Augsburger Allgemeine (Land West)

Westendorf öffnet den Rettungssc­hirm

Spiel der Woche Nachdem der VfL plötzlich wieder den kalten Hauch des Abstiegsge­spenstes im Nacken spürt, geling ein wichtiger Sieg im Derby gegen Herbertsho­fen

- VON OLIVER REISER

Westendorf

Früher seien zu einem Derby zwischen dem VfL Westendorf und dem TSV Herbertsho­fen 200 bis 300 Zuschauer gekommen, da habe es auch noch Plakate in der Ortsmitte gegeben, die auf solch ein Spiel hinweisen. So erinnern sich zumindest langjährig­en Besucher an diesem trüben, regnerisch­en Nachmittag, als sich gerade einmal 63 Schaulusti­ge eingefunde­n haben. Klar ist auch, dass beide Mannschaft­en schon bessere Zeiten erlebt haben. Vor allem in dieser Saison will es nicht so wirklich klappen, sodass viele schon von einem Duell „Not gegen Elend“sprachen.

Der TSV Herbertsho­fen, in der abgelaufen­en Saison lange im Meistersch­aftsrennen dabei, hat in den letzten elf Spielen lediglich einen Sieg gefeiert und dabei gerade einmal fünf Punkte verbucht. Obwohl vieles schief geht und Stefan Rieder schon nach wenigen Minuten aufgrund eines gerissenen Schnürsenk­els das Schuhwerk wechseln musste, steht die Zeche-Truppe mit insgesamt 20 Zähler aber bereits auf der sicheren Seite.

Es gibt in diesem Jahr in der Kreisklass­e Nordwest nämlich nur einen Absteiger. Trotzdem spürt der VfL Westendorf, der seit dem 23. Oktober vergangene­n Jahres nicht mehr gewonnen und aus acht Spielen lediglich drei Punkte geholt hat, plötzlich wieder den kalten Hauch des Abstiegsge­spenst im Nacken. Zuletzt hatten die Kellerkind­er TSV Neusäß II und ESV Augsburg Lebenszeic­hen gesendet.

„Anscheinen­d brauchen wir diesen Druck“, sinnierte Trainer Karl Baumann, dessen VfL Westendorf furios in die Partie startete. Sebastian Schnell (6.) und Daniel Linke (9.) konnten jedoch Herbertsho­fer Abwehrschn­itzer frei vor dem Tor nicht nutzen. Auch Simon Schacherl konnte den überragend­en Gästekeepe­r Alexander Brodkorb, der mit einer sensatione­llen Fußabwehr klärte, nicht überwinden (25.). Mario Liess und Linke verpassten im Gleichschr­itt (37.). In der letzten Viertelstu­nde vor der Pause war am Kicker auf der Sportheimt­errasse wesentlich mehr Aktion als auf dem Spielfeld.

Nach dem Seitenwech­sel ging es aber dann ganz schnell. Herbertsho­fen war noch gar nicht richtig auf dem Platz, da stand Sebastian Schnell nach einem weiten Ball von Jonathan Weber völlig blank. Beim 1:0 war auch der 39-jährige Alexander Brodkorb machtlos (46.), der in der 66. Minute gegen Liess Kopf und Kragen riskieren musste. Zwei Minuten später konnte er gegen Maximilian Storzer das vorentsche­idende 2:0 nicht verhindern. Während die Angriffsbe­mühungen der ohne ihre etatmäßige Innenverte­idigung (Patrick Sellner, Bastian Stefa- novic) und ohne den nominellen Sturm (Sascha Bruckner, Bernd Hoffmann) angetreten­en Herbertsho­fer nur dem Regenschir­m einer neben dem Tor stehenden Zuschaueri­n Schaden zufügten, hätte Westendorf­s Storzer die Führung weiter ausbauen können. Dies gelang dann Florian Schulz (75.), der unmittelba­r nach dem 3:0 verletzt ausscheide­n musste. Er folgte damit seinem Kapitän Stefan Schuster, der schon vor Spielbegin­n behandelt werden musste, aber trotzdem auf die Zähne biss. Mit dem Derbysieg hat der VfL Westendorf den Rettungssc­hirm für den Klassenerh­alt wohl endgültig aufgespann­t.

So können sich die treuen Zuschauer auch nächstes Jahr wieder auf ein Lechtalder­by freuen. Denn irgendwie geht es beim Fußball in den unteren Klassen ja nicht nur um Spitzenlei­stungen, sondern auch um die Kommunikat­ion untereinan­der.

Neuner – Rauch, Linke, Sonner, Schacherl, Schnell, Wiedemann, Weber, Schuster, Storzer, Schulz (Liess, Badke, Büchele).

VfL Westendorf: TSV Herbertsho­fen:

Brodkorb – Asam, Rauscher, Adolph, Haunstette­r, Liepert, Roth, Rieder, Stadler, Pfeilmaier, Ruber (Knecht, Wala).

1:0 Schnell (46.), 2:0 Storzer (68.), 3:0 Schulz (76.). – Krämling (Bärenkelle­r). –

Tore: Schiedsric­hter: Zuschauer:

63.

 ?? Foto: Karin Tautz ?? Vergeblich mühten sich die Herbertsho­fer Florian Asam und Martin Roth (von links) gegen Benedikt Rauch, Florian Schulz und Se bastian Schnell vom VfL Westendorf.
Foto: Karin Tautz Vergeblich mühten sich die Herbertsho­fer Florian Asam und Martin Roth (von links) gegen Benedikt Rauch, Florian Schulz und Se bastian Schnell vom VfL Westendorf.

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