Augsburger Allgemeine (Land West)
Überrascht von der eigenen Kreativität
Kunst Jugendliche entdecken ihre Begabungen beim Talent-Campus in der Kunstschule Diedorf
Diedorf
Vor einer milchigen Kunststoffscheibe versammeln sich die Jugendlichen und sehen gebannt zu, wie zwei von ihnen als Fotograf und Modell vor und hinter der Scheibe arbeiten. „Wenn Du den Kopf noch mehr nach unten drehst, wirkt es besser“, sagt Bernhard Schmid. Alle sind dankbar für solche und ähnliche Tipps des Fotodesigners, der beim Talent-Campus Medien und Design mit Rat und Tat zur Seite steht.
Mit unterschiedlichen Motiven und Vorkenntnissen sind die 13- bis 17-jährigen Teilnehmer in das Mappenatelier, das in den Osterferien in der Kunstschule Diedorf stattfand, gestartet. Einige, wie Michael Hettich und seine Schulkameradin Stephanie Horber, hatten schon durch das Kunstadditum des Gymnasiums Königsbrunn Erfahrungen in der Gestaltung sammeln können und wollen vielleicht später auch beruflich ähnliche Wege gehen. Andere wie den 13-jährigen Mahdi Hakrash hat die Neugierde und das Interesse am bisher weitgehend Unbekannten zur Teilnahme an dem vielfältigen Programm gelockt.
Am Ende waren aber alle Teilnehmer positiv überrascht, welche teilweise bisher unentdeckten Talente sie bei sich ausmachen konnten. Viel dazu beigetragen hat auch, dass mit sonst eher unüblichen Materialien wie mit Straßenkreide ge- wurde. „Das ermöglicht einen Blick über den Tellerrand hinaus“, so Jasmin Janz und Anna Pöpperl, Schülerinnen der 9. und 10. Klasse des Gymnasiums Diedorf. „Sehr positiv war für uns, dass man wirklich einen ganzen Tag Zeit hatte, um sich einem Thema widmen zu können. Dadurch konnte man auch wirklich kreativ werden.“
Gelegenheiten hierfür gab es an allen Tagen des Mappenateliers. „Bisher habe ich mehr mit Holz gearbeitet, aber ich bin überrascht, wie toll man auch mit einfacher Straßenkreide arbeiten kann“, so das Fazit von Michael Hettich nach seinen Erfahrungen mit dem Schnitzen dieses für ihn neuen Materials.
Nicht nur Materialien, auch neue Aspekte wie die Statik bei der Gestaltung von Figuren und Tieren verlangen bei der künstlerischen Arbeit Aufmerksamkeit. Ein Element, das auch Maria-Theresia Kugelmann-Schmid als Organisatorin und Leiterin der Kunstschule Diedorf sehr schätzt: „Kreativ ist nicht nur der Künstler, sondern Kreativität steckt auch in handwerklichen Tätigkeiten und häufig auch in technischen Lösungen“.
Neue Lösungen für die Farbgestaltung zu finden, spielt auch bei der Malerei mit Acrylfarben eine Rolle, wo unter anderem das Mischen der Farbe von menschlicher Haut versucht wurde. „Dass man dabei auch mal lernt, was man nicht weiterverfolgen will, gehört auch dazu: „Ich habe dabei festgestellt, dass mir dafür einfach die Geduld fehlt und ich meine Schwerpunkte in anderen Bereichen sehe“, so Anna Pöpperl.
Die findet sie eher im Bereich der Fotografie, die am nächsten Tag des Talentcampus im Mittelpunkt stand. Gerade die Fotografie bietet sich laut Bernhard Schmid als einfacher Weg zum Erlernen von „Sehen und Gestalten“an. „Da bin ich oft baff“, so der Fotograf, mit welcher Unvoreingenommenheit die Jugendlichen herangingen und welche Talente hervorträten.
Am Abschluss eines jeden Tages stand die Präsentation der eigenen Ergebnisse. „Ein wesentliches Element ist, dass man auch lernt, die eiarbeitet gene Arbeit zu vertreten oder zu verkaufen. Dazu gehört auch die entsprechende Sprache mit den zugehörigen Ich-Botschaften“, erklärt Maria-Theresia KugelmannSchmid.
Begeisterung war am Ende des Campus bei den Teilnehmern zu spüren. „Ich war selbst von mir überrascht, dass ich viel mehr Ideen und Kreativität in mir hatte, als ich gedacht hätte“, sagt beispielhaft Stephanie Horber, stellvertretend für alle anderen. Viele neue Dinge ausprobieren, mit neuen Materialien experimentieren, neue Perspektiven entdecken - all dies hat den Jugendlichen geholfen, ihre eigenen Talente zu entdecken und zu vertiefen.