Augsburger Allgemeine (Land West)

Es ist nicht nur eine Entscheidu­ng für eine Partei

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aus dem Stand über 30 Prozent und löste den langjährig­en Abgeordnet­en der Linksparte­i ab. „Viele Leute haben mich damals gewählt, obwohl ich in der CDU bin“, erzählt er. Die Menschen mögen ihn. Auch weil er viele solcher Sätze sagt, ehrliche Sätze, die man von anderen Politikern selten hört. Zum Beispiel, dass die AfD durchaus einige richtige Fragen stelle. „Aber“, betont er dann, „sie gibt nicht die richtigen Antworten.“

Patzelt ist keiner, der die Menschen noch in ihrer Wut und in ihren Ängsten bestärkt. Vor kurzem hat eine Frau ihm auf dem InternetPo­rtal Abgeordnet­enwatch ihre Sorgen geklagt: Deutschlan­d gehe es von Jahr zu Jahr schlechter, vor 40 Jahren war alles noch besser. „Was“, fragte die Frau, „stimmt in diesem Land nicht?“Patzelts Antwort war fast ungehalten: „Wenn Sie vor 40 Jahren schon gelebt haben, dann dürfen Sie so etwas nicht schreiben, wenn Sie es nur gehört haben, nicht glauben.“Armut, schrieb er, sei sehr relativ. Was viele Menschen dafür hielten, sei nur ein subjektive­s Empfinden. Denn die Menschen könnten sich heute viel mehr leisten, das wecke Begehrlich­keiten. Es ist die Antwort eines Mannes, der mit 13 Geschwiste­rn aufgewachs­en ist und der weiß, dass früher nicht alles besser war.

Wenn die Wähler im September in Frankfurt abstimmen, dann nicht nur darüber, welche Partei sie künftig im Bundestag vertritt. Sie wählen auch einen bestimmten Typus Mensch und eine bestimmte Art, dem Leben zu begegnen. Patzelt oder Gauland, „wir schaffen das“oder „wir wollen nicht mehr“. Man könnte auch sagen, sie müssen sich entscheide­n: zwischen dem Blick nach vorne und dem zurück.

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Foto: dpa Der CDU Abgeordnet­e Martin Patzelt hat Haben und Awet aufgenomme­n.

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