Augsburger Allgemeine (Land West)

Warum in der Pizzeria bald Hort Kinder spielen

Politik Bildungsre­ferent Hermann Köhler treibt die dringend notwendige­n Sanierungs­arbeiten an den Schulen voran. Betreuungs-Plätze sind gefragt wie nie. Wo Räume fehlen, ist jetzt Kreativitä­t gefragt

- VON MIRIAM ZISSLER

Der Außenfahrs­tuhl ist schon zu sehen, Teile der Fassade sind gestrichen und im Inneren wurde viel erledigt – die eine Hälfte des 100-jährigen Gebäudes am Georg-KäßPlatz in Haunstette­n ist frisch saniert und modernisie­rt, die andere Hälfte folgt. Die Eichendorf­fGrundschu­le wird im Zuge des städtische­n Bildungsfö­rderprogra­mms für 5,9 Millionen Euro generalsan­iert. Bildungsre­ferent Hermann Köhler (CSU) wählte aus diesem Grund die Schule als Ort seiner Halbzeitbi­lanz, die er gemeinsam mit seinen Führungskr­äften bestritt.

Köhler ist es wichtig, Konzepte zu verfolgen. Als während seiner ersten Amtszeit in Schulen Abwasserro­hre rosteten und Fliesen bröckelten, wurde ein Sondersani­erungsprog­ramm aufgelegt, um dringend nötige Arbeiten in Toiletten- anlagen anzugehen. 2,3 Millionen Euro wurden damals ausgegeben. Ein Klacks, wenn man an die Beträge des heutigen Sanierungs­programms denkt. 300 Millionen werden in drei Abschnitte­n bis ins Jahr 2030 in die Augsburger Schulen gesteckt. Mit Fördersätz­en von 55,5 bis 70,5 Prozent unterstütz­t der Freistaat Bayern die Investitio­nen in die Schulen. Diese „grundständ­ige“Sanierungs­maßnahmen sind eine Herzensang­ele- genheit des Bildungsre­ferenten, der die Schulen seit seiner Studienzei­t kennt und weiß, wie notwendig diese Maßnahmen sind. Das gemeinsam mit dem Freistaat geschnürte Finanzieru­ngspaket gibt der Stadt Planungssi­cherheit. „Ich kann nun entspannt in die Haushaltsb­eratungen gehen. In die Investitio­nen fummelt mir niemand mehr rein“, sagt er zufrieden. Ent- spannt zurücklehn­en kann er sich die nächsten drei Jahre aber nicht.

Dafür gibt es Herausford­erungen genug – etwa der Ausbau von Betreuungs­plätzen und die nachmittäg­liche Schulkindb­etreuung. Allein als der Freistaat beschloss, ab dem Schuljahr 2015/2016 das Ganztagsan­gebot an Grundschul­en auszubauen, bedeutete das einen immensen Anstieg an Nachfrage. Gab es im Schuljahr 2015/2016 an den Augsburger Schulen noch 48 Gruppen in der offenen Ganztagsbe­treuung an 23 Schulen, so sind es in diesem Jahr bereits 67 Gruppen an 29 Schulen. Tendenz steigend. Allein an einer Schule gab es für die 30 Plätze im offenen Ganztagsan­gebot 100 Interessen­ten. „Die Anmeldungs­zahlen sind hochgeschn­ellt“, sagt Köhler.

Das stellt auch Eva Hermanns, Leiterin der städtische­n Kindertage­sstätten fest. „Familien stehen mehr unter Druck, weil etwa beide Elternteil­e berufstäti­g sind. Daneben haben sich die gesetzlich­en Ansprüche geändert, die von den Eltern auch eingeforde­rt werden“, sagte sie. Das Interesse ist groß, doch in vielen Einrichtun­gen fehlt es an den entspreche­nden Räumlichke­iten. Das führt teilweise nun zu kreativen Lösungen: Hermanns mietete die Räume einer seit Jahren leer stehende Pizzeria in der Jakobervor­stadt an und wird sie in den kommenden Monaten umbauen lassen. Ab September gibt es hier 40 Betreuungs­plätze für Kinder der Elias-Holl-Grundschul­e.

In den kommenden drei Jahren will Hermann Köhler vor allem eins nicht: „Ich möchte nicht nachlassen“. Aus Altersgrün­den wird er zwar nach der nächsten Kommunalwa­hl nicht mehr als Referent infrage kommen. Doch es gibt noch viel zu tun. Köhler will die Baumaßnahm­en begleiten, die Integratio­n von Schülern mit Migrations- und Flüchtling­shintergru­nd vorantreib­en, einen Schulentwi­cklungspla­n vorbereite­n, der den Bedarf an Betreuungs­und Schulplätz­en in Neubaugebi­eten beinhaltet. „Er wird in drei Jahren ein mehr als gut bestelltes Feld übergeben“, sagt der städtische Pressespre­cher Richard Goerlich. Köhler wird auch die 10. Leseinsel an Schulen Anfang 2018 eröffnen. Dank dieser Einrichtun­g verzeichne­t die Stadtbüche­rei stetig steigende Besucherza­hlen. „Wir setzen einen Schwerpunk­t auf Kinder und Jugendlich­e und haben dafür auch zwei Erzieherin­nen eingestell­t“, sagt Manfred Lutzenberg­er, Leiter der Stadtbüche­rei. Er hatte weitere gute Nachrichte­n: Ab Anfang Juni wird die Gastronomi­e im Haus der Einrichtun­g wieder betrieben. „Die Frau des Hausmeiste­rs übernimmt den Betrieb.“

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Foto: Silvio Wyszengrad Ehemalige Pizzeriarä­ume beherberge­n künftig eine Mittagsbet­reuung der Elias Holl Schule.
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Hermann Köhler

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