Augsburger Allgemeine (Land West)
Mit perfekter Körperbeherrschung
Show Der Chinesische Nationalcircus mixt in Gersthofen Exotik und Akrobatik
Gersthofen Ein farbenfrohes Feuerwerk der Akrobatik – so könnte man den Abend in der Gersthofer Stadthalle bezeichnen, an welchem die Tänzer und Akteure des Chinesischen Nationalcircus ihre Meisterleistungen der formschönen Körperkünste unter Beweis stellten. Unter dem dekorativen Motto „The Grand Hongkong Hotel“lieferten sich spaßige Clowns, ungewöhnliche Jongleure und geschmeidige Schlangenmenschen ein Freudenfest für alle Sinne und verstanden es zudem, die Zuschauer mit einer wunderschön inszenierten Rahmengeschichte in einen exotischen Bann zu ziehen.
Im duftenden Hafen Hongkongs tummeln sich verwegene Piraten gemeinsam mit leichtfüßigen Traumtänzern und verwandeln die kleinen Gassen der fernöstlichen Weltstadt ganz allmählich in einen bunten Schmelztiegel voller Gaukelei, Magie und mitreißender Choreografien. So mannigfaltig wie dieser poetische Hintergrund präsentierten sich schließlich auch die Gewänder und Kostüme der Mitwirkenden, die das Publikum auf eine glanzvolle Zeitreise durch das alte China mitnahmen.
Im Vordergrund des großen Spektakels standen jedoch unbestritten die Körper der Artisten selbst und ihre Meisterleistungen hinsichtlich Beweglichkeit und Balancierkünste: Die Damen begeisterten im Hula-Hoop mit zahllosen Reifen um die Hüfte, andere Akrobaten lieferten sich aufregende Jonglierduelle mit einer Unzahl an Hüten, Diabolos und zentnerschweren Vasen aus der Ming-Dynastie.
Schon bald waren in den Zuschauerreihen begeisterte Rufe des Erstaunens zu hören, doch die Faszination der Darbietungen steigerte sich zunehmend weiter, wobei die Bühnenkünstler mit immer neuen Raffinessen kräftige Beifallsstürme ernteten. Ein kaum noch zu ertragender Höhepunkt der Show war das Ausbalancieren eines ganzen Dutzends ineinander verkeilter Holzbänke – auf der Stirn eines einzigen Artisten!
Zur späteren Stunde betraten dann auch die sprichwörtlichen Schlangenmenschen die Bühne und demonstrierten, zu welch extremen Verrenkungen der menschliche Körper fähig sein kann und wie dies auch noch stimmungsvoll mit emotionalen Choreografien in Einklang gebracht werden kann. Doch wenn der Zirkus in der Stadt verweilt, dürfen freilich auch die bunten Clowns nicht fehlen, was gleichermaßen für die chinesische Kultur zu gelten scheint.
Die spaßigen Sketche waren jedoch nicht auf reinen Klamauk ausgelegt, sondern wurden stilvoll angereichert mit einer formvollendeten Performance, die Jung und Alt zum Lachen und zum Staunen brachte – herrlich zu sehen an einer feinsinnigen Ballett-Choreografie, in der eine Schaufensterpuppe schrittweise zum Leben erweckt wird, bis diese den Spieß umdreht und ihren Besitzer selbst in das tragikomische Wesen einer unbeweglichen Puppe verwandelte.
Tosenden Applaus gab es schließlich für eine Vorführung, die mit der hohen Kunst der Magie verzauberte: Zur unterhaltsamen Pianomusik ließ eine viktorianische Salondame minutenlang eine Unmenge Spielkarten direkt aus dem Nichts erscheinen und in die Lüfte steigen, bis alles schließlich über der Bühne abregnete und der komplette Boden mit Spielkarten übersät war. Selbst die Zuschauer in der ersten Reihe konnten nur noch ungläubig die Köpfe schütteln.
Beim großen Finale standen nochmals alle Akteure auf der Bühne – jeder mit nicht weniger als acht Tellern auf Stecken jonglierend, um sich währenddessen auch noch zu menschlichen Pyramiden aufzubauen – zum Teil mit dem Kopf nach unten.