Augsburger Allgemeine (Land West)
Warum der Firmenlauf so beliebt ist
Sport 11000 Teilnehmer werden nächsten Donnerstag erwartet. Christine Höss-Jelten von der Uni Augsburg erklärt, warum die Veranstaltung so viele Menschen motiviert und welche Lauftypen es gibt
Warum machen so viele Menschen beim Firmenlauf mit?
Die Faszination des M-net-Laufes ist meiner Meinung nach die Stimmung. Man trifft auch viele Bekannte, die alle aktiv sind. Es ist ein herrliches Lauffest für Jung und alt, für Fitte und auch für weniger Fitte. Wo schafft man es sonst, so viele Menschen zum Gesundheitssport zu bringen?
Höss Jelten:
Bleibt Ihr Uni-Team beim Lauf zusammen oder läuft jeder sein eigenes Tempo?
Christine Höss Jelten:
Wir in unserem Team sind die typischen Gruppenläufer. Wir bleiben immer zusammen und achten aufeinander. Bis auf letztes Jahr. Bei dem Sauwetter hatte sich dann irgendwann jeder allein durchgekämpft.
Sagt es etwas über die eigene Teamfähigkeit aus, wenn man nicht in der Gruppe bleibt, sondern davonläuft?
Nein. Hier spielt einfach nur der sportliche Ehrgeiz eine Rolle. Wir Sportdozenten etwa
Höss Jelten:
uns nichts mehr zu beweisen. Ich selbst war früher aktive Siebenkämpferin und an der deutschen Spitze, ich muss mich nicht mehr bewähren. Bei vielen Studenten, die am Firmenlauf teilnehmen, ist das anders. Sie denken natürlich noch leistungsorientierter. Da läuft jeder für sich. Wir haben an der Uni aber auch wirklich einige gute Läufer.
Ist es aber für ein Team beim Firmenlauf nicht schöner, wenn es zusammenbleibt?
Höss Jelten:
Es macht natürlich mehr Spaß, wenn man in der Gruppe läuft. Der ein oder andere hat sicherlich auch weniger Momente, in denen er am liebsten aufhören würde. Man ist motivierter. Das ist ja auch der Teamgedanke.
Was aber, wenn es in einem Team wesentliche Leistungsunterschiede gibt?
Wenn jemand nicht so trainiert ist und sich aber am Schnellsten der Gruppe orientiert, kann er sich schnell überfordern. Also sollte der Schnellste im Team
Höss Jelten:
langsamer tun. Generell ist der Teamgedanke natürlich ein hervorragender Anreiz, um im Vorfeld schon für den Firmenlauf zu trainieren. Da laufen und trainieren auch Menschen, die das sonst nicht machen.
Lassen sich die Teilnehmer des Laufs typologisieren?
Also so ganz spontan gebrauchen
Höss Jelten:
sagt, gibt es die Leistungsläufer, die möglichst gut abschneiden wollen, und die Spaßläufer, die sich für den Firmenlauf verkleiden und für Unterhaltung sorgen. Und natürlich die Mitläufer, für die das Dabei-Sein alles ist.
Sollte man bei so einem Teamlauf auf Kopfhörer und Musik verzichten?
Das muss jeder für sich
Höss Jelten:
selbst entscheiden. Wir in unserem Team sind ganz konservativ. Wir laufen ohne Stöpsel im Ohr. Ich finde, man muss als Teilnehmer die Atmosphäre des Firmenlaufs aufsaugen können. Die Menschen, die einen am Straßenrand anfeuern, die Musiker, die spielen – das alles sind schöne Impressionen. Außerdem halte ich Laufen mit Kopfhörern für gefährlich.
Sie hören also, wenn Sie für sich alleine joggen, auch keine Musik?
Nein, weil ich um mich herum nichts mitbekommen würde. Man hört zum Beispiel nicht, wenn sich von hinten ein Fahrradfahrer nähert. Außerdem liebe ich es, beim Laufen Eindrücke aufzusaugen. Ich höre Vögel singen und das Wasser am Fluss plätschern. So etwas genieße ich. Interview: Ina Kresse
Höss Jelten: Dr. Christine Höss Jelten
leitet den Hochschulsport an der Universität Augsburg und ist selbst aktive Läu ferin.