Augsburger Allgemeine (Land West)
Über Jahre ist sie im Vorstand des Pfarrgemeinderats
Wolframs-Eschenbach entfernten Windsbach. Fragen zu ihrem Geschlecht kämen nur noch selten. Sie geht ja offen mit ihrer Biografie um.
Heute ist es ihr vor allem wichtig, dass andere sich trauen, ihren Weg zu gehen. Weil ihr selbst so viel geholfen wurde und weil sie weiß, wie viel Unterstützung nötig ist, gründet sie 2009 die Selbsthilfegruppe „Trans-Ident“, die heute ein Verein mit zwölf angeschlossenen Selbsthilfegruppen und einer Beratungsstelle ist. Sie berät Transsexuelle und ihre Angehörigen, hält Vorträge, etwa an Schulen und Universitäten, klärt an Gesundheitstagen über Transsexualität auf. Erreichen will sie vor allem auch, dass Transsexualität nicht mehr als Persönlichkeitsstörung bei den Krankenkassen, die die Geschlechtsangleichung bezahlen, eingestuft wird. Transsexualität sollte als körperliche Anomalie angesehen werden. Zu stigmatisierend sei der Begriff „Persönlichkeitsstörung“. Gerade Arbeitgeber reagierten oft skeptisch. Aufklärungsarbeit tut not. Denn Sandra Wißgott weiß von vielen Menschen in allen Berufsgruppen, die eine leidvolle Doppelexistenz führen – vom Pfarrer bis zur Marketingchefin.
Und was macht Sandra Wißgotts Frau beruflich – wie geht sie überhaupt mit der Situation um? Sie ist gelernte Bankkauffrau, arbeitet aber seit vielen Jahren bei „Kiss Mittelfranken“, einer Selbsthilfekontaktstelle. Das heißt, sie hilft bei der Aufklärungsarbeit über Transsexualität. Wer das Bild des Brautpaares vor dem Hintergrund dieser ganzen Geschichte betrachtet, versucht sich vorzustellen, was sie zusammen durchgemacht haben. Der Gedanke an Trennung war immer wieder einmal da. Von beiden Seiten. Doch Sandra Wißgott sagt: „Das Bedürfnis, als Familie zusammenzubleiben, war immer stärker.“O
Der Verein „Trans Ident“hilft Betroffenen und Angehörigen. Weitere Informationen unter www.trans ident.de
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