Augsburger Allgemeine (Land West)
Schulz-Hype war nur ein Strohfeuer
Die Wähler in Schleswig-Holstein haben der guten Frühlingsstimmung in der SPD ein jähes Ende bereitet. Wenn die Hochrechnungen zutreffen, hat nicht nur der blasse Ministerpräsident Torsten Albig die Landtagswahl verloren. Vor allem ist das Ergebnis eine herbe Schlappe für SPDKanzlerkandidat Martin Schulz. Es wird immer wahrscheinlicher, dass der Schulz-Hype zum Jahresbeginn lediglich ein Strohfeuer war.
Denn schon im März verlor die SPD im Saarland, wo der Amtsbonus von CDU-Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer schwerer wog als der Schulz-Effekt. Und nun könnte sogar ein SPD-Regierungschef sein Amt verlieren, der vergeblich auf den Rückenwind durch den vermeintlichen Heilsbringer wartete.
Die Verluste werden die Sozialdemokraten aus zwei Gründen in Alarmstimmung versetzen. Erstens hatte sich Schulz mit voller Kraft in Schleswig-Holstein eingebracht. Man hätte fast meinen können, er stünde selbst zur Wahl. Und zweitens setzte es diese Niederlage an der Küste nicht im Wettstreit mit einem charismatischen Herausforderer. Im Gegenteil: CDU-Kandidat Daniel Günther war nur eine Verlegenheitslösung.
Dennoch ist es zu früh für einen Abgesang. Der Schulz-Zug ist noch nicht entgleist, wie manche meinen. Dafür ist das Politikgeschäft zu schnelllebig. Die SPD hat nun 2017 zwei Wahlen in kleinen Ländern verloren. Ein überzeugender Sieg in Nordrhein-Westfalen kommende Woche könnte die Stimmung wieder drehen. Auch wenn momentan wenig dafür spricht.