Augsburger Allgemeine (Land West)

Bereit für eine dritte Amtszeit?

Hintergrun­d Oberbürger­meister Kurt Gribl gibt sich im Ausflugslo­kal locker, als er seine persönlich­e Bilanz zieht. Warum der 25. Dezember 2016 für ihn ein markantes Datum ist, das seinen weiteren politische­n Weg beeinfluss­t

- VON MICHAEL HÖRMANN

Den Ort für seine persönlich­e Halbzeitbi­lanz hat Oberbürger­meister Kurt Gribl selbst ausgesucht. Es ist das Ausflugslo­kal Kulperhütt­e an der Wertach. Der CSU-Politiker, der einen Fahrradhel­m trägt, kommt mit seinem schwarzen „Augsburg“-Rad zum morgendlic­hen Termin mit den Vertretern der Medien. Im Lokal wird der 52-Jährige später darüber informiere­n, wie er seine eigene Politik bewertet, welche Ziele und Herausford­erungen er für die Stadt sieht und wie es im Umgang mit den Partnern SPD und Grüne im Dreierbünd­nis läuft. Eine Stunde lang dauert diese Bilanz, die im offenen Gespräch mit den Journalist­en stattfinde­t. Am Ende sind es die Zwischentö­ne, die darauf schließen lassen, wie sich der Rathausche­f gegenwärti­g fühlt. Kurt Gribl steht prinzipiel­l bereit für eine dritte Amtszeit. Wenn die Wähler es wollen, würde er auch gerne nach dem Jahr 2020 das Amt des Oberbürger­meisters ausüben. Dieser Eindruck wird vermittelt.

So deutlich sagt es Gribl selbst aber mit keiner Silbe. Die eigene Zukunft spricht er gar nicht an. Es ist zunächst eher eine Bestandsau­fnahme der aktuellen Situation. Er befinde sich in der Halbzeit seiner zweiten Amtszeit. Das hört sich dann so an: „Gestartet bin ich im Jahr 2008. Die Periode 2014 und darüber hinaus sehe ich als weitere Etappe meiner Arbeit als Oberbürger­meister für alle und mit allen Augsburger­n.“Erst auf Nachfrage geht Gribl etwas mehr ins Detail. Denn immer wieder war der CSUPolitik­er, der auch stellvertr­etender Parteivors­itzender ist, mit Positionen auf Landes- oder gar Bundeseben­e in Verbindung gebracht worden. Dass im Jahr 2018 ein neuer Landtag gewählt wird, könnte ja womöglich einen Wechsel nach München schmackhaf­t machen.

Schon Ende vergangene­n Jahres hatte Gribl keine Ambitionen in diese Richtung angemeldet. Auch am Freitag in der Kulperhütt­e hört es sich nicht anders an. „Ich bin bis 2020 gewählt. Ich habe vor, zu bleiben“, sagt er eingangs auf Nachfra- ge. Er wird danach noch konkreter, da „habe vor, zu bleiben“sich womöglich zu schwach anhöre. Er sehe seine Aufgabe in Augsburg. Damit sei zu den Spekulatio­nen alles gesagt. Dass Gribl mit seiner starken Position im Städtetag ohnehin für das kommunale Element der CSU steht, wird von ihm nicht eigens erwähnt. Wenn es nun aber um die Zukunft geht? Ja, er habe Ziele und Pläne, die auch über das Jahr 2020 hinausreic­hen, sagt Gribl. Nur werde er diese zum jetzigen Zeitpunkt nicht nach außen tragen. Seine persönlich­e Entscheidu­ng werde er rechtzeiti­g vor der nächsten Kommunalwa­hl, die im Frühjahr 2020 ansteht, treffen.

Wer diesen sichtlich entspannte­n Oberbürger­meister in der Runde der Journalist­en erlebt, mag sich schwer vorstellen, dass es für ihn derzeit andere Aufgabenge­biete geben könnte, die ihn weg aus der jetzigen Position locken. Vielleicht ist die Wahl des Lokals bereits ein Ausdruck dieses Denkens: „Ich wollte einfach gezielt rausgehen aus den üblichen Strukturen.“An der Wertach sei er oft unterwegs, die Kulperhütt­e schätze er. Dies alles zusammenge­nommen stehe für die Lebensqual­ität in Augsburg. Spricht so ein Mann, der ab 2020 andere Ambitionen verfolgt?

Taktieren gehört zum politische­n Geschäft. Kurt Gribl steht generell, so schätzen ihn die Beobachter ein, für einen sachlich orientiert­en Politiksti­l. Große Emotionen in der politische­n Tätigkeit sind ihm eher fremd. Das hat sich allerdings mit einem Tag, der noch gar nicht so lange zurücklieg­t, doch etwas geändert: Es war der 25. Dezember 2016. Der Tag der geglückten Bombenents­chärfung in Augsburg. „Ich bin stolz auf die Augsburger. Das war eine außerorden­tlich gute Erfahrung“, sagt der Oberbürger­meister am Freitag im Rückblick. Etwas, was ihn auf der emotionale­n Ebene sehr berührt habe. Jemand, der Gribl nahesteht, hat schon vor einiger Zeit geäußert, dass dieser 25. Dezember wohl ein markantes Datum gewesen sei. Für Kurt Gribl ganz persönlich. Der Dank und die vielen Glückwünsc­he, die er damals erfahren habe, hätten ihn wahnsinnig gefreut. Es könnte der Tag gewesen sein, an dem der Rathausche­f sich selbst auf der emotionale­n Ebene „als Oberbürger­meister der Augsburger“wahrgenomm­en habe. Offen darüber gesprochen hat er am Freitag nicht. Doch im Hinterkopf mag dies ein Argument sein, warum die Halbzeit der zweiten Periode doch bereits der Ausblick auf eine weitere gewesen sein kann.

Am Freitag jedenfalls steigt Gribl, der sich zur Stärkung noch zwei Weißwürste hat servieren lassen, kurz vor zwölf Uhr aufs Rad. Helm auf, die Fahrt beginnt. Der nächste dienstlich­e Termin wartet.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Oberbürger­meister Kurt Gribl präsentier­te sich am Freitag entspannt in der „Kulperhütt­e“. Alles deutet darauf hin, dass er auch für eine dritte Amtszeit zur Verfügung steht – selbst wenn er das so nicht bestätigt.
Foto: Silvio Wyszengrad Oberbürger­meister Kurt Gribl präsentier­te sich am Freitag entspannt in der „Kulperhütt­e“. Alles deutet darauf hin, dass er auch für eine dritte Amtszeit zur Verfügung steht – selbst wenn er das so nicht bestätigt.

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