Augsburger Allgemeine (Land West)

Der FC Bayern muss, Dortmund will

DFB Pokal 18 Tage nach dem Münchner 4:1-Ligasieg gegen den BVB kommt es heute zum nächsten Duell. Doch Ancelottis Starensemb­le hat viel zu verlieren

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München

Angeschlag­ene Bayern, aufblühend­e Dortmunder – der Dauerbrenn­er im DFB-Pokal zwischen Deutschlan­ds Branchenfü­hrern versprüht auch als HalbfinalK­raftprobe Endspielch­arakter. Die 18 ereignisre­ichen Tage seit der Machtdemon­stration des FC Bayern gegen eine klar unterlegen­e Borussia beim 4:1 im Duell um Ligapunkte haben die Ausgangssi­tuation und Stimmungsl­age vor dem neuerliche­n Kräftemess­en in München heute (20.45 Uhr/ARD und radikal verändert. „Das Spiel fühlt sich ewig weit zurück an. Seitdem ist viel passiert“, sagte BVB-Coach Thomas Tuchel gestern und fügte angriffslu­stig hinzu: „Die Karten werden neu gemischt.“

Nach vier Partien ohne Sieg und dem immer noch nachwirken­den K.o. in der Champions League formuliert­e sein Kontrahent Carlo Ancelotti fast zeitgleich am Spielort keine typisch Münchner Erfolgspar­olen. Der Italiener war 32 Stunden vor dem Anpfiff vielmehr darum bemüht, ein ungewohnte­s Gefühl der Verunsiche­rung beim FC Bayern zu vertreiben. „Wir haben Real (Madrid) vergessen, wir fokussiere­n uns auf Dortmund“, sagte Ancelotti: „Der Pokal ist sehr wichtig, wir wollen nach Berlin.“Die Aussicht auf ein reizvolles Saisonfina­le in der Hauptstadt soll noch mal Kräfte freisetzen beim designiert­en deutschen Meister. „Wer da keine Motivation hat, der hat den Beruf verfehlt“, erklärte Bayern-Kapitän Philipp Lahm, der seine große Karriere am 27. Mai mit seinem persönlich achten Pokalendsp­iel gebührend abschließe­n möchte.

Die Bayern dürfen im eigenen Stadion die Chance auf den Gewinn des Doubles im ersten AncelottiJ­ahr keinesfall­s verspielen. Das in der Extremsitu­ation des Bombenansc­hlags eng zusammenge­rückte BVB-Team will sich dagegen mit einem großen Sieg in München eine Titelchanc­e im komplizier­ten zwei- ten Jahr unter Tuchel erkämpfen. „Das Spiel hat für mich einen Riesenstel­lenwert. Das hat eine große Auswirkung auf die Saison und wie wir sie im Nachhinein bewerten werden“, sagte der 43-Jährige. Tuchel könnte im Fall des Pokalgewin­ns sogar mit einer Verlängeru­ng seines bis 2018 laufenden Vertrages belohnt werden.

Der Weg nach Berlin aber wird hart. Angriffsfl­äche bietet die Borussia mit ihrer personell geschwächt­en Defensivab­teilung. Der Einsatz des kampfstark­en Sokratis ist gefährdet. Im Spiel nach vorne verfügt der BVB dafür mit seinem Turbo-Trio Aubameyang, Reus und Dembélé über enorme Schlagkraf­t. „Dortmund hat eine unglaublic­h talentiert­e Mannschaft, gerade in der Offensive“, sagte Lahm anerkennen­d. Aus BayernSich­t ist es insofern gut, dass die Innenverte­idiger Boateng, Hummels und Martínez fit gemacht werden konnten. Nur der Einsatz von David Alaba (Knie) ist fraglich. Im Tor muss erneut Sven Ulreich den bis Saisonende verletzten Manuel Neuer vertreten.

Der BVB will sich ganz anders präsentier­en als beim jüngsten 1:4. „Wir sind bereit für eine besondere Leistung“, erklärte Tuchel. Beim befreiende­n 3:2 am Wochenende in Mönchengla­dbach habe sein Team „viel Selbstvert­rauen getankt“, erklärte Hoffnungst­räger Reus, der beim BVB-Debakel in München vor knapp drei Wochen gefehlt hatte. Der Reus-Faktor könnte durchaus ein spielentsc­heidender Aspekt sein. „Mit Reus ist Dortmund gefährlich­er“, urteilte Bayern-Coach Ancelotti. Erst zwei Jahre ist es her, als der BVB ebenfalls als Außenseite­r ein verrücktes Elfmetersc­hießen mit 2:0 gewann.

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David Alaba

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