Augsburger Allgemeine (Land West)
Wenn der Kopf Karussell fährt
Gesundheit Schwindelgefühl ist eine der häufigsten Ursachen, weshalb Menschen einen Arzt aufsuchen. Meist lassen sich die Symptome mit Medikamenten oder Übungen behandeln. Manchmal steckt aber mehr dahinter
Stadtbergen
Es gehört zu den häufigsten Gründen, aus denen der Hausarzt aufgesucht wird: das Schwindelgefühl. Glücklicherweise hat Schwindel in den meisten Fällen keine besorgniserregenden Ursachen. Aber es kann auch etwas Ernstes dahinterstecken. Was zu tun ist, „wenn der Kopf Karussell fährt“, darauf geht der Oberarzt an der Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten des Klinikums, Dr. Tobias Strenger, zusammen mit Chefarzt Prof. Johannes Zenk in der Ärztlichen Vortragsreihe ein.
Schwindel bedeutet grundsätzlich, dass die Orientierung des Körpers im Raum gestört ist. Nach Aussage von Strenger wirken drei Systeme zusammen, damit das Gehirn feststellen kann, ob jemand sich im Gleichgewicht befindet. Es handelt sich um das Gleichgewichtsorgan in den beiden Ohren, um das visuelle System (Augen) und um eine Vielzahl von Körpereigensensoren, die sich in der Haut, in den Muskeln, den Sehnen und den Gelenken befinden. Melden sie dem Gehirn widersprüchliche Daten, dann entsteht Schwindel.
Das kann auch auf natürlichem Wege geschehen, etwa bei der berühmten Seekrankheit. Man steht unter Deck, das Schiff schwankt hin und her, und die verschiedenen Sinnesorgane senden nicht zueinander passende Informationen an das Gehirn. Das eigentliche Gleichgewichtsorgan im Ohr kann aber auch geschädigt oder krank sein. Es handelt sich um flüssigkeitsgefüllte Hohlräume, in denen Sinneshärchen die Bewegung der Lymphe beziehungsweise von Kristallen registrieren. Dort kann eine Entzündung vorliegen.
Bewegungsübungen können dem Gehirn helfen, sich an die Störung anzupassen. Zusätzlich wird meist Cortison gegen die Entzündung gegeben.
Eine Vielzahl von möglichen Differenzialdiagnosen kommt infrage. Eine weitere häufige Schwindelursache ist der sogenannte gutartige Lagerungsschwindel; dann haben sich Kristalle aus dem flüssigkeitsgefüllten Hohlraum gelöst und verursachen bei Bewegungen einen überschießenden Reiz. Hierfür gibt es spezielle Übungen, mit denen man die Kristalle an einen Ort befördern kann, wo sie nicht mehr stören.
Der sogenannte Morbus Menière ist außer durch wiederkehrende Schwindelattacken auch durch Hörstörungen und Tinnitus gekennzeichnet. Allerdings kann Schwindel laut Strenger gelegentlich auch ein Anzeichen für einen Schlaganfall oder eine Hirnblutung sein oder auf Krankheiten wie Migräne oder Multiple Sklerose hinweisen.
Um das abzuklären, steht im Klinikum eine umfangreiche DiagnoseApparatur zur Verfügung. HNOÄrzte, die auf diese Erkrankungen spezialisiert sind, werden NeuroOtologen genannt. Diese Spezialisten gibt es auch in der HNO-Klinik des Augsburger Klinikums. O
Vortrag Die Veranstaltung findet am Montag, 24. April, um 19.30 Uhr im Bürgersaal Stadtbergen statt. Eintritt: fünf Euro.