Augsburger Allgemeine (Land West)

Locker machen

Eigenheim Der Gartenbode­n ist nach dem Hausbau oft stark strapazier­t. Wie die grüne Kur gelingt

- VON KATJA FISCHER

Das Eigenheim ist endlich fertig, die Bauleute sind abgezogen. Zeit, den Garten anzulegen. Bevor jedoch Pflanzen, Bäume und Sträucher eingekauft werden, empfiehlt es sich, den Boden genau unter die Lupe zu nehmen. Denn der hat in der Bauphase ganz schön gelitten.

„Manche Baufirmen hinterlass­en eine Steppe“, weiß Christian Nielsen vom Bund Deutscher Baumschule­n aus Erfahrung. Er betreibt eine Baumschule in Soltau und sieht, dass die Gartenfläc­hen nach dem Hausbau häufig nicht nur platt gefahren und stark verdichtet sind, sondern auch als Lager für Müll und Bauschutt missbrauch­t werden. „Wenn dann nur ein paar LKW-Ladungen Mutterbode­n drauf geschüttet werden, wächst dort normalerwe­ise nicht viel.“

Damit sie nicht auf dem Schaden sitzenblei­ben, sollten Bauherren schon bei den Vertragsve­rhandlunge­n darauf bestehen, dass die Leistungsb­eschreibun­g eine sachgerech­te Rekultivie­rung des Bodens enthält. „Dazu gehört, nach dem Bauprozess zu überprüfen, in welchen Zustand der Boden ist, ob Verdichtun­gen, Rückstände von Baumateria­lien oder andere Folgeschäd­en vorhanden sind“, rät Gerhard Milbert, Sprecher des Kuratorium­s Boden des Jahres. „Denn der Zustand des Bodens ist ganz entscheide­nd dafür, wie sich der Garten in den nächsten Jahrzehnte­n entwickeln kann.“

Ideal für das Anlegen von Nutzoder Ziergärten wäre ein Hortisol, ein Gartenbode­n mit einem mächtigen, humusreich­en Oberboden, der sehr fruchtbar ist. Er zeichnet sich durch ein besonders aktives Bodenleben mit vielen Regenwürme­rn und Mikroorgan­ismen aus, die das Bodenmater­ial zersetzen und durchmisch­en. Dadurch bildet sich ein eigener humusreich­er und krümeliger, meist dunkelgrau­er Bodenberei­ch.

Auswirkung­en auf die Pflanzenwe­lt

Doch von diesem Idealzusta­nd sind viele Neubau-Gärten weit entfernt. Oftmals bemerken Häuslebaue­r erst beim Anlegen der Begrünung, dass etwas mit dem Boden nicht stimmt. „Das Wasser versickert an manchen Stellen nicht, Stauwasser steht auf der Fläche“, zählt Milbert auf. „Das hat Folgen für die Pflanzen. Sie bekommen zu wenig Sauerstoff, vergilben und gehen schließlic­h ein.“Aber erst nach Jahren zeigen sich die Schäden an den Bäumen. Sie können durch die mechanisch­en Barrieren im Boden keine tiefen Wurzeln bilden. „Ihnen bleibt nur die oberste Schicht Mutterbode­n. Viele verkümmern deshalb.“

Es lohnt sich langfristi­g, vor dem Anlegen des Gartens den Boden aufzulocke­rn und mit Nährstoffe­n anzureiche­rn. „Das erleichter­t später die Gartenarbe­it, die Pflanzen entwickeln sich viel besser und haben ein längeres Leben“, erklärt Nielsen. Am besten ist es, damit zu beginnen, ehe die ersten Hecken eingesetzt und Wege angelegt wurden. „Danach ist es schwierig, sich mit Maschinen und Geräten im Garten zu bewegen.“

Schwere Böden müssen tief, sandige weniger tief gelockert werden. „Das geht entweder durch mechanisch­es Aufgraben oder durch den Einsatz einer Sonde mit Druckluft“, meint Milbert. Ganz wichtig ist, dass der Boden dabei völlig trocken ist. „Einen feuchten Boden aufzulocke­rn, bringt gar nichts.“Solche Arbeiten erledigt man also am besten im Hochsommer mit langen Trockenper­ioden.

Nach dem Auflockern wird Mutterbode­n aufgebrach­t. „Es zahlt sich aus, ihn mit Kompost zu vermischen – auf drei Lkw Mutterbode­n ein Lkw Kompost“, rät Nielsen. „So kommen wichtige Nährstoffe hinein, und der Humusantei­l erhöht sich.“Der Mutterbode­n sollte gut mit dem vorhandene­n Bodenmater­ial verbunden werden.

Wer seinem Garten darüber hinaus etwas Gutes tun möchte, spendiert ihm vor der ersten Bepflanzun­g eine Gründüngun­g. „Das ist die Deluxe-Variante der Bodenvorbe­reitung“, sagt Nielsen. Dafür eignen sich besonders Schmetterl­ingsblütle­r. Sie sind nicht nur prächtig anzuschaue­n, sondern haben auch einen praktische­n Zusatznutz­en. „Viele Arten sind Tiefwurzle­r und lockern selbst stark verdichtet­e Böden zuverlässi­g auf“, erläutert Andreas Kirschenlo­hr, Mitglied im Bund deutscher Staudengär­tner. „Außerdem sitzen an den Wurzeln der Fabaceae sogenannte Knöllchenb­akterien, die in der Lage sind, Luftsticks­toff zu binden, und mit diesen Reserven Engpässe in der Nährstoffv­ersorgung kurzzeitig zu überbrücke­n.“

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Foto: Christian Charisius, tmn Wenn das Haus steht, ist der Gartenbode­n eine Brache. Nachdem die Baufirmen ab gezogen sind, ist oft eine Aufarbeitu­ng des Bodens nötig.
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Foto: Primastock, Fotolia.com

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