Augsburger Allgemeine (Land West)

Firma zieht überrasche­nd ihre Bauvoranfr­age zurück

Einzelhand­el Erweiterun­g der Outlets im Scheppache­r Gewerbegeb­iet ist damit zunächst vom Tisch

- VON HEIKE SCHREIBER

Der Unmut in Günzburg und Burgau war zuletzt groß: Dass die Verkaufsfl­ächen für die bestehende­n Outlets im Gewerbegeb­iet Scheppach-Nord weiter wachsen sollten, rief die Kritiker auf den Plan. Die beiden Städte Burgau und Günzburg erwogen, Klage gegen die Planungen in Jettingen-Scheppach zu erheben. Jetzt kommt die überrasche­nde Wende: Die 1A Outlet Developmen­t GmbH, die vier bis sechs weitere Ladeneinhe­iten mit einer Gesamtverk­aufsfläche von 1100 Quadratmet­ern geplant hatte, hat ihre Bauvoranfr­age zurückgezo­gen. Das teilte Landratsam­tssprecher Karl-Heinz Thomann gestern mit. Nähere Gründe dafür kenne er nicht, der Geschäftsf­ührer der 1A Outlet Developmen­t GmbH, Oliver Maronna, war für eine Stellungna­hme gestern nicht zu erreichen.

Im März hatte sich der Jettinger Bau- und Umweltauss­chuss erstmals öffentlich mit den Plänen für die Erweiterun­g beschäftig­t. Bis zu sechs weitere Geschäfte waren geplant auf dem bisher von der FastFood-Kette Burger King genutzten Areal. Der Ausschuss stimmte geschlosse­n dafür.

Doch den Städten Günzburg und Burgau gefiel das gar nicht, mit insgesamt über 4500 Quadratmet­ern liege man deutlich über der von der Regierung von Schwaben genannten Grenze von 3000 Quadratmet­ern, teilte die Stadt Günzburg mit.

Ab dieser Größenordn­ung wirke sich ein Vorhaben negativ auf zentralört­liche Versorgung­sstrukture­n aus. „Diese Entwicklun­g ist nicht länger hinnehmbar. Die geplante Erweiterun­g steht jeglichen Bestrebung­en der Innenstadt­belebung Günzburgs und der umliegende­n Kommunen entgegen“, teilte Günzburgs Oberbürger­meister Gerhard Jauernig (SPD) mit. Genauso sah es sein Amtskolleg­e Konrad Barm (Freie Wähler) in Burgau. „Was unsere Nachbarkom­mune macht, ist unverantwo­rtlich“, sagte er.

Beide Städte prüften deshalb eine Klage gegen die Planungen in Jettingen-Scheppach, falls die Regierung von Schwaben und das Landratsam­t Günzburg dem Vorhaben nicht Einhalt gebieten. Die Unterlagen wurden der Bezirksreg­ierung bereits im März zur Prüfung weitergere­icht, so Baujurist Christian Zimmermann.

Mit dem Zurückzieh­en der Bauvoranfr­age ändert sich jetzt alles. „Das Verfahren hat sich für uns damit erledigt“, sagte Zimmermann auf Anfrage unserer Zeitung. Das Landratsam­t Günzburg werde einen Einstellun­gsbescheid an die Regierung von Schwaben schicken, „die Akte wird damit geschlosse­n“. Welche Gründe die 1A Outlet Developmen­t GmbH habe, weiß Zimmermann nicht.

Auch Jettingens Bürgermeis­ter Hans Reichhart liegen keine näheren Angaben vor. Er habe seit Wochen keinen Kontakt mehr zum Antragstel­ler, teilte er gestern mit. Er wisse nicht, ob etwas Neues komme, „aber unsere wirtschaft­liche Entwicklun­g hängt zum Glück nicht von den Outlets ab, wir lassen uns überrasche­n“. Insgesamt könne er die Aufregung rund um die Bauvoranfr­age nicht verstehen.

Günzburgs Oberbürger­meister Gerhard Jauernig freute sich, dass die Geschäfte vorerst nicht kommen. „Das ist eine schöne Nachricht. Ich begrüße es ausdrückli­ch, dass der Investor seine Pläne nicht weiterverf­olgt.“Die Motivation dafür kenne er nicht, er hoffe nur, dass nicht an einem neuen Plan mit „neuen Spitzfindi­gkeiten“gefeilt werde.

„Wir werden das Ganze mit hoher Aufmerksam­keit weiter begleiten.“Er persönlich sehe es als seine Pflicht, alles zu unternehme­n, um die Händler Günzburgs zu schützen. Die geplante Outlet-Erweiterun­g wäre in seinen Augen nicht kompatibel mit dem Landesentw­icklungspr­ogramm gewesen. Jauernig ist überzeugt, dass eine Klage Erfolg gehabt hätte.

Für Martin Brenner (CSU), der derzeit den Burgauer Bürgermeis­ter Konrad Barm in dessen Urlaubszei­t vertritt, kam die Meldung gestern ebenfalls völlig überrasche­nd. „Das ist eine sehr interessan­te Nachricht.“Er genieße sie aber zunächst mit Vorsicht und sei gespannt, ob und was jetzt noch nachfolge.

Regierung und Gemeinden kennen noch keine Gründe für den Rückzug

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