Augsburger Allgemeine (Land West)

So bleibt der Maibaum im Dorf

Brauchtum Maibaumdie­bstahl hat Tradition in der Region: Was erlaubt ist und wie Dieben das Leben schwer gemacht wird

- VON TOBIAS KARRER

Landkreis Augsburg

Der Zweck heiligt die Mittel: Wenn es um Brauchtum geht, dann darf auch gestohlen werden. Allerdings nur, wenn die Beute ein Maibaum ist. Wie man erfolgreic­h ist, weiß Manuel Liebl. Dem Gründungsm­itglied des Traditions­vereins Täfertinge­n und seinen Freunden war es in der Vergangenh­eit immer wieder gelungen, Bäume aus den umliegende­n Gemeinden zu stehlen. Bonstetten zum Beispiel musste schon dreimal eine Fichte auslösen. Das weckt Begehrlich­keiten: „Wenn man klaut, kriegt man das auch zurück“, sagt Liebl. Deshalb ist jetzt höchste Aufmerksam­keit gefragt.

Wo der Täfertinge­r Baum liegt, ist ein Geheimnis. Nur so viel: „Er ist in einer abgesperrt­en Halle untergebra­cht“, sagt Liebl. Um den Baum zu schützen, hat sich der Verein elektronis­che Hilfsmitte­l zugelegt. Schließlic­h sei es für berufstäti­ge Burschen unmöglich, sich jede Nacht um die Ohren zu schlagen. Bewegungsm­elder und ein Alarm sorgen deshalb dafür, dass sich niemand unbemerkt der Halle nähern kann. Und wenn es gar nicht anders geht, „dann halten wir auch Nachtwache“, sagt Liebl.

In Hainhofen kommt man ohne technische Überwachun­g aus. Der Baum wird dort traditione­ll bewacht. Potenziell­e Diebe haben ohnehin keine Chance. Markus Kraus von der Feuerwehr erklärt die Methode: „Wir stellen Wachen direkt am Maibaumpla­tz auf. Von Sonnen- untergang bis Sonnenaufg­ang halten Freiwillig­e aus den Ortsverein­en in kleinen Gruppen Wache.“Die Strategie geht auf, denn der Baum „ist noch nie weggekomme­n“, sagt Kraus.

Sicher fühlen sich auch die Maibaumfre­unde in Aystetten. Andreas Apitzsch von der Freiwillig­en Feuerwehr erklärt: „Unser Baum steht schon, der kann also nicht gestohlen werden.“Laut Brauch darf der Maibaum nur gestohlen werden, wenn er neu aufgestell­t wird, erklärt Manuel Liebl. In den meisten Gemeinden ist das alle zwei bis drei Jahre der Fall.

In Kühlental wird nach den schlechten Erfahrunge­n des vergangene­n Jahres auf Nummer sicher gegangen. Bürgermeis­terin Iris Harms: „Am 30. April wird bei uns ein neuer Baum aufgestell­t. Der wird am gleichen Tag gefällt und direkt geschmückt.“

In Neusäß laufe es mittlerwei­le genauso, weiß Liebl. „Den Maibaum kann man nicht mehr stehlen“, meint der Täfertinge­r, der mit seinen Freunden übrigens auch schon einmal Pech beim Diebstahl hatte. „In Adelsried haben sie uns letztes Jahr auf der Straße gestoppt“, erinnert sich Liebl. Die Aktion ist gescheiter­t, weil ein Maibaum erst dann als gestohlen gilt, wenn er über die Ortsgrenze transporti­ert wurde. Ob die Adelsriede­r ein ähnliches Warnsystem installier­t hatten wie im Augenblick die Täfertinge­r? „Gut möglich“, vermutet Liebl.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Gefällt, geklaut, ausgelöst und geholt: Die Daten werden auf dem Stamm notiert, bevor der Maibaum aufgestell­t wird. Die Fichte, die geschmückt in Gersthofen aufgestell­t wurde, hatten vor einem Jahr Rettenberg­er Burschen gestohlen.
Foto: Marcus Merk Gefällt, geklaut, ausgelöst und geholt: Die Daten werden auf dem Stamm notiert, bevor der Maibaum aufgestell­t wird. Die Fichte, die geschmückt in Gersthofen aufgestell­t wurde, hatten vor einem Jahr Rettenberg­er Burschen gestohlen.

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