Augsburger Allgemeine (Land West)
Das Spiel mit der Wahrheit
George Orwells 69 Jahre altes Werk „1984“war Anfang dieses Jahres in den USA restlos ausverkauft – kurz nachdem Donald Trump Präsident wurde. US-Bürger scheinen ihr Land dieser Tage in einigen Passagen wiederzuerkennen. Ein Beispiel? Trump stritt mit Journalisten um die Besucherzahlen bei der Antrittsrede des Präsidenten. Die Regierung erklärte ihre nachweislich falschen Behauptungen kurzerhand zu „alternativen Fakten“. Orwell kam seinerzeit nicht auf den Begriff „alternative Fakten“. Er nannte es „Doppeldenk“, wenn die Führung des Landes Lügen zu Wahrheiten erhob.
Der englische Schriftsteller und Journalist Orwell entwarf in den späten 1940er Jahren eine düstere Zukunftsvision der Welt im Jahr 1984. Im fiktiven Staat „Ozeanien“herrscht eine Partei, versinnbildlicht durch den „Großen Bruder“(Big Brother). Dauerkontrolle und Gehirnwäsche sichern ihre Position. Orwells Vision eines Überwachungsstaats nahm die tatsächliche technische Entwicklung in vielen Punkten vorweg. Der Autor erdachte etwa einen Fernsehapparat, der den Zuschauer mit einer Kamera beobachten kann – ähnlich einem Computer mit Webcam. „1984“wird bis heute im Zusammenhang mit Überwachung und Datenmissbrauch zitiert. Christian Gall
Erhältlich in vielen Verlagsausgaben, etwa Ullstein, Pen guin oder Galli mard.