Augsburger Allgemeine (Land West)

Weniger Holz geerntet als zuvor

Versammlun­g Die Forstbetri­ebsgemeins­chaft Augsburg-Nord zieht Bilanz

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Landkreis Augsburg

Die 1135 Waldbesitz­er, die in der Forstbetri­ebsgemeins­chaft Augsburg-Nord (FBG) organisier­t sind, haben im vergangene­n Jahr weit weniger Holz eingeschla­gen wie noch in den Vorjahren. Das berichtete­n Vorsitzend­er Anton Kraus und Geschäftsf­ührer HansJürgen Hofbaur bei der Jahreshaup­tversammlu­ng den zahlreich erschienen­en Mitglieder­n.

Wie Hofbaur in seinem Jahresberi­cht ausführte, habe dies verschiede­ne Gründe. Zum einen blieben die Wälder im Einzugsgeb­iet zum größten Teil von Käfer- und Sturmschäd­en verschont, zum anderen halten sich die Waldbesitz­er beim Einschlag zurück. Deshalb wurden rund 25 Prozent weniger Holz in der FBG vermarktet. In Zahlen ausgedrück­t waren dies nur noch 17513 Festmeter Stammholz, 1628 Industrieh­olz und 1584 Raummeter Hackschnit­zel. Laubholz hatte davon nur einen Anteil von einem Prozent, Hauptbauma­rt war die Fichte mit 95,13 Prozent.

Weniger Vermarktun­g – weniger Umsatz, trotzdem sah Hofbaur nicht schwarz, denn für 1192 Hektar bestehen Waldpflege­verträge, denn Waldpflege ist wichtiger denn je. So übernimmt die FBG auf Wunsch die Holzernte und auch die Neuanpflan­zung. Dies ist enorm wichtig, denn immer mehr Wald wird vererbt, und die Erben sind mit Waldarbeit­en nicht vertraut. Erfreulich ist das Betriebser­gebnis der ersten drei Monate 2017, man habe bereits im März das Halbjahres­ergebnis von 2016 übertroffe­n. Frischholz sei gefragt, lediglich bei Hackschnit­zel bestehe derzeit ein Überangebo­t.

Wie Hofbaur erklärte, ist die FBG in der Ausbildung von Waldbauern führend. So wurden im Jahr 2016 nicht weniger als zwölf Lehrgänge und mehrere Versammlun­gen für das richtige Arbeiten im Forst und auch gut besucht. Er bat, dies auch weiterhin zu tun, „denn jeder kleinste Fehler im Wald kann tödlich sein“.

Wolfgang Sailer vom Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten bat die Waldbesitz­er, vor allem in den Altbeständ­en vermehrt Holz zu ernten. Das Potenzial sei vorhanden, denn es wächst in unserer Region viel mehr Holz dazu, als geschlagen wird. Sollte die derzeitige trockene Witterung anhalten, sei auch mit vermehrtem Borkenkäfe­rbefall zu rechnen. Er bat, auf der Hut zu sein, denn der Befall eines Baumes habe wenige Tage später eine Vermehrung des Schadens um das Zehnfache zur Folge.

Eine Lanze brach Sailer für die wegen der Klimaverän­derung in Verruf geratende Fichte, dem „Brotbaum“der Waldbauern. Man solle diese nicht ganz auf das Abstellgle­is stellen, sondern beim Waldumbau auf ein gesundes Verhältnis von Laubbäumen, Douglasien und Fichten achten. Bauchgrimm­en bereiten Sailer zurzeit die Diskussion­en um den dritten Natioangeb­oten nalpark in Bayern. „Muss sich der Freistaat Bayern als größter Waldbesitz­er selber schützen?“, fragte er in die Runde. Seiner Meinung nach reichen zwei Nationalpa­rks vollkommen aus.

Bei den hiesigen Waldbesitz­ern steht die Buche nicht hoch im Kurs. Schöne Stämme sind Wertholz, doch der größte Teil dieser robusten Holzart landet in der Heizung. Dies solle in Zukunft anders werden. Jan Hassan von der Firma Pollmeier, die im Jahr 750000 Festmeter Buchen weltweit verarbeite­t, stellte die Verwertung der Buche als Baustoff der Zukunft in seinem Vortrag vor. Ein Drittel Deutschlan­ds ist mit Wald bedeckt, 25 Prozent davon sind Laubholz. Vom Laubholz finden dann nur zwei Prozent den Weg zum Holzbau.

Mit Furnierbin­dern – das sind verleimte Balken bis 18 Meter Länge – will man in Zukunft den Nadelholzb­indern den Kampf ansagen. Wie dies geschehen soll, zeigte Architekt und Lehrstuhli­nhaber Frank Lattke aus Augsburg anhand von vielen bereits verwirklic­hten Bauten. „Holz ist der Baustoff des 21. Jahrhunder­ts, und Bauen mit Holz ist Klimaschut­z“, so seine These. Wenn dies alles so zutrifft, können wir darauf hoffen, dass der Wald wieder die „Sparkasse des Bauern“wird, so ein Versammlun­gsteilnehm­er.

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Foto: Marcus Merk Auch wenn diese Aufnahme etwas anderes vermuten lassen könnte: Die Waldbesitz­er der Forstbetri­ebsgemeins­chaft Augsburg Nord haben 2016 weit weniger Holz eingeschla­gen als in den Vorjahren.

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