Augsburger Allgemeine (Land West)
Vom Sägewerk zum Holzfachmarkt
Wirtschaft Das Holzwerk Jochum besteht seit 130 Jahren. Wie sich der Familienbetrieb verändert hat
Zusmarshausen
Warum Holz? Martina Jochum kennt viele Argumente und zählt auf: Holz ist natürlich, flexibel, nachhaltig, warm, es riecht gut und fühlt sich angenehm an. Seit Jahrtausenden bauen die Menschen mit Holz, und Jochum ist überzeugt: „Der Baustoff Holz hat Zukunft.“
Seit 130 Jahren gibt es das Holzwerk Jochum in Zusmarshausen. Es ist seit Anfang an in Familienbesitz, mittlerweile in fünfter Generation. Seit drei Jahren führt die Betriebswirtin Martina Jochum das Unternehmen gemeinsam mit Josef Jochum, dem Cousin ihres Vaters. Am Wochenende wird Jubiläum gefeiert.
Es war Martina Jochums Ururgroßvater Josef Jochum, der das Unternehmen gegründet hat. 1887 genehmigte das Königlich-bayerische Bezirksamt seine Pläne zum Bau eines Sägewerks am Ortsrand von Zusmarshausen. Bei einem Feuer brannte es allerdings 1908 aus und musste neu aufgebaut werden. Der Sohn des Gründers, der ebenfalls Josef hieß, führte den Betrieb durch die Inflation und die beiden Weltkriege. Ab den Fünfzigerjahren trieben Dampfmaschinen die Geräte an, in den Siebzigern übernahm Jochum die Sägewerke von Fürst Fugger in Wellenburg und Graf Stauffenberg in Jettingen.
Im Jahr 2000 wurde das Sägewerk, der Ursprung des Unternehmens, stillgelegt. „Kleine Sägewerke tun sich schwer“, erklärt Martina Jochum. Ein größeres Augenmerk liegt seitdem auf dem Holzfachmarkt, der 1993 an der Augsburger Straße eröffnet wurde und vor vier Jahren ein neues Ausstellungsgebäude bekam. Dort gibt es Holz für Haus und Garten: Bodenbeläge, Türen, Fenster, Fassaden, Gartenhäuschen, Blumenkübel, Kinderspieltürme. Wintergärten und Terrassenüberdachungen werden in dem Werk selbst hergestellt – und zwar nicht nur aus Holz, sondern auch aus Aluminium. Denn das ist ein Trend, sagt Martina Jochum: „Der Kunde möchte möglichst pflege- leichte Produkte.“So kommen auch vorvergraute Fassadenteile gut an – die Pflege ist einfacher, es gibt keine unregelmäßige Farbveränderung. Überhaupt sei Holz zwar ein alter Baustoff, doch mit neuen Technologien sei mittlerweile viel möglich. So gibt es für den Fußboden nicht mehr nur das klassische Parkett und Laminat, sondern zum Beispiel auch bedruckten Kork.
Doch der Fachmarkt ist nur die eine Hälfte des Betriebs, der mittlerweile 30 000 Quadratmeter groß ist und 37 Mitarbeiter hat. Die andere Hälfte bleibt dem Privatkunden meist verborgen: Das Unternehmen produziert Exportverpa- ckungen für Maschinen und Anlagen. Die Teile werden in Zusmarshausen oder vor Ort beim Hersteller in die maßgefertigten Holzkisten verpackt und dann auf dem Landweg, per See- oder Luftfracht in alle Welt transportiert. Und so finden sich die Produkte aus Zusmarshausen in allen möglichen Ländern, obwohl die Firma Jochum selbst gar nicht exportiert. O
Fest Zum Jubiläum gibt es am Sams tag (8 bis 16 Uhr) und Sonntag (10 bis 16 Uhr), 29. und 30. April, bei Jochum ein Frühlingsfest. Am 30. April ist in Zusmarshausen verkaufsoffener Sonntag, an dem sich viele Betriebe beteiligen.