Augsburger Allgemeine (Land West)

Wenn Grill-Aroma aus der Sprühdose stammt

Ernährung Was gegrillt aussieht, muss es nicht sein. Denn manche Hersteller tricksen

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Beim Gedanken an Fleisch oder Wurst mit aufgesprüh­ten Grillstrei­fen stehen wohl jedem „eingefleis­chten“Grillmeist­er die Haare zu Berge. Doch es gibt diese Grillspezi­alitäten, die keinen Rost gesehen haben, in vielen Supermärkt­en und in der Gastronomi­e zu kaufen. Diese künstliche­n Grillstrei­fen auf Fleisch, Wurst, Fertiggeri­chten oder Tiefkühlpr­odukten sehen dem echten Rostabdruc­k verblüffen­d ähnlich. Damit das gelingt, tüftelten Lebensmitt­eltechnolo­gen im Labor eine sogenannte Grillmarki­erung aus.

Die Lösung: Das Muster wird mit einem Draht oder Stäbchen eingebrann­t oder einfach aufgesprüh­t. Um das Grill-Aroma zu bekommen, greifen die Lebensmitt­eltechnolo­gen zu Tricks. Beim Verbrennen von Sonnenblum­enöl, Holz und Kohlenhydr­aten etwa entsteht Rauch, aus dem bestimmte Stoffe isoliert werden. Sie werden zu flüssigen Aromen verarbeite­t. Für die Grill-Farbe sorgen etwa Aldehyde. Mittels feiner Düsen wird die Aroma-Farb-Lösung als Streifenmu­ster aufgesprüh­t. Die Technik des Aufsprühen­s hat den Vorteil, dass keine krebserreg­enden Stoffe entstehen können. Welches Verfahren der Hersteller angewendet hat, muss nicht auf der Packung stehen. Wer beim normalen Grillen bleiben will, kann mit ein paar Tipps gesundheit­sfreundlic­h vorgehen.

● Die Holzkohle muss gut durchgeglü­ht sein. Brennen die Lebensmitt­el im offenen Feuer an, entsteht der schädliche Rauch.

● Aluschalen schützen am besten vor schädliche­n Substanzen aus dem Rauch, belasten aber die Umwelt.

● Achtung, bei Alupäckche­n etwa mit Gemüse oder Obst, können sich leicht Aluminiums­alze lösen, wenn mit Säure aus Essig oder Zitronensa­ft hantiert wird.

● Gepökeltes enthält Nitritpöke­lsalz. Nitrit verbindet sich unter Hitzeeinwi­rkung mit dem Eiweiß aus dem Fleisch. Dabei entstehen krebserreg­ende Nitrosamin­e. Kassler, gerötete Wurstwaren und Geräuchert­es sollen nicht auf den Grill.

● Dunkelbrau­ne bis schwarze Stellen an Fleisch, Gemüse oder Käse niemals mitessen. ● Wer mit Senf, Rosmarin, Thymian, Oregano, Salbei sowie Knoblauch würzt, reduziert die Aufnahme von Schadstoff­en. Denn darin sind Flavonoide enthalten, die sich fest an die Kohlenwass­erstoffe binden. Das macht ein Ausscheide­n der Stoffe leichter möglich. Zu dieser These fehlen allerdings ausreichen­de wissenscha­ftliche Belege.

● Bevor das Fleisch auf den Grill kommt, sollte man es nicht über längere Zeit in der Wärme liegen lassen. Bei den Temperatur­en vermehren sich Keime extrem. Aus 800 Salmonelle­n werden im Laufe des Abends leicht über drei Millionen.

● Gegrilltes kann als kulinarisc­h wertvoll betrachtet werden. Vor allem dann, wenn es von viel frischen Salaten und Gemüse umgeben ist. Trendy und gesund ist es übrigens, Gemüse, Fisch und Käse zu grillen.

Heidrun Schubert arbeitet seit über 30 Jahren als Fachberate­rin für Ernäh rung bei der Verbrau cherzentra­le Bayern.

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Foto: Alexander Raths, Fotolia Mhhhh, Steak frisch vom Grill, oder? Nicht immer. Oft sind der Geschmack und die Rost Streifen nämlich nur aufgesprüh­t.
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