Augsburger Allgemeine (Land West)
So bleibt der Maibaum im Dorf
Brauchtum Maibaumdiebstahl hat Tradition in der Region: Was erlaubt ist und wie Dieben das Leben schwer gemacht wird
Landkreis Augsburg
Der Zweck heiligt die Mittel: Wenn es um Brauchtum geht, dann darf auch gestohlen werden. Allerdings nur, wenn die Beute ein Maibaum ist. Wie man erfolgreich ist, weiß Manuel Liebl. Dem Gründungsmitglied des Traditionsvereins Täfertingen und seinen Freunden war es in der Vergangenheit immer wieder gelungen, Bäume aus den umliegenden Gemeinden zu stehlen. Bonstetten zum Beispiel musste schon dreimal eine Fichte auslösen. Das weckt Begehrlichkeiten: „Wenn man klaut, kriegt man das auch zurück“, sagt Liebl. Deshalb ist jetzt höchste Aufmerksamkeit gefragt.
Wo der Täfertinger Baum liegt, ist ein Geheimnis. Nur so viel: „Er ist in einer abgesperrten Halle untergebracht“, sagt Liebl. Um den Baum zu schützen, hat sich der Verein elektronische Hilfsmittel zugelegt. Schließlich sei es für berufstätige Burschen unmöglich, sich jede Nacht um die Ohren zu schlagen. Bewegungsmelder und ein Alarm sorgen deshalb dafür, dass sich niemand unbemerkt der Halle nähern kann. Und wenn es gar nicht anders geht, „dann halten wir auch Nachtwache“, sagt Liebl.
In Hainhofen kommt man ohne technische Überwachung aus. Der Baum wird dort traditionell bewacht. Potenzielle Diebe haben ohnehin keine Chance. Markus Kraus von der Feuerwehr erklärt die Methode: „Wir stellen Wachen direkt am Maibaumplatz auf. Von Sonnen- untergang bis Sonnenaufgang halten Freiwillige aus den Ortsvereinen in kleinen Gruppen Wache.“Die Strategie geht auf, denn der Baum „ist noch nie weggekommen“, sagt Kraus.
Sicher fühlen sich auch die Maibaumfreunde in Aystetten. Andreas Apitzsch von der Freiwilligen Feuerwehr erklärt: „Unser Baum steht schon, der kann also nicht gestohlen werden.“Laut Brauch darf der Maibaum nur gestohlen werden, wenn er neu aufgestellt wird, erklärt Manuel Liebl. In den meisten Gemeinden ist das alle zwei bis drei Jahre der Fall.
In Kühlental wird nach den schlechten Erfahrungen des vergangenen Jahres auf Nummer sicher gegangen. Bürgermeisterin Iris Harms: „Am 30. April wird bei uns ein neuer Baum aufgestellt. Der wird am gleichen Tag gefällt und direkt geschmückt.“
In Neusäß laufe es mittlerweile genauso, weiß Liebl. „Den Maibaum kann man nicht mehr stehlen“, meint der Täfertinger, der mit seinen Freunden übrigens auch schon einmal Pech beim Diebstahl hatte. „In Adelsried haben sie uns letztes Jahr auf der Straße gestoppt“, erinnert sich Liebl. Die Aktion ist gescheitert, weil ein Maibaum erst dann als gestohlen gilt, wenn er über die Ortsgrenze transportiert wurde. Ob die Adelsrieder ein ähnliches Warnsystem installiert hatten wie im Augenblick die Täfertinger? „Gut möglich“, vermutet Liebl.