Augsburger Allgemeine (Land West)

Reaktionen auf den Rückzug vom Rückzug

Parteien Wie regionale Landespoli­tiker Horst Seehofers Entscheidu­ng bewerten

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Landkreis Augsburg/München

Horst Seehofer will es noch einmal wissen, und Simone Strohmayr weiß nicht so recht, ob das gut ist für ihre Partei. Die SPD-Landespoli­tikerin aus Stadtberge­n, die in München stellvertr­etende Vorsitzend­e ihrer Fraktion ist, äußert sich verhalten zuversicht­lich. „Für uns bietet das auch eine Chance.“Sie wisse nämlich nicht, ob der CSU-Mann Seehofer als Ministerpr­äsident und Parteichef noch die Dynamik früherer Zeiten aufbringe. Strohmayr: „Man erlebt ihn schon häufig müde.“

Strohmayrs Freie-Wähler-Kollege Johann Häusler macht sich wenig Gedanken über die Auswirkung­en von Seehofers Entscheidu­ng auf die Wahlchance­n der FW: „Sie werden dadurch nicht maßgeblich beeinfluss­t“, glaubt Häusler. Seehofer habe wieder einmal gezeigt, dass er sich nicht an seine eigenen Vorgaben halte. Überdies degradiere der Ministerpr­äsident die CSU-Fraktion im Landtag zu einer bloßen Abstimmung­smaschine. Ob bei der Reform des Kommunalwa­hlrechts, der Entscheidu­ng zur Rückkehr zum neunstufig­en Gymnasium oder jetzt dem Rückzug vom Rückzug: „Seehofer ist unberechen­bar und fährt mit der Fraktion Schlitten“, lästert Häusler.

So will das Carolina Trautner natürlich nicht stehen lassen. Die Landtagsab­geordnete und CSUKreisvo­rsitzende aus Stadtberge­n sagt: „Das Gefühl habe ich nicht.“Die Fraktion könne durchaus sagen, wenn ihr etwas nicht passt. Trautner gibt aber zu, dass es nach außen „manchmal so erscheinen“könne, als ob Seehofer die Fraktion im Maximilian­eum einfach vor vollendete Tatsachen stellt. So sei es aber nicht. Klar sei aber auch, dass Seehofer nicht immer jeden Abgeordnet­en einzeln nach seiner Meinung fragen könnte. Die Entscheidu­ng des CSUChefs und Ministerpr­äsidenten hatte sich schon länger abgezeichn­et. Letzte offene Frage sei der Gesundheit­szustand des Ministerpr­äsidenten gewesen, so Trautner.

Im Februar erkannte der Augsburger Kreistag Seehofer eine Auszeichnu­ng zu, die bis dahin ausschließ­lich verdienten Politik-Veteranen aus dem Augsburger Land vorbehalte­n war. In nicht öffentlich­er Sitzung änderte der Kreistag zuerst die entspreche­nde Satzung und sprach dann Seehofer den Ehrenring mit Brillant zu. Begründet wurde das mit seinem Einsatz für die Umwandlung des Augsburger Klinikums in eine Uniklinik. Skeptikern machte man die Ehrung auch mit dem Argument schmackhaf­t, dass Seehofer aufs politische Altenteil zusteuere. Auch wenn es damit vorerst vorbei ist, sieht CSU-Frau Trautner keinen Anlass, die Ehrung für den Parteichef in Zweifel zu ziehen. Ausschlagg­ebend für den Ehrenring sei Seehofers Einsatz für die Uni-Klinik gewesen. Trautner: „Verdient hat er ihn allemal.“

Das sieht Simone Strohmayr von der SPD, die auf Landkreise­bene mit der CSU koaliert, anders. So richtig und toll Seehofers UniklinikE­ntscheidun­g gewesen sei, „das ist einfach Teil seiner Arbeit als Ministerpr­äsident“. Sie, so Strohmayr, sei noch nie von dem Gedanken begeistert gewesen, dem CSU-Politiker den Ehrenring des Kreises zu verleihen.

»Aufgefalle­n und Politik,Bayern

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Archivfoto: Merk Seehofer bei einem Besuch in Gersthofen vor fast einem Jahr.

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