Augsburger Allgemeine (Land West)
Gewalt darf kein Tabuthema sein
Im Vergleich zu vielen anderen Ländern der Welt ist Mobbing an deutschen und bayerischen Schulen unterdurchschnittlich weit verbreitet. Doch Schülern, die unter den Boshaftigkeiten ihrer Klassenkameraden leiden, hilft diese Tatsache überhaupt nicht. Für sie ist jeder Tag im Unterricht eine Qual.
Bayern tut viel dafür, diesen Schülern zu helfen und Mobbing gar nicht erst zuzulassen. Das Kultusministerium führt ein Dutzend Präventionsprogramme auf. Doch um das Problem wirklich in den Griff zu bekommen, müssen die Schulen der Gewalt ins Gesicht sehen. Die meisten tun das. Doch es gibt eben immer noch Einrichtungen, an denen es anders ist. In einer Forsa-Umfrage klagte die Hälfte der befragten Lehrer, dass Übergriffe, selbst auf Pädagogen, ein Tabuthema sind. Und es gibt immer noch Schulen, an denen Beratungslehrer nicht ausreichend Zeit für die Probleme der Kinder haben. Stattdessen müssen sie ihre Sprechzeiten opfern, um etwa Vertretungsstunden anderer Lehrer zu übernehmen. Doch Präventionsarbeit sollte nicht zur Disposition stehen. Schüler dürfen nicht an verschlossene Türen klopfen, wenn sie endlich den Mut gefasst haben, sich zu offenbaren.