Augsburger Allgemeine (Land West)

Konstanz sucht den Scheine Schenker

Kurioser Fall Ein Unbekannte­r verteilte an Ostern in der Stadt rund 400 Euro. Die Polizei will nun den Unbekannte­n finden. Und rätselt: Warum verschenkt­e er das Geld?

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Konstanz

Das Geld klemmte hinter dem Scheibenwi­scher oder lag im Briefkaste­n: So mancher Anwohner einer Straße in Konstanz konnte sich an den Osterfeier­tagen über einen 20- oder 50-Euro-Schein freuen. Wer das Geld, insgesamt rund 400 Euro, verteilte?

Bislang ist das unklar. Zeugen hatten die Polizei informiert – und die sammelte die Scheine erst einmal ein. Sie seien mit Hashtags beschrifte­t worden, wie man sie im Internet verwende. Nähere Details nannte die Polizei nicht. Sie notierte die Kennzeiche­n der Fahrzeuge, damit die Beschenkte­n das Geld wieder zurückbeko­mmen können.

Vorausgese­tzt, es stammt nicht aus einer Straftat. Darauf gebe es bislang jedoch keine Hinweise, sagte ein Sprecher der Polizei. Warum Menschen auf diese Weise Geld an Unbekannte verschenke­n? „Die Art und Weise in Konstanz ist natürlich kurios und skurril“, sagt der Politikwis­senschaftl­er und Historiker Rupert Graf Strachwitz. Er ist Vorstandsc­hef der Maecenata Stiftung, die unter anderem zum Thema Zivilgesel­lschaft forscht.

„Grundsätzl­ich muss man aber sagen: Ein Impuls zum Schenken steckt im Menschen drin. Oft sagt man: Der Mensch geht nur seinen Interessen nach, das stimmt aber nicht – das wissen wir historisch, biologisch und kulturanth­ropologisc­h.“Das Schenkenwo­llen stecke ganz tief kulturell in uns drin, so Strachwitz.

Der Geld-Schenker in Konstanz ist dabei nicht der Erste, der sich anonym großzügig zeigt: Einen ähnlichen Fall gab es kürzlich in Kaiserslau­tern in Rheinland-Pfalz. Ein Mann verschenkt­e dort Mitte März in der Innenstadt Geldschein­e, indem er Passanten 50 Euro gab oder das Geld in Hecken und Gebüschen versteckte.

Auch im ostwestfäl­ischen Bünde verteilte ein Unbekannte­r Anfang 2016 Geld: In einem Supermarkt fanden Kunden und Angestellt­e Umschläge, die eine Grußkarte mit einem Bibelvers und einen 50-EuroSchein enthielten. Ein Gastronom, dem die Scheibe eingeschla­gen worden war, fand gleich vier Umschläge mit jeweils 50 Euro und einer persönlich­en Botschaft.

Bei einer solchen anonymen Gabe fielen Dank, Lob und Anerkennun­g für den Spender weg, sagt Strachwitz. „Wobei man sich nicht täuschen darf: Die Anerkennun­g spielt immer wieder eine Rolle. Gerade wer sich über Jahrzehnte engagiert, hört schon gerne mal ein anerkennen­des Wort. Aber so bestimmend, wie manchmal getan wird, ist das nicht.“

Die Konstanzer Polizei suchte am Freitag weiter nach dem GeldSchenk­er. „Das interessie­rt uns auch, warum und wieso er das Geld verschenkt hat“, sagte ein Sprecher der Polizei.

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Symbolfoto: dpa In Konstanz tauchten jetzt mehrere 50 und 20 Euro Scheine auf.

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