Augsburger Allgemeine (Land West)
Klavierspiel ist auch kopfüber möglich
Show Queenz of Piano begeistern mit Virtuosität und Kabarett
Gersthofen
Kann man Mozart in Rockrhythmen arrangieren? Kopfüber auf den Tasten spielen? Einem Instrument Melodien entlocken, ohne es zu berühren? Was man gemeinhin nicht für denkbar hält, haben Jennifer Rüth und Anne Folger in der Gersthofer Stadthalle schlichtweg zum Programm gemacht. In ihrer magischen Klaviershow wurden die Queenz of Piano ihrem Namen mehr als gerecht und zogen selbst Zuschauer in den Bann, die üblicherweise keine Klassikkonzerte besuchen.
Bereits beim ersten Stück, Mozarts 40. Sinfonie, wurde deutlich, dass hier keine konventionellen Pianistinnen zugange waren, sondern eine regelrechte Meisterschaft an Musikduellen auf der Bühne ausgetragen werden würde. Die beiden charmanten Damen hatten dabei nicht nur einen ungewöhnlichen Spagat zwischen Klassik und Unterhaltungsmusik in Angriff genommen, sondern dem Ausdruck „Klavierspiel“eine ganz neue Dimension verliehen.
Beginnend mit einem musikalischen Donnerschlag präsentierten sie zunächst eine vierhändige Schlacht auf den Tasten, die einem schnell den Atem stocken ließ: Das überwiegend leichtfüßige Stück wurde derart raffiniert mit einem Reichtum an Variationen angereichert, dass statt Mozarts zahmer Berieselung ein regelrechtes Sommergewitter durch die Stadthalle fegte. Ungewöhnliches folgte gleich da- rauf, denn bei der opulenten Filmmusik zu „Die glorreichen Sieben“kamen Instrumentalkünste ins Spiel, die man nur selten auf einer Konzertbühne sieht: Während Jennifer Rüth zusätzlich zum Klavierspiel auch noch die Flügelsaiten mit der Hand anzupfte, gelang Anne Folger das Kunststück, gleichzeitig mit den Fingern über die Tasten zu rasen und mit der anderen Hand eine flotte Begleitmelodie auf einem Blasinstrument zu spielen.
Was anschließend aber von Jennifer Rüth dargebracht wurde, war sprichwörtlich nicht mehr von die- ser Welt: Die Anfangsmelodie von Raumschiff Enterprise – ohne auch nur ihr Instrument zu berühren! Möglich wurde dies durch ein Objekt namens Theremin, welches mittels Elektroden die elektrische Kapazität des menschlichen Körpers misst und durch dessen Bewegungen Klänge erzeugt. Während Rüth mit der einen Hand in der Luft die Tonhöhe steuerte, wurde durch das Schwenken der anderen Hand die Lautstärke reguliert. Heraus kam eine musikalische Höchstleistung in erstklassiger Science-Fiction-Atmosphäre.
In der Eigenkomposition „Home“gelang es den Pianistinnen, die absolute Stille in einer Melodie einzufangen, im feurigen Sambaklassiker „Brazil“wurden die Klaviere zu rhythmenstarken Percussioninstrumenten umfunktioniert, der Türkische Marsch schließlich in weniger als zwei Sekunden durchgespielt. Als dann auch noch die mitreißenden Kultsongs der Blues Brothers aus den Klaviertasten erklangen, gab es im Publikum kein Halten mehr und alle Gäste sangen lauthals mit.
Zwischen den Darbietungen bewiesen sich die Bühnenkünstlerinnen zudem noch als Queenz of Fun, da sie mit zahlreichen Anekdoten und spitzzüngigen Kabarettfragmenten gerne mal für fröhliche Lacher in der Halle sorgten. So erfuhr man, was Maria Hellwigs Jodelkunst mit den alten Meistern des Blues zu tun hatte oder wie man anderswo die Gersthofer Einwohner wirklich sieht: „Ihr seid bayerische Schwaben? Find ich gut. Da spart man aufs Oktoberfest!“
Ein Höhepunkt zeigte sich dann bei einem vierhändigen Boogie Woogie auf den Klaviertasten. Gilt diese Stilrichtung ohnehin schon als Meisterklasse der Pianokunst, setzten Anne Folger und Jennifer Rüth dem Ganzen wahrlich noch die Krone auf: Sie spielten das rasante Stück tatsächlich auf dem Rücken liegend, über Kopf und mit gekreuzten Händen! Wer Emotionen derart auf ein Instrument übertragen kann und den Konzertflügel so beherrscht wie die Queenz of Piano, spielt nicht einfach nur, er verzaubert.