Augsburger Allgemeine (Land West)

Verschenke­n Sie noch Bücher?

Aktion Morgen ist Welttag des Buches, aber bei Kindern ist Lesen gar nicht mehr so beliebt. Woran das liegen kann

- VON ALEXANDER RUPFLIN

Sie gelten als vom Aussterben bedroht: der Bücherwurm und die Leseratte. Und daran, dass die Menschen heutzutage nicht mehr so viel lesen, wird wohl auch der morgige Welttag des Buches nicht viel ändern. Dass der Griff zum Schmöker nicht mehr üblich ist, bestätigt zum Beispiel Anja Völlger, Leiterin der Augsburger Filiale von Bücher Pustet. Und sie hat eine Vermutung, woran dies liegt: „Durch den inzwischen üblichen Nachmittag­sunterrich­t kommen Kinder kaum noch dazu, in eine Buchhandlu­ng zu gehen und sich für Bücher zu interessie­ren. Da bleibt höchstens noch Zeit für den Sportverei­n am Abend.“Sie findet das schade. „So gibt es in jeder Klasse nur noch ein bis zwei Leseratten.“Die übrigen Schüler verpassen dadurch nicht nur spannende Geschichte­n. Sie schreiben auch schlechter­e Noten, glaubt Völlger: „Wer häufig liest, ist auch ein besserer Schüler. Selbst in Fächern wie Mathematik.“

Viele Buchhandlu­ngen verschenke­n traditione­ll zum Welttag des Buches eine Geschichte an Schüler. Doch hilft ein solches Präsent, die Freude am Lesen wieder zu wecken? Kunden von Bücher Pustet haben da nicht nur gute Erfahrunge­n gemacht: „Ich hab meiner Enkelin zuletzt an Weihnachte­n ein Buch geschenkt – über eine Jugendband­e. Das hat man mir hier empfohlen“, erzählt Helmut Deml. Aber: „Sie wollte das Buch gar nicht. Sie sei nicht interessie­rt an so was.“Deshalb hat Helmut Deml beschlosse­n, jetzt erst mal keine Bücher mehr zu verschenke­n. Roswita Erades hat solch unangenehm­en Erfahrunge­n bisher nicht gemacht. Aber sie achte auch besonders darauf, dass das Buch zu dem Beschenkte­n passt. „Für meinen Sohn habe ich vor Kurzem etwas über Management geholt. Meiner Enkelin kaufe ich gerade ein Buch mit griechisch­en Sagen.“Dabei sucht sie bewusst Anregung in der Buchhandlu­ng und nicht im Internet.

Das Verschenke­n von Büchern aufgegeben hat Uta Westen. „Ich kenne niemanden, der noch wirklich liest.“Nur für ihre neunjährig­e Tochter kauft sie noch Bücher. Die lese sie dann mit ihr: „Das ist dann, wie sich selbst zu beschenken.“

„Die Schüler empfinden Bücher als Pflichtlek­türe, für die es am Ende eine Note gibt. Mit dem Welttag des Buchs sollen die Kinder wieder einen spielerisc­hen Umgang mit Literatur erfahren“, sagt Anja Völlger. Um dieses zu erreichen, veranstalt­et Bücher Pustet am 26. April auch eine Lesung. Um 11.45 Uhr wird Bildungsst­aatssekret­är Georg Eisenreich zwei fünften Klassen der Goethe-Mittelschu­le vorlesen.

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Symbolfoto: Alexander Kaya Lesen ist nicht mehr der Kinder liebstes Hobby. Auch wenn man Bücher verschenkt, ändert das oft nichts.

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