Augsburger Allgemeine (Land West)
Münchner Bierstreit schäumt über
Im Rathaus könnten bald die Fetzen fliegen
Das teure Bier auf der Wiesn, das ist in München ein Gesprächsthema wie andernorts das schlechte Wetter. In diesem Jahr will der Wiesn-Chef und zweite Bürgermeister Josef Schmid den Höchstpreis für die Maß für drei Jahre bei 10,70 Euro einfrieren, dem Maximalpreis des Vorjahres. Das ungewöhnliche Konstrukt eines von öffentlicher Seite verhängten Preisdiktats hatte sich Schmid bei den Wettbewerbshütern im Freistaat abgesichert.
Der Vorschlag sorgte für frostige Stimmung zwischen Wiesn-Chef und Wirten. Und heizte die Stimmung im Rathaus auf. Zeitweise argwöhnten Medien, das Rathausbündnis aus SPD und CSU stehe auf der Kippe. Das wurde dementiert: Eine Auseinandersetzung gehöre zum politischen Geschäft. Morgen steht das Thema auf der Tagesordnung des Wirtschaftsausschusses. Acht CSU-Mitglieder, sieben von der SPD, drei von den Grünen und Einzelvertreter kleiner Parteien – da könnten die Fetzen fliegen. Weil jede Stimme zählt und das Thema heiß umkämpft war, soll es in die Vollversammlung am 17. Mai vertagt werden. Noch einmal Aufschub also. Schmid wollte sein Konzept bereits im März rasch durch den Wirtschaftsausschuss bringen – doch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) nahm das Thema nicht auf die Tagesordnung.
Das Bier auf dem Oktoberfest war schon sehr früh teurer als „normales“Bier. Als 1872 das für die Wiesn reservierte Sommerbier ausging, begann Wiesn-Wirt Michael Schottenhamel mit dem Ausschank des Märzenbieres. Es war stärker, kostete 12 Kreuzer – und war damit drei Kreuzer teurer. Und es kam bestens an. Schottenhamel hatte die Münchner Seele durchschaut. Er wird mit den Worten zitiert: „Wann d’Münchner was richtigs kriangn, na schaugns s’ Geld net an.“