Augsburger Allgemeine (Land West)

„Stoppt die Abschiebun­g“

Afghanista­n Für Pro Asyl hat sich die Lage nach dem Massaker in Masar-i-Sharif verändert. Menschen in München demonstrie­ren

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Nach dem neuen Taliban-Angriff in Afghanista­n mit mehr als hundert Toten hat sich die Menschenre­chtsorgani­sation Pro Asyl gegen weitere Abschiebun­gen in das Bürgerkrie­gsland gewandt. Etwa 60 Menschen haben am Montag im Flughafen München gegen eine weitere Sammelabsc­hiebung nach Afghanista­n protestier­t. Die Veranstalt­ung sei friedlich verlaufen, sagte ein Polizeispr­echer am Abend kurz vor dem Ende der Demonstrat­ion. Sie richtete sich gegen den inzwischen vierten Flug, mit dem abgelehnte Asylbewerb­er als Gruppe von Deutschlan­d nach Afghanista­n abgeschobe­n werden. Zu der Protestakt­ion aufgerufen hatte der Bayerische Flüchtling­srat.

Laut der Organisati­on Pro Asyl sollte der Flug mit der Sammelabsc­hiebung vom Münchner Flughafen aus starten; eine offizielle Bestätigun­g dafür gab es jedoch zunächst nicht. Der Flug mit den Migranten werde die afghanisch­e Hauptstadt Kabul am frühen Dienstagmo­rgen erreichen, teilte das afghanisch­e Flüchtling­sministeri­um mit. Erwartet würden bis zu 50 Menschen.

Pro-Asyl-Geschäftsf­ührer Günter Burkhardt fordert: „Hunderte Tote und Verletzte am Freitag. Bund und Länder müssen die Abschiebun­g in ein Kriegs- und Krisengebi­et stoppen.“Das Bundesinne­nministeri­um wische die Faktenlage beiseite und flüchte sich in die Mär von angeblich sicheren Regionen. Individuel­le Fluchtgrün­de der Schutzsuch­enden würden in den Asylverfah­ren in Deutschlan­d zunehmend missachtet. Auch die Grünen im Bayerische­n Landtag forderten ein Aussetzen der Abschiebun­gen: „Es werden keineswegs nur straffälli­g Gewordene abgeschobe­n, sondern gerade aus Bayern gut integriert­e, schon lange hier lebende Flüchtling­e und hoch traumatisi­erte, therapiebe­dürftige Menschen“, betonte die asylpoliti­sche Sprecherin der Fraktion, Christine Kamm.

Unterdesse­n sank die Anerkennun­gsquote für Flüchtling­e aus Afghanista­n weiter. Lag sie in Deutschlan­d 2015 noch bei 77,6 Prozent, waren es 2016 nur noch 60,5 und in den ersten beiden Monaten 2017 sogar nur 47,9 Prozent. Dies geht aus einer Antwort der Bundesregi­erung auf eine Anfrage der Linksfrakt­ion hervor.

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Foto: imago Gefährlich­es Land: Afghanisch­e Soldaten im Kampf mit den Taliban.

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