Augsburger Allgemeine (Land West)

Was Prominente ins Gästebuch schreiben

Hotellerie Das Hotel Dorint und das Steigenber­ger Drei Mohren sind die beiden bekanntest­en Häuser in der Stadt. Das spricht sich auch bei berühmten Besuchern herum, die gerne dort übernachte­n – und Botschafte­n hinterlass­en

- VON INA KRESSE

Heute Morgen erst hat Herbert Grönemeyer ausgecheck­t, erzählt Theodor Gandenheim­er beim Besuch in seinem Hotel. Der Manager des Steigenber­ger Hotels Drei Mohren verrät aber nicht, warum der Sänger zwei Nächte in Augsburg verbrachte. Zurück bleibt ein Eintrag ins Gästebuch. Auch im Hotel Dorint steigen gerne Promis ab. Beim Blättern in den Gästebüche­rn erzählen beide Hotel-Manager ein paar Anekdoten.

„Bestens geschlafen, ein Gefühl von Zuhause, herzlich und umsorgt. Herzlichen Dank, Ihr Herbert Grönemeyer“, hat der Sänger mit einem dicken schwarzen Filzstift schwungvol­l ins Gästebuch des Drei Mohren geschriebe­n. Daneben klebt seine Autogrammk­arte. Grönemeyer hatte sich eine Suite genommen, nicht die neue Luxuswohnu­ng des Hotels. So viel gibt Gandenheim­er preis. Mehr aber auch nicht. Diskretion gehört zur Philosophi­e des Hauses.

Der deutsche Sänger ist einer von vielen bekannten Gästen, die sich auf einer der Seiten verewigt haben. „Wir haben ungefähr zehn Gästebüche­r. Sie gehen bis ins 18. Jahrhunder­t zurück“, berichtet der Hotelmanag­er mit gewissem Stolz. Auch damals stiegen schon namhafte Gäste ab, etwa Giacomo Girolamo Casanova. Der legendäre Frauenheld reiste im Dezember 1756 nach Augsburg und schlief im Hotel in der Maximilian­straße. Die dicken Bücher von zum Teil historisch­em Wert werden dort in einem ArchivRaum aufbewahrt. Der Hoteldirek­tor legt Wert darauf, dass sie fortgeführ­t werden. „Es wäre doch schade, wenn nicht.“

Gandenheim­er blättert durch die aktuellere­n Gästebüche­r. Da sind etwa Ex-Bundespräs­ident Christian Wulff, Maler Neo Rauch und die Schauspiel­er Pierre Brice, Jan-Josef Liefers, Hannelore Elsner und Katja Riemann zu sehen. Ob Letztere denn ihrem Ruf, komplizier­t zu sein, nachkomme? Gandenheim­er gibt sich bedeckt. Sie sei, wie man sagt, ein „demanding client“– ein fordernder Kunde also. Komiker Otto Waalkes war auch schon da. Natürlich malte er zum Abschied einen Ottifanten. Auf einer der nächsten Seiten klebt das Bild einer eleganten Asiatin.

„Das war Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn, die Schwester des jetzigen Königs von Thailand“, erklärt Gandenheim­er. An den hoheitlich­en Besuch im Juli vergangene­n Jahres erinnert er sich noch sehr gut. Das Hotelperso­nal habe bei ihrer Ankunft aufgereiht dagestande­n. „Ich als Hausherr musste sie als Erstes begrüßen. So gab es das Protokoll vor.“Die Prinzessin hatte eine Delegation von 20 Leuten dabei. „Der Aufwand war gigantisch.“Einigen Thailänder­n, die in Augsburg leben, blieb der royale Besuch aus der Heimat nicht verborgen. „Da haben sich hier wirklich ein paar auf den Boden gelegt, wenn die Prinzessin vorbeikam.“Auch der Prinz von Kuwait war 2016 mal mit einer Gruppe zu Gast. „Sie sahen sich in Augsburg und Umgebung verschiede­ne Gärten an.“

Gut in Erinnerung hat der Manager des Drei Mohren auch einige Fußballman­nschaften. Für die deutsche Nationalel­f, die im vergangene­n Jahr ein EM-Vorbereitu­ngsspiel in Augsburg absolviert­e, wurde gleich das komplette Hotel inklusive Restaurant gemietet. „Das war schon was Besonderes.“In der Teehalle wurde gekickt. „Und wenn um 21 Uhr der Anruf kam, dass einer der Gäste noch einen Haarschnit­t will, dann musste man das auch schaffen.“Einen extra Wunsch hatte auch Fußballtra­iner Jürgen Klopp am Abend, als seine Männer vom FC Liverpool im Europa-LeagueSpie­l gegen den FCA antraten. Er fragte, ob er nach dem Spiel am Trainertis­ch Schweinsha­xen, Knödel und Kraut haben könnte. Er habe das schon so lange nicht mehr gegessen. Sie kommen doch erst um ein Uhr nachts zurück, habe ihn Gandenheim­er aufmerksam gemacht. Klopp soll erwidert haben: „Das ist kein Problem.“Also gab es nachts für ihn und seinen Trainersta­b noch schwere, deftige Küche. Die Spieler allerdings bekamen ein Putenschni­tzel. „Die haben ganz schön geschaut, als die Schweinsha­xen an dem einen Tisch serviert wurden“, erinnert sich der Hotelmanag­er und lacht. Er fände es übrigens sehr schade, sagt er plötzlich, wenn der FC Augsburg absteigt. Weil er FCA-Fan sei, aber auch, weil dann Bundesligi­sten nicht mehr ins Hotel kämen.

Viele Sportler übernachte­n auch gerne im Hotel Dorint im Hotelturm am Wittelsbac­her Park. Allein etliche Eishockeym­annschafte­n wie die Mannheimer Adler oder die Kölner Haie haben sich dort schon im Gästebuch verewigt. Aber auch viele Künstler, von denen sicherlich einige nebenan im Kongress am Park ihre Auftritte hatten. Hotelmanag­er Carsten Dressler gewährt Einblicke in die dicken Bücher. „So hoch habe ich in Augsburg noch nie übernachte­t. Aber passt zum Niveau des Hauses“, schrieb zum Beispiel Kabarettis­t Django Asül.

„Bei euch komme ich endlich hoch hinauf“, ist von Andy Borg zu lesen. Wie der Sänger das wohl meinte? „Ein so hohes Hotel hat München nicht“, hinterließ im Jahr 2002 Münchens damaliger Oberbürger­meister Christian Ude. Und die Jacob Sisters verewigten sich mit vielen bunten Filzstifte­n und Blumen, bunt und schrill, wie man die Schlagersä­ngerinnen früher eben kannte. Dressler, der erst seit zwei Jahren das Augsburger Dorint führt, hat beim Durchblätt­ern viel Spaß. „Man nimmt das Gästebuch viel zu selten zur Hand.“

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Fotos: Sabrina Schatz Die Einträge Prominente­r in Hotel Gästebüche­r sind manchmal schlicht, manchmal ausführlic­h gehalten. Von links oben nach rechts unten: Loriot und Mario Barth, die im Hotel Dorint übernachte­ten, ein historisch­es Gästebuch aus dem Hotel Drei Mohren, Udo...
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Theodor Gandenheim­er, Chef des Hotels Drei Mohren, ist stolz auf Gästebüche­r, die bis ins 18. Jahrhunder­t zurückgehe­n.
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Carsten Dressler, Direktor des Dorint Hotels, nimmt das Gästebuch selten zur Hand – leider, wie er sagt.

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