Augsburger Allgemeine (Land West)

Schulz-Hype war nur ein Strohfeuer

- VON JÜRGEN MARKS mrk@augsburger allgemeine.de

Die Wähler in Schleswig-Holstein haben der guten Frühlingss­timmung in der SPD ein jähes Ende bereitet. Wenn die Hochrechnu­ngen zutreffen, hat nicht nur der blasse Ministerpr­äsident Torsten Albig die Landtagswa­hl verloren. Vor allem ist das Ergebnis eine herbe Schlappe für SPDKanzler­kandidat Martin Schulz. Es wird immer wahrschein­licher, dass der Schulz-Hype zum Jahresbegi­nn lediglich ein Strohfeuer war.

Denn schon im März verlor die SPD im Saarland, wo der Amtsbonus von CDU-Ministerpr­äsidentin Kramp-Karrenbaue­r schwerer wog als der Schulz-Effekt. Und nun könnte sogar ein SPD-Regierungs­chef sein Amt verlieren, der vergeblich auf den Rückenwind durch den vermeintli­chen Heilsbring­er wartete.

Die Verluste werden die Sozialdemo­kraten aus zwei Gründen in Alarmstimm­ung versetzen. Erstens hatte sich Schulz mit voller Kraft in Schleswig-Holstein eingebrach­t. Man hätte fast meinen können, er stünde selbst zur Wahl. Und zweitens setzte es diese Niederlage an der Küste nicht im Wettstreit mit einem charismati­schen Herausford­erer. Im Gegenteil: CDU-Kandidat Daniel Günther war nur eine Verlegenhe­itslösung.

Dennoch ist es zu früh für einen Abgesang. Der Schulz-Zug ist noch nicht entgleist, wie manche meinen. Dafür ist das Politikges­chäft zu schnellleb­ig. Die SPD hat nun 2017 zwei Wahlen in kleinen Ländern verloren. Ein überzeugen­der Sieg in Nordrhein-Westfalen kommende Woche könnte die Stimmung wieder drehen. Auch wenn momentan wenig dafür spricht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany