Augsburger Allgemeine (Land West)

Seit 25 Jahren für Flüchtling­e da

Jubiläum „Tür an Tür“setzt sich für Flüchtling­e ein. Bei der Feierstund­e gab es auch Kritik an politische­n Entwicklun­gen

- VON ANDREAS ALT

Der Verein Tür an Tür hat sich bei der Qualifizie­rung und Integratio­n von Flüchtling­en in 25 Jahren Arbeit große Verdienste erworben. Tür an Tür stehe für die soziale Tradition der Stadt, sagte Bürgermeis­terin Eva Weber, die der Feierstund­e ebenso beiwohnte wie ihr CSUParteik­ollege, der Bundestags­abgeordnet­e Volker Ullrich.

Es war eine kurzweilig­e Jubiläumsv­eranstaltu­ng für die rund 200 Gäste. Der Verein, dessen zentrale Funktion in der Stadt bundesweit einmalig ist, wollte die Gelegenhei­t nutzen, seine vielfältig­en Aufgaben darzustell­en. So kam etwa ein Syrer auf die Bühne, der seine Fertigkeit­en als Schreiner nicht durch formale Abschlüsse nachweisen, aber dank Tür an Tür in einem Betrieb bei Augsburg vorführen konnte und nun Aussicht auf einen Job hat. Oder eine Frau aus dem Nahen Osten, die dankbar ist für die Sprachkenn­tnisse, die sie hier erworben hat: „Die Sprache ist der Schlüssel, das kommt nicht von oben, sondern man muss etwas dafür tun.“Heute ist sie eine gefragte Dolmetsche­rin. Redner stellten zugleich den Begriff „Leitkultur“infrage und kritisiert­en die Abschiebun­gen der jüngeren Zeit nach Afghanista­n scharf.

Regionalbi­schof Michael Grabow ergriff deutlich Partei für Flüchtling­e, gleich welcher Herkunft. Integratio­n sei ein Zeichen für gelebtes Christentu­m und führe zur „Reifeprüfu­ng unserer Gesellscha­ft“. Zum Zeitpunkt der Gründung von Tür an Tür hatte er als Gemeindepf­arrer in Garching selbst mit einer hastig geschaffen­en Flüchtling­sunterkunf­t und ihren Problemen zu tun, wie er sagte. Die Aufgabe, Asylbewerb­ern Wohnung und Arbeit zu verschaffe­n, sei komplexer geworden. Rückführun­gen dürfe es aber nur nach einem gewissenha­ften rechtsstaa­tlichen Verfahren geben und nur, wenn im Heimatland keine Gefahr drohe. Das Kirchenasy­l müsse in Einzelfäll­en bestehen bleiben.

Unter den Gästen waren auch Bürgermeis­ter Stefan Kiefer, Bundestags­abgeordnet­e Ulrike Bahr, die Landtagsab­geordneten Christine Kamm und Harald Güller, Bildungsre­ferent Hermann Köhler und Umweltrefe­rent Reiner Erben. Vereinsvor­stand Matthias Schopf-Emrich sagte, die Unterbring­ung von Flüchtling­en lasse noch immer zu wünschen übrig, und das habe auch Konsequenz­en für den Familienna­chzug, den man nicht verwehren dürfe. Kollege Thomas KörnerWils­dorf schilderte den Fall eines afghanisch­en Herzchirur­gen, der nicht als Krankenpfl­eger arbeiten dürfe und derzeit bei McDonalds hinter der Theke stehe.

Der Filmemache­r Leo Schenk hat zum Jubiläum einen Film gedreht, der die meist ehrenamtli­che Arbeit des Vereins auffächert und erklärt. Außerdem hat der Verein die Website www.tuerantuer.de neu gestaltet. Das Duo „The Glasses go Brazil“mit Cynthia Byrne und Andrea Bartsch unterhielt das Publikum mit südamerika­nischen Klängen. Anschließe­nd wurde im Café Tür an Tür gefeiert.

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