler erklärt, wer diese Menschen sind, worauf sie sich berufen und warum sie eine Gefahr darstellen
Augsburg
„Reichsbürger“, so heißt es, leben in ihrer eigenen Welt – ihrer Meinung nach sogar in einem eigenen Staat. Mit Verschwörungstheorien und Lügen sprechen sie der Bundesrepublik jegliche Autorität ab. Sie stellen sich deshalb über geltendes Recht und haben es schon vielfach gebrochen. Als selbst ernannte „Patrioten“vergangener Reiche bunkern sie Waffen. Harmlose Spinner? Wohl kaum.
Politikwissenschaftler Jan Rathje hat sich im Auftrag der Bundeszentrale für politische Bildung mit den „Reichsbürgern“beschäftigt. Er argumentiert, dass alle Menschen aus diesem verschwörungsideologischen Milieu ähnlichen Beweggründen folgen: „Diese Leute glauben in letzter Instanz an den Mythos der jüdischen Weltverschwörung. Also an große Machtspieler, die hinter den Staaten stehen und weltweit das Geschehen lenken.“Solche Behauptungen testen sei es, wenn solche Personen Waffen besitzen – dann wird die Situation lebensbedrohlich.
In den vergangenen Monaten haben „Reichsbürger“bewiesen, dass sie auch vor Mord nicht zurückschrecken. So schoss im Oktober ein Mann im mittelfränkischen Georgensgmünd auf Polizisten. Einer erlag den Schusswunden, drei weitere wurden verletzt. Wenige Monate zuvor, im August, schoss in Sachsen-Anhalt ein 41-Jähriger ebenfalls auf Polizeibeamte. Seit diesen Zwischenfällen durchsuchen Behörden regelmäßig Wohnungen sogenannter Reichsbürger. Dabei sind Polizisten mehrfach auf größere Waffenarsenale gestoßen.
Inhaltlich gelten die Anschauungen der „Reichsbürger“als völlig realitätsfern, da sie Tatsachen verdrehen, um damit das Weiterbestehen eines „Deutschen Reiches“zu rechtfertigen. Geschichtsprofessor Dietmar Süß (Universität Augsburg) widerspricht ausdrücklich der