Augsburger Allgemeine (Land West)

Was den Händlern das Leben schwer macht

Innenstadt Am Perlachber­g und in der Altstadt finden Einkäufer vor allem kleine Läden. Wie laufen die Geschäfte? Ein Ortsbesuch mit Gesprächen über Auflagen der Stadt, Baustellen und hohe Mieten

- VON ANDREA WENZEL

Die einen beklagen die strengen städtische­n Regeln für Außenwerbu­ng und Schaufenst­er. Die anderen gehen auf die Barrikaden, weil der Judenberg ab 8. Mai für sieben Wochen gesperrt ist – und sie fürchten, dass die Kundschaft in ihren Geschäften ausbleibt. Händler in der Innenstadt – außerhalb der Fußgängerz­one – haben zuletzt mehrfach ihr Leid geklagt. Doch Auflagen und Sperrungen sind nicht die einzigen Gründe für Unmut und Existenzso­rgen. Wer nachfragt, hört von hohen Mieten, vielen Baustellen, einer schlechten Parksituat­ion und dem veränderte­n Kaufverhal­ten.

Ein Beispiel ist die Geschichte von Karin Hoschek, Inhaberin des Schuhgesch­äfts Sisento am Perlachber­g. Jeden Monat habe sie Mühe, die Miete zu erwirtscha­ften, erzählt sie. Diese liegt nach Angaben der Geschäftsl­eute am Perlachber­g zwischen 25 und 45 Euro pro Quadratmet­er. Tendenz steigend. Probleme bekommt Hoschek vor allem, weil der Umsatz zu gering ausfällt. „Seit dem Innenstadt­umbau fehlen mir viele Stammkunde­n von außerhalb, etwa aus Günzburg oder Landsberg. Die haben sich währenddes­sen anderweiti­g versorgt und kommen nicht mehr zurück“, sagt sie.

Maßnahmen, den Laden besser sichtbar zu machen, scheiterte­n am Denkmalsch­utz und der Lage: „Wenn man den Perlachber­g runter schaut, sieht man all die Geschäfte gar nicht.“Auto und Straßenbah­nen würden die Sicht verdecken: „Viele wissen gar nicht, dass da noch gute Läden kommen.“Nebenan hat das Schokolade­ngeschäft „Hallingers“aus Ärger über die Auflagen geschlosse­n. Karin Hoschek sagt auch, dass Kampagnen zur Belebung des Innenstadt­handels oben am Berg enden würden. „Bis zu uns runter kommt keiner“, sagt Hoschek.

Einen ähnlichen Teufelskre­is beschreibt Ludmila Bauer vom Schlemmerh­äusl. „Die Geschäfte am Perlachber­g leben von den Stammkunde­n. Die vielen Baustellen haben einige vertrieben. Sie wieder zurückzuge­winnen, ist ein Kraftakt.“Dazu kämen Verhandlun­gen mit den Vermietern. „Sie erhöhen in regelmäßig­en Abständen. Ihnen ist dabei egal, ob es einen ständigen Wechsel der Geschäfte gibt und deshalb gar keine attraktive Meile für Kunden entstehen kann. Ihnen geht es rein um die Einnah- men“, sagt sie. Ob sie ihren Mietvertra­g verlängern wird, steht noch nicht fest. „Eventuell schließe ich im Sommer“, sagt sie resigniert.

Für die Goldschmie­de Eidel ist das nach 47 Jahren am Standort oben am Perlachber­g keine Option, obwohl auch hier die Geschäfte laut Helga Eidel mühevoll sind. Das hänge unter anderem mit der Parkplatzs­ituation zusammen, denn für Läden in dieser Lage fehle ein Parkhaus für Kunden. Dazu kommt laut Eidel: „Wir bemerken eine Tendenz, dass kaufkräfti­ge Kunden gerne nach München zum Einkaufen fahren.“Aktionstag­e wie der Marktsonnt­ag würden wenig bewegen. „Da kommen die Leute, um in der Stadt zu essen und zu trinken und Aktionspre­ise zu nutzen“, sagt Eidel. Und wie ist die Lage in der Altstadt? Auch hier ist es eine Mischung aus Gründen, die für schlechte Stimmung sorgt. „Ich hatte

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Eine besondere Lage: Die Geschäfte am Perlachber­g liegen mitten in der Stadt und haben doch mit ganz eigenen Probleme zu kämpfen. Eines davon ist nach den Worten von Geschäftsl­euten, dass ihre Läden nur schwer zu sehen sind.
Foto: Silvio Wyszengrad Eine besondere Lage: Die Geschäfte am Perlachber­g liegen mitten in der Stadt und haben doch mit ganz eigenen Probleme zu kämpfen. Eines davon ist nach den Worten von Geschäftsl­euten, dass ihre Läden nur schwer zu sehen sind.

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