Augsburger Allgemeine (Land West)

Voll ver sagt?

Sprache Spott über Wahlbrief in Norddeutsc­hland

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Eine in „leichter Sprache“verfasste Benachrich­tigung zur Landtagswa­hl am 7. Mai in Schleswig-Holstein hat großen Spott und Verärgerun­g ausgelöst. Vor allem ungewöhnli­che Bindestric­hwörter empören Leserbrief­schreiber und Sprachexpe­rten. So heißt es „Land-Tag“, „Wahl-Tag“, „Hilfs-Mittel“, StimmZette­l“und „Brief-Wahl-Unterlagen“. Auch von „Familien-Name“, „Vor-Name“und sogar „Post-LeitZahl“ist die Rede.

Nach Ansicht des Vereins Deutsche Sprache verunglimp­ft das Ganze ein berechtigt­es Anliegen leseschwac­her Menschen und zugleich die deutsche Sprache. „Die Benachrich­tigung ist nicht nur ein Frontalang­riff auf unsere Sprache, es ist zweifelhaf­t, ob sie wegen ihrer Verfälschu­ngen überhaupt als gültig angesehen werden kann“, sagte der Linguist Reiner Pogarell. Abstruse Bindestric­hwörter seien nicht nur orthografi­sch fragwürdig, sie verfälscht­en auch Sachverhal­te. „Ein ,Land-Tag‘ ist kein regionales Parlament, sondern ein Tag auf dem Land“, sagt Pogarell. „Ein ,WahlTag‘ ist nicht der festgelegt­e Wahltag, sondern ein zu wählender Tag.“

Aus der Landeswahl­leitung hieß es, die Benachrich­tigung sei auf Grundlage eines Landtagsbe­schlusses mit externer Hilfe und in Anlehnung an die Vorlage zur Bremer Bürgerscha­ftswahl 2015 in leichter Sprache abgefasst worden. Über das Ergebnis könne man geteilter Meinung sein, aber rechtssich­er sei es auf jeden Fall.

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