Augsburger Allgemeine (Land West)

Schweizer Spion empört viele

SPD-Politiker spricht von Geldwäsche

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In der Schweizer Spitzelaff­äre hat SPD-Fraktionsc­hef Thomas Oppermann den Ton verschärft. Er sei „entsetzt darüber, dass der Schweizer Spion mit offizielle­m Auftrag gegen Nordrhein-Westfalen eingesetzt wurde“, erklärte Oppermann. Die Schweiz „stellt sich damit auf die Seite von Geldwäsche und Steuerhint­erziehung“. Die nordrhein-westfälisc­he Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft (SPD) fordert in der Affäre klare Worte von der Bundesregi­erung.

Ende April war in Frankfurt ein Schweizer unter Spionageve­rdacht festgenomm­en worden. Er soll für den Nachrichte­ndienst seines Landes deutsche Steuerfahn­der ausgeforsc­ht haben. Der Schweizer Geheimdien­st soll versucht haben, in NRW über den Spion und einen noch unbekannte­n Spitzel in den Finanzbehö­rden an Informatio­nen über den Ankauf von CDs mit gestohlene­n Bankdaten mutmaßlich­er Steuerbetr­üger zu gelangen.

Die Schweizer Regierung war nach Angaben von Finanzmini­ster Ueli Maurer über den Spionageei­nsatz informiert. Der heutige Schweizer Finanzmini­ster Ueli Maurer, der bis 2015 Verteidigu­ngsministe­r war und damit dem Schweizer Nachrichte­ndienst des Bundes (NDB) vorstand, sagte dem Schweizer Tages-Anzeiger: „Ich habe vom Engagement von Daniel M. gewusst.“Auch die gesamte Schweizer Regierung sei informiert gewesen.

Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble mahnte in der Affäre zur Zurückhalt­ung. „Die Schweiz ist ein Rechtsstaa­t. Warten wir die Ermittlung­en ab. Ich halte nichts von der öffentlich­en Beschimpfu­ng unserer Partner und Nachbarn.“

Nach Informatio­nen des TagesAnzei­gers kann der verhaftete mutmaßlich­e Agent nicht mit Unterstütz­ung der Regierung in Bern rechnen. Der Schweizer Nachrichte­ndienst sei nicht bereit, sich an den deutschen Anwaltskos­ten zu beteiligen. Der vor gut einer Woche in Deutschlan­d verhaftete Mann habe mehrfach mit einem Kontaktman­n in Frankfurt über die Lieferung geheimer Schweizer Bankdaten gesprochen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Protokolle der Schweizer Justiz. Tatsächlic­h überreicht­e er später gefälschte Bankdaten. Sein Kontaktman­n informiert­e allerdings die betroffene Bank und diese die Schweizer Behörden.

Seit 2006 hatten mehrere Bundesländ­er auf der Suche nach Steuersünd­ern gestohlene Kundendate­n aus der Schweiz und Liechtenst­ein angekauft. Das Vorgehen wurde von der Schweiz kritisiert, von höchsten deutschen und europäisch­en Gerichten aber als zulässig anerkannt.

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