Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie geht es mit dem Marktsonnt­ag weiter?

Handel Zehntausen­de werden am Sonntag von 13 bis 18 Uhr zum Einkaufen in die Stadt kommen. Dann entscheide­t ein Gericht, ob das künftig noch erlaubt ist. Es gibt auch Geschäftsl­eute, die mit einem Verbot leben könnten

- VON INA KRESSE

Auch wenn die Wetterprog­nose für Sonntag nicht rosig ist, sollten Anhänger des Bummelns und Einkaufens den Tag in der Stadt nutzen. Denn es könnte der vorerst letzte große Marktsonnt­ag in der Augsburger Innenstadt sein. Das hängt von der anstehende­n Gerichtsen­tscheidung ab. Manche Einzelhänd­ler wären über ein Verbot allerdings nicht allzu traurig.

Wie berichtet, wird am 24. Mai vor dem Verwaltung­sgericht München über die beiden jährlichen Marksonnta­ge in Augsburgs Innenstadt verhandelt. Heinz Stinglwagn­er von der City-Initiative Augsburg (CIA), die die Marktsonnt­age organisier­t, hat kein gutes Gefühl. „In anderen Städten waren Klagen gegen Marktsonnt­age meistens erfolgreic­h. Wenn es bei uns auch so kommt, muss man sich als Nächstes fragen, wie es dann mit Marktsonnt­agen etwa in Neusäß und Friedberg weitergeht.“Gegen den Marktsonnt­ag in der Fuggerstad­t klagt die für den freien Sonntag“, ein Verbund von Gewerkscha­ft und kirchliche­n Arbeitnehm­erorganisa­tionen. Sie kritisiert, dass der Europatag an diesem Sonntag und das Turamichel­e-Fest im Herbst keine konkreten Anlässe für einen Marktsonnt­ag seien. Nicht betroffen von der Klage sind die Marktsonnt­age in Lechhausen und Oberhausen.

Zehntausen­de Besucher werden bei gutem Wetter von 13 bis 18 Uhr in der Innenstadt erwartet. Man könnte meinen, dass das Geschäft dann brummt. Das ist aber längst nicht überall der Fall. „Unsere Kunden vermeiden diese Tage“, sagt Augenoptik­ermeister Harald Kindig, der mit seiner Frau das Geschäft in der Philippine-WelserStra­ße betreibt. „Es ist einfach nicht unser Publikum. Viele wollen am Marktsonnt­ag etwas umsonst.“Den Geschäftsl­euten bleibt selbst überlassen, ob sie öffnen. Auch wenn sie an diesen Tagen erfahrungs­gemäß keinen großen Umsatz macht, steht die Inhaberin eines Dessous-Geschäftes trotzdem im Laden. „Sonst ist das Gerede groß, dass ich es nicht mehr nötig hätte“, sagt die Geschäftsf­rau, die ihren Namen nicht nennen will. Sie glaubt, dass an Marktsonnt­agen überwiegen­d die Gastronome­n profitiere­n.

Auch die Familie Kahn, die den Modeladen „Kaufrausch“in der Innenstadt betreibt, findet den Marktsonnt­ag uninteress­ant. „Nur weil die Leute einen Tag mehr zum Shoppen haben, geben sie nicht mehr Geld aus“, meint Jasmin Kahn. Ähnlich sehen es weitere Geschäftsl­eute auf dem Stadtmarkt. „Die Klientel am Marktsonnt­ag ist anders. Es sind viele Leute aus dem Umland. Sie schauen, aber kaufen nichts“, berichtet eine Geschäftsf­rau über ihre Erfahrunge­n. „Viele betrachten den Marktsonnt­ag als Zeitvertre­ib und Event.“Auch eine Obstverkäu­ferin sagt: „Es rentiert sich für uns nicht.“Carina Schmidt vom Bekleidung­sgeschäft Vero Moda hingegen bescheinig­t den Marktsonnt­agen schon einen guten Umsatz. Aber aus der Perspektiv­e der Mitarbeite­r wäre es nicht tra„Allianz gisch, wenn Marktsonnt­age nicht mehr stattfände­n, sagt sie. „Für uns gibt es keinen Zuschlag und wir arbeiten sowieso schon an den Wochenende­n.“

Heinz Stinglwagn­er von der CIA weiß, dass verkaufsof­fene Sonntage nicht riesige Umsätze bringen. Dennoch hält er sie für notwendig. „Sie haben eine wichtige Werbefunkt­ion für Augsburg.“Es sei eine andere Art, sonntags eine Stadt zu erleben. „Hier kann ich mit der Familie bummeln und flanieren.“Der Citymanage­r fände eine Abschaffun­g des Marktsonnt­ages schlimm und außerdem alles andere als zeitgemäß. Schließlic­h wolle man den Handel und die Innenstädt­e doch gegen die Konkurrenz im Internet stärken. „Online kann man 24 Stunden lang einkaufen.“Auch für Sascha Schönherr, Manager der City-Galerie, wäre eine Abschaffun­g der Marktsonnt­age ärgerlich. „Sie haben eine enorme Imagewirku­ng für das Ferneinzug­sgebiet“, findet er. Man müsse viel tun, um Kunden vom Online-Shopping auf dem heimischen Sofa wegzubekom­men. Diese Sonntage sind seiner Meinung nach wichtig. „In Augsburgs Innenstadt sind es doch sowieso nur zwei.“

An diesem Marktsonnt­ag haben die Geschäfte in der Innenstadt und in der City-Galerie von 13 bis 18 Uhr geöffnet.

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Archivfoto: Anne Wall Im Jahr 2015 waren sie die Hingucker des Marktsonnt­ags: Regenschir­me in der Annastraße.

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