Augsburger Allgemeine (Land West)

Rausgeflog­en

Warum Vogelküken nicht immer gerettet werden müssen

- VON ORLA FINEGAN

Blaumeisen, Amseln oder Rotkehlche­n haben eins gemeinsam: Sie sind Nesthocker. Wenn sie im Frühling schlüpfen, sind ihre Augen zu, die Haut nackt, die Flügel stummelig. Sie piepsen und piepsen, wollen nur fressen und bringen die Vogelelter­n an den Rand eines Burnouts. Fast wie bei den Menschen. Manchmal fällt eines der Vogelküken aus dem Nest. Das passiert nicht nur den Rabenelter­n. Gerade tierliebe Kinder finden beim Spielen oft ein scheinbar verlorenes Vögelchen und bringen es heim. Und die Menschenel­tern geben das Küken meist flugs weiter ins Tierheim, die eigene Brut ist schließlic­h Arbeit genug.

Jetzt kommt es aber ganz auf das Vögelchen an, ob es ins Heim muss oder bei den Vogelelter­n bleiben sollte. Denn wenn es schon eigene Federn hat, befindet es sich vielleicht in seiner jugendlich­en Sturmund-Drang-Phase und ist nur ausgebüxt. Man kann es sich fast vorstellen, wie der Amselpapa im schwarzen Anzug geschimpft hat: „Solange du deine Füße in meinem Nest …“Doch auf dem grasigen Boden der Tatsachen angekommen, piepsen die Unruhestif­ter ganz jämmerlich nach ihren Eltern.

Und wenn kein Mensch dazwischen­funkt, kümmern diese sich nach wie vor um den Zögling. Vielleicht lassen sie den Ausreißer ein, zwei Stunden schmachten, dann tauchen sie mit Futter im Schnabel auf. Nur wenn Gefahr droht, also ein Vögelchen auf der Straße sitzt oder im Garten eine Katze wohnt, sollte der Mensch helfen – indem er das Tier auf einen sicheren Ast oder ins Gebüsch setzt. Wie Sie ein nacktes Vogelküken retten können und ob Rehkitze und Häschen auch Hilfe brauchen, lesen Sie auf Bayern.

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Foto: Fotolia Hungrige Jungvögel.

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