Augsburger Allgemeine (Land West)

Der irre Mr. Pop

Porträt Iggy Pop hatte einen üblen Ruf. Er schmierte seinen Körper mit Erdnussbut­ter ein und robbte blutend durch Glasscherb­en. Jetzt kommt ein Film über ihn ins Kino

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Wer Iggy Pop schon einmal auf der Bühne erlebt hat, kann unschwer erkennen, wer seine musikalisc­hen Vorbilder sind. Wenn er mit freiem Oberkörper und hautenger Lederhose auf der Bühne wirbelt, erinnert das schon stark an die ehemalige DoorsLegen­de Jim Morrison oder an Stones-Sänger Mick Jagger. Man wusste bei ihm nie so recht, für was er eigentlich mehr bekannt war – für seine Musik oder für seine Drogenexze­sse.

Bis auf Keith Richards und Ozzy Osbourne war wohl keiner so dem Heroin und Kokain verfallen wie Iggy Pop. Das hat sich in jüngster Vergangenh­eit wohl etwas geändert. „Keith Richards ist noch unkaputtba­rer als ich. Ich kann mit ihm nicht mehr mithalten“, sagte der „Godfather of Punk“einmal, der vor wenigen Tagen seinen 70.Geburtstag feierte. Pop, der mit bürgerlich­em Namen James Newell Osterberg heißt, hatte es nicht einfach in seiner Kind- und Jugendzeit. Die Eltern, seine Mutter war Sekretärin und sein Vater Lehrer, waren immer in finanziell­en Nöten. Deshalb wuchs Iggy in einer Wohnwagens­iedlung in der Nähe von Michigan auf.

Mitte der 1960er Jahre begann Iggy Pop so richtig mit seiner musikalisc­hen Karriere und gehörte zu den Gründungsm­itgliedern der „Stooges“. Die Band genoss für damalige Zeit einen üblen Ruf. Iggy Pop schmierte seinen Körper mit Erdnussbut­ter ein und robbte auf der Bühne blutend durch Glasscherb­en. Ein paar Jahre später nach dem Zerfall der „Stooges“lebte Iggy Pop zusammen mit den beiden RockIkonen Lou Reed und David Bowie in einer WG im Berliner Stadtteil Oberschöne­berg. Bowie, mit dem er angeblich ein bisexuelle­s Verhältnis hatte, überredete ihn auch zu einem Comeback und verhalf ihm auch zu einem neuen Plattenver­trag. Bowie produziert­e 1977 sein Album „Lust for Life“, das nach wie vor zu den erfolgreic­hsten von Iggy Pop zählt. Aus diesem Album stammt auch der Titel „The Passenger“, der zu seinen großen Hits zählt. Zusammen mit Bowie produziert­e er dann auch die Platte „Blah, Blah, Blah“. Auch die wurde ein großer Erfolg und Pop landete vor allem mit „Real Wild Child“seinen Mega-Hit. Dabei war es lediglich ein CoverSong von Johnny O’Keefe aus dem Jahr 1957. Bekannt wurde dieser Song in der Version von Iggy Pop in Deutschlan­d auch als Titelmelod­ie der Fernsehser­ie „Der letzte Bulle“. Als Bowie im Januar 2016 starb, trauerte keiner mehr als Iggy.

Der Vater eines erwachsene­n Sohnes (Eric) sieht momentan besser aus als jemals zuvor. Angeblich ist er clean. Am morgigen Donnerstag erfährt das Leben von Pop eine Ehrung, die dem Meister würdig ist. Sein Freund, der Film-Regisseur Jim Jarmusch, bringt Iggy Pop in dem Streifen „Gimme Danger“auf die Kino-Leinwand.

Iggy Pop ist schon seit Jahren eng mit Jarmusch befreundet. In dessen Filmen „Coffee & Cigarettes“und „Dead Man“hat er auch schon einmal in früheren Jahren eine Rolle übernommen. Wolfgang Langner

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Foto: dpa

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