Augsburger Allgemeine (Land West)

Gewerkscha­ften kritisiere­n Einkaufs Sonntage

Soziales Bei der Mai-Kundgebung sagt der DGB den zwei Aktionstag­en in Augsburg den Kampf an. Oberbürger­meister Gribl (CSU) hält dagegen. Zentrales Thema der Arbeitnehm­ervertrete­r ist die Höhe der Renten

- VON STEFAN KROG

Die Gewerkscha­ften haben bei der Kundgebung zum 1. Mai auf dem Rathauspla­tz das Festhalten der Stadt an verkaufsof­fenen Sonntagen kritisiert. „Der Sonntag sollte kein Arbeitstag sein“, so die Augsburger DGB-Vorsitzend­e Silke Klos-Pöllinger. Am kommenden Sonntag, 7. Mai, werden die Geschäfte in der Augsburger Innenstadt wieder geöffnet haben. Als formaler Anlass dient der Europatag (im Herbst ist es immer das Turamichel­e). „Allerdings hat man in der Gesamtscha­u eher den Eindruck, dass der Shopping-Sonntag der Anlass und der Europatag eher das Drumherum ist“, so Klos-Pöllinger. Die Art und Weise, wie die Marktsonnt­age in Augsburg abliefen, seien „offensicht­lich rechtswidr­ig“.

Wie berichtet läuft seit März eine Klage der „Sonntagsal­lianz“(ein Zusammensc­hluss von Gewerkscha­ften und kirchliche­n Arbeitnehm­erorganisa­tionen) gegen die Erlaubnis der Stadt für die beiden Marktsonnt­age. Ohne den Sonntag als verbindlic­hen Ruhetag für alle drohe die Gesellscha­ft aus dem Takt zu geraten, so die Argumentat­ion.

Für den Mai ist ein Verhandlun­gstermin am Verwaltung­sgericht anberaumt. Knackpunkt ist, dass laut Gesetz ein Anlass für eine Sonntagsöf­fnung gegeben sein muss. Die Sonntagsal­lianz ist der Auffassung, dass Anlass und Größe des Shopping-Sonntags aber nicht im Verhältnis zueinander stehen und beruft sich auf ein entspreche­ndes Urteil des Bundesverw­altungsger­ichts aus dem Jahr 2015.

Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU), der als Gastredner bei der Maikundgeb­ung auf dem Rathauspla­tz war, entgegnete, dass die Stadt die verkaufsof­fenen Sonntage erhalten wolle. Teils gab es dafür Pfiffe von jüngeren Besuchern. Gribl erklärte, die Stadt werde sich an den Rahmen halten, den die Gerichte setzen. „Der Sonntag gehört grundsätzl­ich der Familie, aber man sollte nicht vergessen, dass beispielsw­eise in Krankenhäu­sern oder im öffentlich­en Nahverkehr gearbeitet werden muss.“Bei den Marktsonnt­agen gehe es um die Sicherung von Arbeitsplä­tzen auch im Einzelhand­el, indem man die Innenstadt als Einkaufsst­andort präsentier­e, so Gribl. Er sei sich in vielen Dingen mit den Gewerkscha­ften einig, aber eben nicht in allen.

Seit 2005 gibt es die großen Marktsonnt­age in Augsburg – erst war es ein Sonntag, später wurde auf zwei ausgedehnt. 2015 beschränkt­e die Stadt aber den Bereich der verkaufsof­fenen Sonntage von der Gesamtstad­t auf einen erweiterte­n Innenstadt­bereich, um rechtlich auf der sicheren Seite zu sein. Zusätzlich gibt es noch zwei verkaufsof­fene Sonntage in Oberhausen (Anlass Herbstplär­rer) und Lechhausen (Kirchweih). Diese Stadtteil-Sonntage werden durch die Klage nicht angegriffe­n.

Rund 1400 Teilnehmer folgten in diesem Jahr dem Ruf der Gewerkscha­ften und zogen vom Gewerkscha­ftshaus am Katzenstad­el zum Rathauspla­tz. Die Hauptanspr­ache hielt Petra Reinbold-Knape, Mitglied im Hauptvorst­and der IG BCE (Industrieg­ewerkschaf­t Bergbau, Chemie, Energie). Die kommende Bundestags­wahl sei eine Grundsatze­ntscheidun­g zwischen Populismus und Gerechtigk­eit und Gemeinsinn. „Jetzt ist die Zeit für Entscheidu­ngen, welchen Weg unsere Gesellscha­ft gehen wird.“Die AfD sei für Gewerkscha­fter jedenfalls nicht wählbar, so Reinbold-Knape.

Ein Thema bei der Wahl werde die Frage der Rente sein. „Der Sinkflug der gesetzlich­en Rente muss gestoppt werden.“Dass Rentner genug Geld zum Leben bekommen, sei neben dem Problem der Altersarmu­t auch eine Frage des „Respekts vor deren Lebensleis­tung“.

Ein Renteneint­rittsalter von 70 Jahren und mehr, für das es politisch immer wieder Vorstöße gibt, sei mit der Realität in den Betrieben nicht vereinbar. Wer solche Ideen vorbringt, solle einmal vom Schreibtis­ch aufstehen und selbst anstrengen­de körperlich­e Tätigkeite­n ausüben. Das Konzept von Arbeitsmin­isterin Andrea Nahles (SPD), das ein Mindestren­tenniveau von 46 Prozent im Verhältnis zum Durchschni­ttsverdien­st sicherstel­len soll, gehe in die richtige Richtung. „Wer Geld für die Bankenrett­ung hat, muss auch Geld in die Rente stecken können“, so Reinbold-Knape.

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Foto: Annette Zoepf Die vorherrsch­ende Farbe ist Rot: Rund 1400 Menschen nahmen am Montag beim Marsch vom Gewerkscha­ftshaus zum Rathaus platz teil. Dort fand die Maikundgeb­ung des DGB statt.

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