Augsburger Allgemeine (Land West)

Wenn Ultras die Spieler zum Rapport bestellen

Fußball Bei Rapid Wien regiert die Fan-Gruppierun­g im Verein mit. Ein deutscher Manager sieht sich als Opfer

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Wien

Am Mittwoch wird wieder Fußball gespielt. Endlich, werden viele Sympathisa­nten des österreich­ischen Traditions­klubs Rapid Wien sagen, nachdem seit Tagen eine Schlammsch­lacht rund um den Rekordmeis­ter im Gang ist. Im Mittelpunk­t steht dabei der scheinbar bedenklich­e Einfluss der Fan-Gruppierun­g Ultras auf die Entscheidu­ngen der Klub-Führung, die sogar zur Freistellu­ng des Ex-Sportdirek­tors und langjährig­en Schalkers Andreas Müller im November geführt haben soll. „Ich sage nur: Andreas Müller lügt“, sagte Präsident Michael Krammer nun der Zeitung Krone, nachdem Müller am Wochenende beim TV-Sender Sky Einblicke in seine fast dreijährig­e Amtszeit bei Rapid gegeben hatte.

Die Macht der Ultras sei „ein Wahnsinn“gewesen, so Müller. „Ich kannte so was nicht, dass der Einfluss so groß sein kann. Ich hatte eine andere Meinung im Umgang mit den Ultras. Sie haben Rapid im Griff, das geht nicht. Aber Krammer und (Geschäftsf­ührer Christoph) Peschek liegen mit ihnen im Bett.“Trauriger Höhepunkt des Zusammensp­iels zwischen Klub und Fans war ein Vorfall nach der Auswärtspl­eite beim SV Ried auf der Autobahn, als die Ultras die Mannschaft auf einer Raststätte zum Rapport bestellt hatten. „Wir haben uns für die unauffälli­gere Variante entschiede­n und den Bus auf dem Weg nach Wien von der Autobahn geholt, um der Mannschaft auf einem LKW-Rastplatz die Leviten zu lesen“, teilte die Gruppierun­g sogar auf ihrer Homepage mit. Der Klub spielte das Zusammentr­effen indes als „eine ganz normale Aussprache“herunter. Ein „No-Go“, wie Müller findet. Der langjährig­e Bundesliga­Profi glaubt, dass er einst „über die Fans gestolpert“ist und führt die Causa Maximilian Entrup an. Der Youngster war nach seinem Wechsel zu Rapid von den eigenen Fans attackiert und sogar mit einem Knallkörpe­r beworfen worden, weil er zuvor einem Fanklub des Stadtrival­en Austria angehört hatte. Müller hatte sich hinter Entrup gestellt, von der Klubführun­g sei er aber allein gelassen worden. Auch Vereinsido­l Hans Krankl ist inzwischen auf Distanz zu Rapid gegangen. Die Vereinsspi­tze werde von „Ahnungslos­en“ geführt, sagte er, und löste weitere verbale Duelle in der Öffentlich­keit aus. Zu allem Überfluss kommt die sportliche Krise bei den Wienern hinzu. Nach dem 0:2 im 321. Derby gegen die Austria beträgt der Rückstand auf Tabellenfü­hrer RB Salzburg bereits 24 Punkte, bis zum Abstiegspl­atz sind es dagegen nur sieben Zähler.

Inzwischen versucht sich in Goran Djuricin bereits der vierte Trainer in dieser Saison an Rapid, die Spielzeit hatte der Verein noch mit dem früheren Schalker Mike Büskens begonnen. Wenn heute auch das Cup-Halbfinale gegen den Linzer ASK verloren geht, wäre auch die letzte Chance auf eine Europacup-Teilnahme dahin. Weitere unruhige Zeiten rund um Rapid Wien wären garantiert.

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Foto: dpa War drei Jahre Sportdirek­tor bei Rapid: der ehemalige Schalker Spieler und Ma nager Andreas Müller.

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