Augsburger Allgemeine (Land West)
Weldener Blasmusik im Hamburger Hafen
Reise Die Marktkapelle spielt beim Hafengeburtstag. Für Dirigent Norbert Rachuth ein Heimspiel
Welden
Der Hamburger Hafen feiert seinen 828. Geburtstag und will zum größten Hafenfest der Welt heuer wieder mehr als eine Million Besucher an die Elbe locken. Mit dabei sind am ersten Maiwochenende auch 30 Musiker der Marktkapelle Welden. Sie treten dort zusammen mit Dirigent Norbert Rachuth am Samstag, 6. Mai, auf. In voller Montur – natürlich in Tracht – verbreiten die Weldener in einem Brauhaus mit Märschen, Polka und Walzer aus dem eigenen Repertoire zwei Stunden lang bayerische Töne in der Elbmetropole. „Wir haben die Option zu verlängern, sollte es gut ankommen“, sagt Rachuth.
Für den 63-Jährigen ist der Auftritt im Norden Deutschlands ein Heimspiel: 41 Jahre lang lebte Rachuth in und um Hamburg, ließ sich dort zum Musiker ausbilden und spielte in diversen Bands. Seit Oktober 2014 ist er Dirigent der Weldener Marktkapelle. Stefan Weishaupt, Vorsitzender der Musikvereinigung Welden, kam deshalb auf die Idee, in Hamburg zu spielen. Schließlich wusste er, dass Rachuth in den Norden gute Kontakte pflegt.
Rachuth erklärt: „In Hamburg war es ganz bunt, was meine musikalische Erfahrung angeht. Ich habe mit vielen tollen Musikern und Personen zu tun gehabt.“Gerne erinnert sich der leidenschaftliche Posaunist an Auftritte im Operettenhaus mit Freddy Quinn oder der NDR-Big-Band zurück. „Meine Welt ist die Big-Band- und Unter- haltungsmusik. Was es im Norden allerdings wenig gibt, sind Blaskapellen“, sagt Rachuth. Zwar habe sogar jede Schule eine Big Band, der Fokus liege aber mehr auf Jazz und Improvisation.
Für eine Blaskapelle gebe es dementsprechend in Hamburg nicht viele Möglichkeiten zu spielen: Auf dem Rathausplatz darf lediglich das Polizeiorchester ran, im Park Planten un Blomen steht das Jahresprogramm schon. Interessiert zeigte sich auf eine Anfrage das Brauhaus Blockbräu an den Landungsbrücken. Inhaber Eugen Block sei begeistert von Blasmusik, erzählt Rachuth. Der Hafengeburtstag sei die beste Möglichkeit für ein Konzert. „Es ist das größte Hafenfest der Welt, viele meiner Mitmusiker können sich vielleicht gar nicht vorstellen, was dort los ist.“Am Donnerstag vor dem Festwochenende wird noch normal in Welden geprobt, anschließend wartet der Bus, der die Kapelle über Nacht in den Norden bringt.
„In Hamburg zu leben war immer mein Traum“, sagt Rachuth. Zwar absolvierte der gebürtige Augsburger zunächst eine Lehre als Maschinenschlosser im Landkreis, doch die Arbeit an Akkordeon und später Posaune bereiteten ihm mehr Spaß.
Zunächst spielte er in der Trachtenkapelle Hammerschmiede. Im Jahr 1973 hat es Rachuth dann zur Bundeswehr in das Ausbildungsmusikkorps nach Hilden verschlagen. Nach seiner Ausbildung zum Militärmusiker studierte er schließlich Posaune an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Hamburg.
Vor drei Jahren brach er seine Zelte in Hamburg ab, betreut seitdem seinen pflegebedürftigen Onkel in Gersthofen und wohnt in Welden. „Hamburg hat mir am Anfang gefehlt, aber hier in Welden ist es ganz toll. Die Menschen und die Kapelle gefallen mir sehr gut. Ich habe ein ganz neues Leben begonnen.“Ein Stück davon will er jetzt mit seiner alten Heimat teilen.