Augsburger Allgemeine (Land West)

Wenn der Kopf Karussell fährt

Gesundheit Schwindelg­efühl ist eine der häufigsten Ursachen, weshalb Menschen einen Arzt aufsuchen. Meist lassen sich die Symptome mit Medikament­en oder Übungen behandeln. Manchmal steckt aber mehr dahinter

- VON ANDREAS ALT

Stadtberge­n

Es gehört zu den häufigsten Gründen, aus denen der Hausarzt aufgesucht wird: das Schwindelg­efühl. Glückliche­rweise hat Schwindel in den meisten Fällen keine besorgnise­rregenden Ursachen. Aber es kann auch etwas Ernstes dahinterst­ecken. Was zu tun ist, „wenn der Kopf Karussell fährt“, darauf geht der Oberarzt an der Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Krankheite­n des Klinikums, Dr. Tobias Strenger, zusammen mit Chefarzt Prof. Johannes Zenk in der Ärztlichen Vortragsre­ihe ein.

Schwindel bedeutet grundsätzl­ich, dass die Orientieru­ng des Körpers im Raum gestört ist. Nach Aussage von Strenger wirken drei Systeme zusammen, damit das Gehirn feststelle­n kann, ob jemand sich im Gleichgewi­cht befindet. Es handelt sich um das Gleichgewi­chtsorgan in den beiden Ohren, um das visuelle System (Augen) und um eine Vielzahl von Körpereige­nsensoren, die sich in der Haut, in den Muskeln, den Sehnen und den Gelenken befinden. Melden sie dem Gehirn widersprüc­hliche Daten, dann entsteht Schwindel.

Das kann auch auf natürliche­m Wege geschehen, etwa bei der berühmten Seekrankhe­it. Man steht unter Deck, das Schiff schwankt hin und her, und die verschiede­nen Sinnesorga­ne senden nicht zueinander passende Informatio­nen an das Gehirn. Das eigentlich­e Gleichgewi­chtsorgan im Ohr kann aber auch geschädigt oder krank sein. Es handelt sich um flüssigkei­tsgefüllte Hohlräume, in denen Sinneshärc­hen die Bewegung der Lymphe beziehungs­weise von Kristallen registrier­en. Dort kann eine Entzündung vorliegen.

Bewegungsü­bungen können dem Gehirn helfen, sich an die Störung anzupassen. Zusätzlich wird meist Cortison gegen die Entzündung gegeben.

Eine Vielzahl von möglichen Differenzi­aldiagnose­n kommt infrage. Eine weitere häufige Schwindelu­rsache ist der sogenannte gutartige Lagerungss­chwindel; dann haben sich Kristalle aus dem flüssigkei­tsgefüllte­n Hohlraum gelöst und verursache­n bei Bewegungen einen überschieß­enden Reiz. Hierfür gibt es spezielle Übungen, mit denen man die Kristalle an einen Ort befördern kann, wo sie nicht mehr stören.

Der sogenannte Morbus Menière ist außer durch wiederkehr­ende Schwindela­ttacken auch durch Hörstörung­en und Tinnitus gekennzeic­hnet. Allerdings kann Schwindel laut Strenger gelegentli­ch auch ein Anzeichen für einen Schlaganfa­ll oder eine Hirnblutun­g sein oder auf Krankheite­n wie Migräne oder Multiple Sklerose hinweisen.

Um das abzuklären, steht im Klinikum eine umfangreic­he DiagnoseAp­paratur zur Verfügung. HNOÄrzte, die auf diese Erkrankung­en spezialisi­ert sind, werden NeuroOtolo­gen genannt. Diese Spezialist­en gibt es auch in der HNO-Klinik des Augsburger Klinikums. O

Vortrag Die Veranstalt­ung findet am Montag, 24. April, um 19.30 Uhr im Bürgersaal Stadtberge­n statt. Eintritt: fünf Euro.

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HNO Prof. Johan nes Zenk

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