Augsburger Allgemeine (Land West)
Das Mühlenmuseum feiert Geburtstag
Bei der Saisoneröffnung in Thierhaupten steht ein Jubiläum im Mittelpunkt. Die Sonderausstellung ist diesmal mit allen Wassern gewaschen
Das Klostermühlenmuseum in Thierhaupten ist sozusagen das „Baby“von Barbara und Karl Seidenschwann. Die Eheleute kauften 1994 die denkmalgeschützte Mühle vom letzten Müller Franz Xaver Reiter und retteten sie vor dem Verfall. „Man habe kein Recht zu zerstören oder verfallen zu lassen, was vorhergegangene Generation mit viel Mühe geschaffen haben“, sagt Seidenschwann.
Aufwendig sanierte das Paar das Gebäude, die Mühlentechnik und die Außenanlagen samt Wasserrad. Am Pfingstmontag 1997 wurde das Klostermühlenmuseum schließlich offiziell eröffnet. Das „Baby“der Seidenschwanns ist mittlerweile in den Besitz des Landkreises übergegangen und längst volljährig geworden. Das Mühlenmuseum wird heuer 20 Jahre alt. Dieses Jubiläum wurde nun mit charmant-bayerischer Blasmusik der Kapelle Überzwerch, bunten Blumensträußen und vielen Gratulanten gleichzeitig mit der Saisoneröffnung gefeiert.
Bis hinauf in die Galerie zwischen historischen Mühlsteinen und Mehlsäcken saßen die vielen Gäste, die sich den Start in einen spannenden Mühlensommer mit vielen bekannt-beliebten und auch neuen Veranstaltungen vom Kälteeinbruch nicht verderben ließen.
Welchen besonderen Stellenwert das Museum innerhalb der Marktgemeinde Thierhaupten einnimmt, zeigte sich daran, dass gleich drei Bürgermeister dabei waren, um das zwanzigjährige Bestehen eines Projekts zu feiern, dessen Erfolg viel Mühe gekostet hat. Der Ehrenbürger des Marktes Thierhaupten und ehemaliger Bürgermeister Fritz Hölzl war ebenso vertreten wie Altbürgermeister Franz Neher und der aktuelle Mann im Chefsessel des Rathauses, Toni Brugger.
Im Mittelpunkt des Jubiläums standen aber Barbara und Karl Seidenschwann, die das überregional bekannt gewordene und ausgezeichnete Mühlenmuseum 2004 dem Landkreis Augsburg übergeben hatten. Für das großzügige Geschenk bedankte sich Landrat Martin Sailer, der die Klostermühle als wertvollen Mosaikstein im Profil des Landkreises bezeichnete.
Für ihr nicht nachlassendes Engagement für die Mühle bedankte sich Museumsleiterin Claudia Drachsler-Praßler bei der „Ehrenmüllerin“Barbara Seidenschwann. Auch nach der Übergabe an den Landkreis sind die Thierhauptenerin und ihr Ehe-
Karl eng mit der weiteren Entwicklung der Mühle verbunden und nicht wegzudenken aus dem Kreis der passionierten Unterstützer.
Gedanken zum Wasser als Grundlage allen Lebens machte sich Anita Kuisle vom Büro für Technikgeschichte in München. Sie berichtete in ihrem Vortrag vom gefährlichen Brunnenbau und von der vielen Arbeit, die es früher gemacht hat das Wasser für Haus und Stall aus der Tiefe zu holen.
Ganz genau können die Besucher des Mühlenmuseums den Weg des Wassers aus dem Boden bis an den
Spülstein oder die Viehtränke ab sofort in der Sonderausstellung „Mit allen Wassern gewaschen“verfolgen.
Schon vor 450 Jahren gab es in Thierhaupten neben den vier Mühlen des Klosters auch ein Pumpwerk, das Trinkwasser hoch hinauf ins Kloster beförderte. Mit einem Modell können Museumsbesucher auf Knopfdruck die alte Technik simulieren und in der Ausstellung erkunden, wie es damals war, als frisches Wasser noch nicht aus vielen Wasserhähnen in jedem Haus floss. Auch ein Stück einer rund 200 Jahre alten Wasserleitung aus Holz ist ermann
halten geblieben und in der Ausstellung zu sehen. Alle Informationen kann man im fortgeschriebenen Museumsführer mit nach Hause nehmen und damit ins Thema Wasserkreislauf von den ersten Brunnen bis zu den modernen Wasserverbänden eintauchen.
Bis zum 15. Oktober ist nun viel geboten im idyllischen Mühlenmuseum samt Garten. In Führungen, Filmen und Vorträgen gibt es viele Informationen zu den Mühlen, zur Wasserkraft und zur Arbeit eines Rutengängers. Kunst und Kabarett in der Mühle gibt es ebenso wie große Feste.