Augsburger Allgemeine (Land West)
Der Geist war stark genug
Zu „Dem Korpsgeist auf der Spur“(Die Dritte Seite) vom 4. Mai: Wie kann man sich (und damit auch andere) nur so belügen; da regen sich Bundeswehrverband und Politiker über den Hinweis Frau von der Leyens auf, die Bundeswehr habe ein Haltungs- und Führungsproblem. Natürlich verhalten sich viele Soldaten/innen zumindest im Sinne der Vorschriften korrekt; aber alle, die jemals beim Bund waren, wissen: Die jetzt bejammerten Brutalitäten, die beklagten rechtsextremen Haltungen, deren dumpfe Duldung und ein Klima, das solches fördert, gab es dort wechselnd intensiv immer und immer stärker als im Rest der Gesellschaft. Eine wesentliche Ursache ist eine von Frau von der Leyen (und manchem Vorgänger) verleugnete Realität: Die Bundeswehr, sagte sie, habe mit der Wehrmacht „nichts gemein“. Wie bitte? Die Bundeswehr wurde wesentlich von ehemaligen Wehrmachtsangehörigen (und SS-Leuten) aufgebaut und (unter einem dünnen Firnis sog. Innerer Führung) geprägt. Dieser Geist war unter anderem stark genug, Bundeswehrkasernen nach Nazi-Offizieren zu benennen, ihre versuchte Umbenennung aufs Schärfste zu bekämpfen (Beispiel in der Region: Die „Generaloberst-Dietl-Kaserne“in Füssen) und zum Teil bis heute zu verhindern. Das weiß der Leyens-Klub – er sollte es oft und öffentlich sagen.
Blöcktach
Ernst T. Mader, Antoine Pfister,