Augsburger Allgemeine (Land West)
Bereit für eine dritte Amtszeit?
Hintergrund Oberbürgermeister Kurt Gribl gibt sich im Ausflugslokal locker, als er seine persönliche Bilanz zieht. Warum der 25. Dezember 2016 für ihn ein markantes Datum ist, das seinen weiteren politischen Weg beeinflusst
Den Ort für seine persönliche Halbzeitbilanz hat Oberbürgermeister Kurt Gribl selbst ausgesucht. Es ist das Ausflugslokal Kulperhütte an der Wertach. Der CSU-Politiker, der einen Fahrradhelm trägt, kommt mit seinem schwarzen „Augsburg“-Rad zum morgendlichen Termin mit den Vertretern der Medien. Im Lokal wird der 52-Jährige später darüber informieren, wie er seine eigene Politik bewertet, welche Ziele und Herausforderungen er für die Stadt sieht und wie es im Umgang mit den Partnern SPD und Grüne im Dreierbündnis läuft. Eine Stunde lang dauert diese Bilanz, die im offenen Gespräch mit den Journalisten stattfindet. Am Ende sind es die Zwischentöne, die darauf schließen lassen, wie sich der Rathauschef gegenwärtig fühlt. Kurt Gribl steht prinzipiell bereit für eine dritte Amtszeit. Wenn die Wähler es wollen, würde er auch gerne nach dem Jahr 2020 das Amt des Oberbürgermeisters ausüben. Dieser Eindruck wird vermittelt.
So deutlich sagt es Gribl selbst aber mit keiner Silbe. Die eigene Zukunft spricht er gar nicht an. Es ist zunächst eher eine Bestandsaufnahme der aktuellen Situation. Er befinde sich in der Halbzeit seiner zweiten Amtszeit. Das hört sich dann so an: „Gestartet bin ich im Jahr 2008. Die Periode 2014 und darüber hinaus sehe ich als weitere Etappe meiner Arbeit als Oberbürgermeister für alle und mit allen Augsburgern.“Erst auf Nachfrage geht Gribl etwas mehr ins Detail. Denn immer wieder war der CSUPolitiker, der auch stellvertretender Parteivorsitzender ist, mit Positionen auf Landes- oder gar Bundesebene in Verbindung gebracht worden. Dass im Jahr 2018 ein neuer Landtag gewählt wird, könnte ja womöglich einen Wechsel nach München schmackhaft machen.
Schon Ende vergangenen Jahres hatte Gribl keine Ambitionen in diese Richtung angemeldet. Auch am Freitag in der Kulperhütte hört es sich nicht anders an. „Ich bin bis 2020 gewählt. Ich habe vor, zu bleiben“, sagt er eingangs auf Nachfra- ge. Er wird danach noch konkreter, da „habe vor, zu bleiben“sich womöglich zu schwach anhöre. Er sehe seine Aufgabe in Augsburg. Damit sei zu den Spekulationen alles gesagt. Dass Gribl mit seiner starken Position im Städtetag ohnehin für das kommunale Element der CSU steht, wird von ihm nicht eigens erwähnt. Wenn es nun aber um die Zukunft geht? Ja, er habe Ziele und Pläne, die auch über das Jahr 2020 hinausreichen, sagt Gribl. Nur werde er diese zum jetzigen Zeitpunkt nicht nach außen tragen. Seine persönliche Entscheidung werde er rechtzeitig vor der nächsten Kommunalwahl, die im Frühjahr 2020 ansteht, treffen.
Wer diesen sichtlich entspannten Oberbürgermeister in der Runde der Journalisten erlebt, mag sich schwer vorstellen, dass es für ihn derzeit andere Aufgabengebiete geben könnte, die ihn weg aus der jetzigen Position locken. Vielleicht ist die Wahl des Lokals bereits ein Ausdruck dieses Denkens: „Ich wollte einfach gezielt rausgehen aus den üblichen Strukturen.“An der Wertach sei er oft unterwegs, die Kulperhütte schätze er. Dies alles zusammengenommen stehe für die Lebensqualität in Augsburg. Spricht so ein Mann, der ab 2020 andere Ambitionen verfolgt?
Taktieren gehört zum politischen Geschäft. Kurt Gribl steht generell, so schätzen ihn die Beobachter ein, für einen sachlich orientierten Politikstil. Große Emotionen in der politischen Tätigkeit sind ihm eher fremd. Das hat sich allerdings mit einem Tag, der noch gar nicht so lange zurückliegt, doch etwas geändert: Es war der 25. Dezember 2016. Der Tag der geglückten Bombenentschärfung in Augsburg. „Ich bin stolz auf die Augsburger. Das war eine außerordentlich gute Erfahrung“, sagt der Oberbürgermeister am Freitag im Rückblick. Etwas, was ihn auf der emotionalen Ebene sehr berührt habe. Jemand, der Gribl nahesteht, hat schon vor einiger Zeit geäußert, dass dieser 25. Dezember wohl ein markantes Datum gewesen sei. Für Kurt Gribl ganz persönlich. Der Dank und die vielen Glückwünsche, die er damals erfahren habe, hätten ihn wahnsinnig gefreut. Es könnte der Tag gewesen sein, an dem der Rathauschef sich selbst auf der emotionalen Ebene „als Oberbürgermeister der Augsburger“wahrgenommen habe. Offen darüber gesprochen hat er am Freitag nicht. Doch im Hinterkopf mag dies ein Argument sein, warum die Halbzeit der zweiten Periode doch bereits der Ausblick auf eine weitere gewesen sein kann.
Am Freitag jedenfalls steigt Gribl, der sich zur Stärkung noch zwei Weißwürste hat servieren lassen, kurz vor zwölf Uhr aufs Rad. Helm auf, die Fahrt beginnt. Der nächste dienstliche Termin wartet.