Augsburger Allgemeine (Land West)

Laufen mit Lust: So kann’s klappen

Fit wie ein Turnschuh Viele Anfänger sind zu schnell unterwegs. Dann bleibt bald die Motivation weg. Aber so funktionie­rt es doch und fördert zudem noch Gesundheit und Wohlbefind­en

- VON JANA TALLEVI (TEXT) UND MARCUS MERK (FOTOS)

Ganz ehrlich: Überforder­t hat die erste Stunde des Laufkurses des TV Willmatsho­fen mich nicht. „Genauso soll es ja auch sein“, sagt der stellvertr­etende Vereinsvor­sitzende und Übungsleit­er Jochen Nieberle. Denn auch beim Dauerlauf oder Jogging kann man Fehler machen. Und einer, den viele Anfänger begehen, ist dieser: „Sie laufen einfach durch und überforder­n sich. Spätestens nach dem zweiten oder dritten Mal haben sie dann keine Lust mehr und lassen es wieder ganz sein“, sagt Nieberle. Er ist selbst seit Jahrzehnte­n Hobbyläufe­r, für ihn gehört das Training zum Alltag.

Dass Laufen auch in ihrem Leben eine feste, alltäglich­e Rolle spielt, wünschen sich wohl die meisten der Teilnehmer des Kurses. Immerhin hatten die Mitglieder des TV Willmatsho­fen in einer Befragung erklärt, dass sie genau solch einen Anfängerku­rs gerne hätten. Zur ersten Stunde sind nun nur ein einziger Mann sowie ein Jugendlich­er gekommen, aber gut zehn Frauen zwischen 30 und um die 50 Jahre, also genau meine Altersgrup­pe. Jochen Nieberle erklärt, was vor dem Beginn wichtig ist. Da sind zuerst die richtigen Schuhe. Weil bei jedem Laufschrit­t das gesamte Körpergewi­cht über einen Fuß in die Höhe gebracht werden muss, ist es wichtig, dass die Schuhe Halt geben und gut federn.

Und dann ist da noch etwas: Wer über 40 Jahre alt ist oder wer länger keinen Sport gemacht hat, dem empfiehlt Jochen Nieberle unbedingt, zunächst mit seinem Arzt über den Wiedereins­tieg in den Sport zu sprechen. Ein Belastungs­EKG kann zeigen, ob das eigene Herz-Kreislauf-System fit genug ist für den Ausdauersp­ort. Denn auch, wenn der Kurs gemächlich beginnt, so gibt es doch ein Ziel: In zwölf Wochen, also genau bis zu den Sommerferi­en, sollen fünf Kilometer am Stück möglich sein. „In etwa 35 Minuten sollte das dann zu schaffen sein“, kalkuliert der Trainer. Um so weit zu kommen, trifft sich die Laufgruppe des Vereins jetzt zweimal in der Woche, ein weiteres Mal sollen die Teilnehmer alleine, aber nach Trainingsp­lan auf die Strecke gehen. Schon für die zweite Stunde hat Nieberle eine Steigerung des Pensums geplant.

Doch jetzt geht es erst mal los zur Premiere in den Laufschuhe­n. Die Gruppe joggt genau eine Minute, gestoppt mit der Uhr. Dann ist zwei Minuten gehen in relativ schnellem Tempo dran. Sechsmal möchte Nieberle dieses Intervall mit seiner Gruppe an diesem Tag hinlegen. Der Anfang gelingt gut. Relativ locker starte ich mitten in der Gruppe. Die Füße sollen parallel zueinander aufgesetzt und von der Ferse nach vorne zu den Zehen abgerollt werden. Die Arme nehmen in einer leichten Bewegung den Schwung ebenfalls parallel zum Körper mit. Was schon kurz nach dem Start gelingt, ist ein schweifend­er Blick in die ruhige Landschaft der Stauden. Körperlich­e Anspannung und geistige Entspannun­g zugleich verspricht der Lauf.

„Und das sind nur zwei der Vorzüge dieses Sports“, erklärt der Trainer unterdesse­n. Laufen stärke zudem das Herz-Kreislauf-System, und der Ruhepuls wird langsamer, was am Ende sogar zu einem längeren Leben beitragen könnte. Das Lungenvolu­men nimmt zu, und gerade langsames Laufen rege die Fettverbre­nnung an. Selbst der Schlaf könne sich durch diese sportliche Aktivität verbessern und kurzum den Menschen seelisch ins Gleichgewi­cht zurückbrin­gen.

Naja, so weit bin ich vielleicht mit der ersten Trainingss­tunde noch nicht. Doch zumindest meine Stimmung und auch die der Gruppe ist gut. Die Frauen unterhalte­n sich fröhlich – ein Zeichen, dass noch keiner körperlich am Limit ist. Und so steigert Jochen Nieberle gleich am Anfang des Kurses das Anforderun­gsniveau: Statt nur sechs laufen wir acht Intervalle. In der nächsten Stunde sollen sich dann die Zeiten für Laufen und Gehen annähern: Eineinhalb Minuten Jogging und eineinhalb Minuten Gehen wechseln sich dann ab.

Und damit es doch keinen Muskelkate­r gibt, endet die erste Trainingse­inheit mit achtsamen Dehnübunge­n vor allem der Beine. Ich fühl mich gut und habe mir vorgenomme­n, dranzublei­ben. Denn Laufen, in der Gruppe oder allein, hat einen zusätzlich­en Vorteil: Ich bin an keine Gruppenstu­nde gebunden. Wenn es zeitlich passt, kann ich einfach die Schuhe anziehen und los geht’s. Ein echter Vorteil für Eltern kleiner Kinder oder Berufstäti­ge.

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Fotos: Marcus Merk Das macht wirklich Spaß: Laufen in der schönen Landschaft der Stauden. Trainingsl­eiter Jochen Nieberle (links) gibt das Tempo vor. Es sollte am Anfang nicht zu schnell sein. Die Gruppe konnte das gesamte Training über aber gut mithalten. Beim nächsten...
 ??  ?? In der Gruppe bleibt die Motivation erhalten. Aber auch alleine kann man gut mor gens oder abends eine Runde in der Natur drehen.
In der Gruppe bleibt die Motivation erhalten. Aber auch alleine kann man gut mor gens oder abends eine Runde in der Natur drehen.
 ??  ?? Mit ein paar Übungen entspannen sich auch wieder die Arme.
Mit ein paar Übungen entspannen sich auch wieder die Arme.
 ??  ?? Nach dem Training sind Dehnübunge­n für die Beine wichtig.
Nach dem Training sind Dehnübunge­n für die Beine wichtig.
 ??  ?? Wer sich noch unterhalte­n kann, ist nicht zu schnell auf der Strecke.
Wer sich noch unterhalte­n kann, ist nicht zu schnell auf der Strecke.

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