Augsburger Allgemeine (Land West)
Laufen mit Lust: So kann’s klappen
Fit wie ein Turnschuh Viele Anfänger sind zu schnell unterwegs. Dann bleibt bald die Motivation weg. Aber so funktioniert es doch und fördert zudem noch Gesundheit und Wohlbefinden
Ganz ehrlich: Überfordert hat die erste Stunde des Laufkurses des TV Willmatshofen mich nicht. „Genauso soll es ja auch sein“, sagt der stellvertretende Vereinsvorsitzende und Übungsleiter Jochen Nieberle. Denn auch beim Dauerlauf oder Jogging kann man Fehler machen. Und einer, den viele Anfänger begehen, ist dieser: „Sie laufen einfach durch und überfordern sich. Spätestens nach dem zweiten oder dritten Mal haben sie dann keine Lust mehr und lassen es wieder ganz sein“, sagt Nieberle. Er ist selbst seit Jahrzehnten Hobbyläufer, für ihn gehört das Training zum Alltag.
Dass Laufen auch in ihrem Leben eine feste, alltägliche Rolle spielt, wünschen sich wohl die meisten der Teilnehmer des Kurses. Immerhin hatten die Mitglieder des TV Willmatshofen in einer Befragung erklärt, dass sie genau solch einen Anfängerkurs gerne hätten. Zur ersten Stunde sind nun nur ein einziger Mann sowie ein Jugendlicher gekommen, aber gut zehn Frauen zwischen 30 und um die 50 Jahre, also genau meine Altersgruppe. Jochen Nieberle erklärt, was vor dem Beginn wichtig ist. Da sind zuerst die richtigen Schuhe. Weil bei jedem Laufschritt das gesamte Körpergewicht über einen Fuß in die Höhe gebracht werden muss, ist es wichtig, dass die Schuhe Halt geben und gut federn.
Und dann ist da noch etwas: Wer über 40 Jahre alt ist oder wer länger keinen Sport gemacht hat, dem empfiehlt Jochen Nieberle unbedingt, zunächst mit seinem Arzt über den Wiedereinstieg in den Sport zu sprechen. Ein BelastungsEKG kann zeigen, ob das eigene Herz-Kreislauf-System fit genug ist für den Ausdauersport. Denn auch, wenn der Kurs gemächlich beginnt, so gibt es doch ein Ziel: In zwölf Wochen, also genau bis zu den Sommerferien, sollen fünf Kilometer am Stück möglich sein. „In etwa 35 Minuten sollte das dann zu schaffen sein“, kalkuliert der Trainer. Um so weit zu kommen, trifft sich die Laufgruppe des Vereins jetzt zweimal in der Woche, ein weiteres Mal sollen die Teilnehmer alleine, aber nach Trainingsplan auf die Strecke gehen. Schon für die zweite Stunde hat Nieberle eine Steigerung des Pensums geplant.
Doch jetzt geht es erst mal los zur Premiere in den Laufschuhen. Die Gruppe joggt genau eine Minute, gestoppt mit der Uhr. Dann ist zwei Minuten gehen in relativ schnellem Tempo dran. Sechsmal möchte Nieberle dieses Intervall mit seiner Gruppe an diesem Tag hinlegen. Der Anfang gelingt gut. Relativ locker starte ich mitten in der Gruppe. Die Füße sollen parallel zueinander aufgesetzt und von der Ferse nach vorne zu den Zehen abgerollt werden. Die Arme nehmen in einer leichten Bewegung den Schwung ebenfalls parallel zum Körper mit. Was schon kurz nach dem Start gelingt, ist ein schweifender Blick in die ruhige Landschaft der Stauden. Körperliche Anspannung und geistige Entspannung zugleich verspricht der Lauf.
„Und das sind nur zwei der Vorzüge dieses Sports“, erklärt der Trainer unterdessen. Laufen stärke zudem das Herz-Kreislauf-System, und der Ruhepuls wird langsamer, was am Ende sogar zu einem längeren Leben beitragen könnte. Das Lungenvolumen nimmt zu, und gerade langsames Laufen rege die Fettverbrennung an. Selbst der Schlaf könne sich durch diese sportliche Aktivität verbessern und kurzum den Menschen seelisch ins Gleichgewicht zurückbringen.
Naja, so weit bin ich vielleicht mit der ersten Trainingsstunde noch nicht. Doch zumindest meine Stimmung und auch die der Gruppe ist gut. Die Frauen unterhalten sich fröhlich – ein Zeichen, dass noch keiner körperlich am Limit ist. Und so steigert Jochen Nieberle gleich am Anfang des Kurses das Anforderungsniveau: Statt nur sechs laufen wir acht Intervalle. In der nächsten Stunde sollen sich dann die Zeiten für Laufen und Gehen annähern: Eineinhalb Minuten Jogging und eineinhalb Minuten Gehen wechseln sich dann ab.
Und damit es doch keinen Muskelkater gibt, endet die erste Trainingseinheit mit achtsamen Dehnübungen vor allem der Beine. Ich fühl mich gut und habe mir vorgenommen, dranzubleiben. Denn Laufen, in der Gruppe oder allein, hat einen zusätzlichen Vorteil: Ich bin an keine Gruppenstunde gebunden. Wenn es zeitlich passt, kann ich einfach die Schuhe anziehen und los geht’s. Ein echter Vorteil für Eltern kleiner Kinder oder Berufstätige.