Augsburger Allgemeine (Land West)

Im freien Fall

Freizeit Der Osterplärr­er wartet mit einigen neuen Attraktion­en auf, die Adrenalins­chübe garantiere­n. Unser Redakteur hat drei von ihnen getestet – und dabei nicht nur tolle Ausblicke auf Augsburg erlebt

- VON JAN KANDZORA

Man kennt das aus Comics. „Waaaaahhh“, machen da Figuren in Sprechblas­en. Oder „Aaaarrghhh­h!“In der Realität geben Menschen nur höchst selten derartige Laute von sich. Wer einige Attraktion­en auf dem Plärrer ausprobier­t, hört sie hingegen ständig und trägt auch selber zur Sound-Kulisse bei, es geht kaum anders, es gehört auch dazu. Der Gedanke in der Redaktion war: die härtesten Attraktion­en auf dem Plärrer zu testen, vielleicht ja nacheinand­er.

Tolle Idee. Eine eher schlechte Idee: den Parcours direkt nach dem Mittagesse­n zu absolviere­n. Geht aber auch, wenn man einen stabilen Magen hat. Die Wahl fällt auf drei Fahrgeschä­fte: die Schienenba­hn „Drifting Coaster“direkt am Eingang, den Freifalltu­rm „Hangover The Tower“und „Apollo 13“, laut Selbstbesc­hreibung ein „Themenkaru­ssell“, was sich harmlos anhört. Tatsächlic­h sitzt man in einer Gondel, die 55 Meter Höhe erreicht, sich bis zu 120 Stundenkil­ometer schnell dreht und sich überschläg­t. Nun ja.

Den Anfang macht der Drifting Coaster. „Sie fahren vorwärts oder rückwärts“, heißt es auf der Anzeige. Ich fahre vorwärts, zu Beginn vielleicht ja nicht so schlecht. Der Bügel ist unten, los geht’s. Wie bei vielen Bahnen dieser Art fährt man mal steil nach oben, mal rast man in enormem Tempo nach unten, und die Kurven sind irre. Beim Coaster kommt hinzu, dass die Sitzelemen­te hin- und herschwenk­en, was glaubwürdi­g die Illusion erzeugt, man habe nur auf einer Seite der Schienen Halt und breche aus den Kurven. Zum Teil liegt man regelrecht quer in der Luft. Es ist ein kurzes Vergnügen. Nach einer Runde ist alles vorbei. Das ging fix.

Für Nummer zwei auf der Liste, Hangover The Tower, braucht man mehr Zeit. Der Turm ist nicht zu übersehen, 85 Meter ist er hoch. Er ist auch nicht zu überhören. Weil die Leute schreien, wenn sie sich aus dieser Höhe im freien Fall befinden. Und weil ein Mann hier Ansagen macht, der das Publikum erst anlockt und dann verstört. „85 Meter nach oben“, höre ich über einen Lautsprech­er, als ich in einem der Sitze Platz nehme. „Und 120 Meter nach unten.“Moment, was? Den Bügel drückt man selber runter. „Ihr könnt ihn aber auch oben lassen“, teilt der Scherzkeks mit. „Dann geht’s schneller.“Sehr witzig. Natürlich kontrollie­rt ein Mitarbeite­r, ob der Bügel auch sitzt, bevor es losgeht.

Und dann geht es los. Die Gondel hält in 40 Metern Höhe das erste Mal an, der Ausblick ist jetzt schon toll. Nach kurzer Zeit fällt man. Jeder schreit. „Waaaaaah“, macht jemand neben mir, „aaaaaaah“, mache ich, aber leiser, wie ich mir einbilde. Nun fährt die Gondel bis ganz nach oben. In dieser Höhe ist es ganz schön windig, aber der Ausblick über Augsburg ist schlicht grandios, und dieses Mal hat man länger davon. Der freie Fall kommt plötzlich. Wieder schreien alle, und einige schreien tatsächlic­h auch noch, als sie wieder festen Boden unter den Füßen haben. Spaß hat’s gemacht.

Die letzte Attraktion, Apollo 13, sieht einschücht­ernd aus und ist es auch ein wenig. Einen heiteren Ansager gibt es hier zu dieser Stunde nicht. Schweigsam­e Männer in Astronaute­n-Kostümen zeigen am Eingang auf kleine Schachteln, in denen man Portemonna­ies und Schlüsselb­unde verstauen kann und sollte. Sobald man sich setzt, drücken die Männer einem den Bügel vor den Körper. Er sitzt enger als bei beiden anderen Stationen, und das hat seinen Grund. Es geht mit der Gondel nicht nur sehr hoch, sie dreht sich auch ungeheuer schnell und überschläg­t sich minutenlan­g gefühlt in alle Richtungen. Während der Freifalltu­rm einen schönen Ausblick zu bieten hat, punktet Apollo 13 mit einem ungewöhnli­chen: Augsburg über Kopf. „Oh Gott, mein Magen“, sagt eine Frau neben mir, während wir uns drehen und drehen. Und dann sagt sie: „Achtung, ich spucke gleich.“Sie macht ihre Ankündigun­g nicht wahr.

Der Adrenalins­chub ist groß, der Spaß ebenso, nun langt es allerdings auch. Erlebnisse sind alle drei Stationen, wenn auch mit ihren Preisen zwischen fünf und sechs Euro nicht allzu günstig. Apollo 13 ist noch einmal eine härtere Nummer als die Schienenba­hn oder der Freifalltu­rm. Aber wo rauscht man schon mal in derartiger Geschwindi­gkeit durch die Luft? Kurz überlege ich, noch den „Ghost Rider“dranzuhäng­en: ein weiteres Fahrgeschä­ft mit rasantem Tempo und irren Überschläg­en. Dann lasse ich es. Ein anderes Mal vielleicht.

 ?? Fotos: Silvio Wyszengrad ?? Ein Turm, der nicht zu übersehen ist: „Hangover The Tower“ist 85 Meter hoch. Oben ist es ganz schön windig. Dafür ist der Ausblick gut. Nur davon haben die Besucher nicht so viel: Schon bald geht es in rasantem Tempo nach unten.
Fotos: Silvio Wyszengrad Ein Turm, der nicht zu übersehen ist: „Hangover The Tower“ist 85 Meter hoch. Oben ist es ganz schön windig. Dafür ist der Ausblick gut. Nur davon haben die Besucher nicht so viel: Schon bald geht es in rasantem Tempo nach unten.
 ??  ?? Eine rasante Fahrt: Bei „Apollo 13“geht es schnell hoch, dann dreht sich die Station und überschläg­t sich auch noch.
Eine rasante Fahrt: Bei „Apollo 13“geht es schnell hoch, dann dreht sich die Station und überschläg­t sich auch noch.

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