Augsburger Allgemeine (Land West)

Schnuffi ist in der Manege besonders brav

Projekt An der Grundschul­e Leitershof­en macht ein Mitmachzir­kus Station. Die Kinder treten selbst auf. Das macht Spaß, bewirkt aber auch viel

- VON TOBIAS KARRER

Stadtberge­n Leitershof­en

Annika Roschinsky aus der zweiten Klasse ist aufgeregt. Gerade hat die Schülerin der Leopold-Mozart-Grundschul­e in Leitershof­en zusammen mit einer kleinen Gruppe einige akrobatisc­he Übungen erlernt. Vom Purzelbaum, über das Radschlage­n, verschiede­ne Pyramiden und sogar Handstände ist an diesem Donnerstag­morgen alles dabei. Annika freut sich auf die Vorstellun­g, die sie und ihre Mitschüler gerade vorbereite­n, gibt aber zu: „Ich habe schon auch etwas Lampenfieb­er.“Ähnlich geht es David Grenzebach. Der Viertkläss­ler ist ebenfalls Teil der Akrobatikg­ruppe, die Daniel Spindler der Leiter des Mitmachzir­kus „Flip-Flop“gerade trainiert hat. „An dem Training hat mir eigentlich alles gut gefallen“, meint der Viertkläss­ler trotzdem.

Mia muss mit der Ziege die Kunststück­e üben

Während im Zelt noch die Akrobaten trainieren, ist Mia Eierle auf dem Freigeländ­e mit „Schnuffi“unterwegs. Mia ist eines der „Ziegenkind­er“und soll sich schon einmal mit dem Tier vertraut machen, so der Auftrag von Zirkusleit­er Spindler. „Schnuffi ist eigentlich ziemlich zahm und geht immer mit“, erklärt die Schülerin. Auch sie ist aufgeregt, denn später muss sie mit der Ziege einige Kunststück­e für die Vorstellun­g trainieren. Insgesamt merkt man den Kindern den Spaß an dem außergewöh­nlichen Schulproje­kt Mitmachzir­kus an. Mit viel Energie und Freude sind die Schüler dabei, wenn es darum geht, als Pirat, Cowboy oder Clown die Manege unsicher zu machen, mit Ziegen oder Tauben zu trainieren, oder akrobatisc­he Kunststück­e aufzuführe­n. Ziel des vom Elternbeir­at initiierte­n Projektes ist es, nach nur zwei Tagen Training, eine Show aufzuführe­n. Schulleite­rin Daniela Ecker erklärt, dass „Verantwort­ung, Dis- ziplin und soziale Kompetenze­n geschult“werden und fügt hinzu: „Durch den Auftritt vor Publikum wird das Selbstvert­rauen gestärkt.“

All das macht Spindlers Konzept möglich. Es lässt sich in drei Worten zusammenfa­ssen: “Lernen, Umsetzen, Präsentier­en.“Sieben Jahre Erfahrung hat der ehemalige Handstanda­rtist mittlerwei­le in der Arbeit mit Schülern. „Mittlerwei­le habe ich ein Auge dafür bekommen, was einzelne Kinder aufführen können“, sagt er. Diese Gabe braucht der Zirkusleit­er auch, denn in der Grundschul­e in Leitershof­en beteiligen sich über 230 Kinder.

Zweimal wird das Programm des Mitmachzir­kus aufgeführt. Mit der ersten Hälfte der Teilnehmer hatten Spindler und seine beiden Kollegen schon seit Dienstag trainiert. Mittwochab­end fand dann die erste Vorstellun­g statt. Jetzt darf auch der Rest der Schüler ran. In elf Kleingrupp­en bereiten sie die verschiede­nen Bestandtei­le der Show vor, um es am Folgetag aufzuführe­n.

Für Spindler bedeutet das Projekt, mit dem er regelmäßig an Schulen ist, mehr als nur Spaß und Spiel. Er wolle einen kleinen Beitrag zur Persönlich­keitsentwi­cklung der Schüler leisten und versteckte Talente ans Tageslicht bringen, erklärt der Zirkusleit­er. Auch bei Kindern, die eher zurückgezo­gen sind, „sagen mir die Lehrer immer wieder, dass sie sehr überrascht sind“, sagt er.

Er setzt einem Jungen im Rollstuhl eine Taube auf den Arm. Dem Schüler, der bis dahin sehr still gewesen ist, entfährt ein fröhliches Lachen, als der Vogel ihm auf den Kopf klettert.

Zufrieden sind auch David Grenzebach und seine Akrobatik-Kollegen. Für sie hat das Projekt einen ganz klaren Vorteil, abseits aller pädagogisc­hen Überlegung­en: „Es gibt keine Hausaufgab­en“, sagen die Schüler lachend.

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Fotos: Schule Die Schüler der Leopold Mozart Grundschul­e in Leitershof­en gaben eine Zirkusvors­tellung für die Eltern und andere Besucher. Die Vorführung­en wurden während der Woche einstudier­t.
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Auch ein paar Kunststück­e mit Tieren standen im Mitmachzir­kus „Flip Flop“auf dem Programm.

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