Augsburger Allgemeine (Land West)
Schnipp, schnapp – Haare ab
Spende Christina Schneider hat sich Haare abschneiden lassen und einer Organisation geschickt, die Perücken für schwer kranke Menschen fertigt
Wenn man als „Backpacker“mit dem Rucksack unterwegs ist, dann denkt man in der Regel an andere Dinge, als zum Friseur zu gehen. So ging es Christina Schneider während ihrer zehnmonatigen Work-and-Travel-Tour durch Australien, die sie im Juli 2013 unternommen hatte. Im Mai 2014 kehrte sie nach Deutschland zurück und ließ sich regelmäßig ein Stück ihrer inzwischen weit mehr als schulterlangen Haare abschneiden: „Aber nur so wenig wie möglich – damit sie gesund bleiben“, erzählt sie.
Haare kann man verkaufen – an Produzenten, die diese zu hochwertigen Echthaarperücken verarbeiten. Dass man sie auch spenden kann, davon hatte Christina Schnei- der ebenfalls gehört. So richtig sei es ihr jedoch erst wieder in den Sinn gekommen, als sie im vergangenen Jahr die Geschichte von einer Familie hörte: Die hatte sich komplett die Haare abrasiert, um diese für eine Organisation zu spenden – zur Herstellung von Perücken für kranke Menschen, zum Beispiel nach einer Chemotherapie.
Im Internet stieß Schneider auf eine solche Institution, die unter anderem die Deutsche Krebshilfe oder die Kinderkrebshilfe unterstützt. Wem die Spende tatsächlich zukommt, steht dabei frei.
Mit Zeynep Ramadani – sie ist die Inhaberin von Crazy Angels Hairfashion in Burgau – fand die Industriefachwirtin die entsprechende Ansprechpartnerin. Für die Friseurmeisterin und Stylistin war es übrigens die erste Kundin, die sich die Haare abschneiden ließ, um sie zu spenden. „Eine ganz tolle Sache“, sagt sie.
„Ich war gut drauf, auf der anderen Seite waren es aber auch sehr gemischte Gefühle“, erinnert sich Christina Schneider. Vor dem Abschneiden wurden die Haare – zu diesem Zeitpunkt hatten sie noch eine Länge von gut 60 Zentimetern – zu kleinen Zöpfen gebunden. Damit sie zusammenbleiben und nicht zerzausen, nur so können sie weiterverarbeitet werden. „Die ersten drei Tage, bis ich mich daran gewöhnt habe, habe ich mir gar nicht gefallen. Aber ich war trotzdem zufrieden“, sagt Christina Schneider lachend. Die abgeschnittenen Zöpfe hat sie inzwischen in einem Kuvert versandt.