Augsburger Allgemeine (Land West)
Der Erfolg des Daniel Günther
Wie der CDU-Politiker zum Wahlsieger wurde
Kiel
Mal wirkt er schüchtern, mal wie ein Haudrauf: CDU-Spitzenkandidat Daniel Günther ist der Gewinner dieser Wahl und könnte nun in Kiel Ministerpräsident werden: Der 43-Jährige war noch vor einem halben Jahr nur die Nummer zwei der Nord-CDU. Dann löste er den glücklosen Bundestagsabgeordneten Ingbert Liebing an der Spitze ab. Als Fraktionschef, Landesvorsitzender und Spitzenkandidat hat Günther in der CDU die maximale Führungsmacht gebündelt. Von Anfang an vermittelte Günther den Eindruck, er sei vom Erfolg überzeugt. Sein wichtigster Erfolg war, dass er in dem TV-Duell mit Amtsinhaber Thorsten Albig für viele, die ihn nicht kannten oder unterschätzten, überraschend erfolgreich punkten konnte. Günther wirkte spürbar gereift, faktensicher und erschien auf Augenhöhe mit Albig.
Der neue CDU-Star im Norden hat sich nach dem Politikstudium schnell in die politische Praxis gestürzt. Von 2005 bis 2012 war er als CDU-Landesgeschäftsführer auch für Wahlkämpfe zuständig. Im Landtag ist Günther seit 2009, wo er als Hochschulpolitiker agierte. Der Katholik gilt als organisierter, strukturierter Arbeiter. Gleich nach Übernahme des Fraktionsvorsitzes im Oktober 2014 nahm der ehrgeizige Mann forsch und offensiv die Rolle als Oppositionsführer an.
Mit Forderungen nach Schweinefleisch in Kantinen und Residenzpflicht für Minister erntete Günther Populismusvorwürfe. Im Wahlkampf wettert er gegen marode Straßen und die Windenergie-Ausbaupläne der Regierung. Punkten wird er wahrscheinlich auch mit seiner Forderung, das Abitur wieder auf neun Jahre Gymnasium zu verlängern. Der Vater einer kleinen Tochter joggt, liebt Spaziergänge am Meer und wandert mit seinem Vater in den Bergen. Mit Albig teilt er die Leidenschaft für Fußball und Handball. Wolfgang Schmidt, dpa